Im Rom des Gian Lorenzo Bernini

Weiter geht mein Weg an diesem Morgen nach Trastevere zu
Berninis seliger Ludovica Albertoni in der Kirche​

San Francesco a Ripa


Auf dem Areal der Kirche - dem Hospiz San Biagio - hat der Legende nach der heilige Franziskus während seines Romaufenthalts 1219 gewohnt - sein Kopfkissen aus Stein soll sich immer noch hier befinden. Die Kirche gehört auch heute noch den Franziskanern. Die ursprüngliche Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, wurde aber 1682 komplett im barocken Stil umgebaut. Hier befindet sich auch das Grab von Giorgio de Chirico - sein Museum ist nahe der Spanischen Treppe.​

In dieser Kirche hat einmal eine römische Prinzessin um Mitternacht eine Messe mit unzähligen Kerzen für ihren verstorbenen Liebhaber lesen lassen - obwohl sie ihn selbst töten ließ.​

Die selige Ludovica Albertoni


Die Entstehung dieses Kunstwerks entführt uns in ein interessantes Kapitel der Kirchengeschichte: Am 29. April 1670 wurde Emilio Altieri nach viermonatigem Konklave zum Papst gewählt. Er war zu der Zeit bereits 80 Jahre alt, nahm den Namen Klemens X. an und sollte - wie so oft in der Papstgeschichte - nur ein Übergangspapst sein. Doch - ebenfalls wie so oft - lebte er viel länger als geplant. Zu seiner Unterstützung (die altersbedingt vonnöten war), adoptierte er den Kardinal Paluzzo Paluzzi degli Albertoni als Kardinalnepoten. Da der Papst der letzte männliche Nachkomme seiner Familie war, veranlaßte er die Ehe seiner Nichte mit dem Neffen des Kardinals. Bedingung war, daß der ganze Familienzweig den Namen Altieri annähme, um dessen Aussterben zu verhindern. Der Familienpalazzo der Altieri liegt gegenüber der Kirche Il Gesu.​

Wie so üblich ließ auch der Kardinal - pünktlich zum Heiligen Jahr 1675 - ein Kunstwerk erschaffen, welches seinen Ruhm mehren sollte. Als Motiv bot sich die 1671 seliggesprochene Nonne aus dem Hause Albertoni an. Er erreichte, daß Bernini die Figur für die Cappella Albertoni-Altieri in San Francesco a Ripa schuf. (Durch Vermittlung Christinas von Schweden sogar kostenlos als Gegenleistung für die Aufhebung des Exils seines Bruders.) Wie bei Michelangelos Pieta entspricht auch hier das Gesicht nicht dem einer 60jährigen. Bernini zeigt uns die Selige im Zeitpunkt ihres Todes. In der Kapelle befindet sich rechts ein Fresko mit der Seligen beim Austeilen von Almosen, links ein Fresko mit der heiligen Klara von Assisi, der Gründerin von Teresas Orden. Das Altarbild stammt von Giovanni Baciccia und zeigt Maria mit dem Jesuskind und ihrer Mutter Anna. Die Stuckengelchen schauen aufs Bild und auf Ludovica. Unsichtbare Fenster beleuchten die Szene. Besonders gut gefällt mir das Tuch aus buntem Marmor.​

Ludovica Albertoni (1478 - 1533) lebte in Trastevere, heiratete einen Adeligen und kümmerte sich als Witwe um die Ärmsten der Armen.
Bemerkenswert an Kardinal Altieri degli Albertoni ist noch, dass 91% der römisch-katholischen Bischöfe in ihrer Sukzession auf ihn zurückführen. Auch Johannes Paul II und Benedikt XVI.​
 
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In dieser Kirche hat einmal eine römische Prinzessin um Mitternacht eine Messe mit unzähligen Kerzen für ihren verstorbenen Liebhaber lesen lassen - obwohl sie ihn selbst töten ließ.​

Makaber oder Trauer ?

Das ist hier die Frage! :twisted:​


Die Selige sieht ganz schön verzückt aus.

Ja, es erinnert sehr an seine heilige Teresa.

Ganz herzlichen Dank für das schöne Foto.​
 
Da ich nun mal schon in Trastevere bin, entschließe ich mich dazu, noch einige Kirchen zu besuchen. Mein erstes Ziel ist​

Santa Cecilia

Vor der Kirche ein schöner Innenhof mit Brunnen, antiker Vase und Rosen.​



Die Heilige Cäcilia als Schutzheilige der Musik wird gerne mit Musikinstrumenten dargestellt, wie hier von Raffael.


Im Jahr 821 wurden die Gebeine der Heiligen aus der Calixtus-Katakombe hierher verlegt. Ihre Skulptur stammt von Stafano Maderno, der sie so darstellte, wie man sie beim Öffnen des Sarges 1599 sah.


Auf dem Gelände stand wohl einst das Haus ihreres Ehemannes, dem heiligen Valerian. Unter Papst Paschalis wurde dann hier im 9. Jahrhundert diese Kirche erbaut, aber sehr oft umgebaut.

Das Apsismosaik stammt ebenfalls aus dem 9. Jahrhundert und zeigt Christus auf einer Wolke mit Heiligen. Das Ziborium ist von Arnolfo di Cambio.

Im dazugehörigen Benediktinerinnen-Kloster das Highlight des Komplexes, die Fresken des Pietro Cavallini aus dem 13. Jahrhundert - leider ist hier fotografieren nicht gestattet.

Bild
 
Danke, dentaria, für die Info zu Santa Cecilia mit den schönen Fotos.

Ich habe mir diese Kirche für den nächsten Rom-Besuch, bestimmt jedoch für Weihnachten vorgenommen.

Die Skulptur der Cecilia bekommt unter dem Aspekt, dass man sie so vorgefunden hat eine ganz andere Dimension.

Viele Grüße

Tizia
 
Rom lebt seit seiner Gründung von solchen Geschichten. Die Legende der Heiligen ist eine der umstrittensten (siehe da). Die Öffnung des Sarges mitten in der Zeit der Gegenreformation und die daraus entstandene Geschichte passen in jene Zeit. Ich finde diese Geschichten trotzdem interessant.
 
Rom lebt seit seiner Gründung von solchen Geschichten. Die Legende der Heiligen ist eine der umstrittensten (siehe da). Die Öffnung des Sarges mitten in der Zeit der Gegenreformation und die daraus entstandene Geschichte passen in jene Zeit. Ich finde diese Geschichten trotzdem interessant.

Danke für die Ergänzung.

Viele Grüße

Tizia
 
Ich habe mir diese Kirche für den nächsten Rom-Besuch, bestimmt jedoch für Weihnachten vorgenommen.

Ganz herzlichen Dank für deine netten Worte. :thumbup:​

Beachte aber, dass Cavallinis Fresken nur von 10h bis 12.30h zu sehen sind.​


Die Legende der Heiligen ist eine der umstrittensten (siehe da).

Vielen Dank für den Link. :thumbup:​

Auch da ist ja die Cäcilia des Raffael abgebildet.
Ich erinnere mich immer noch gerne an unseren Todi-Besuch im Juli 2011, mit dem Besuch der Ausstellung der Raffael-Kopien. :nod:​
 
Wir feiern am 22. November bzw. dem darauffolgenden Samstag immer mit dem Kirchenchor das Fest der Heiligen der (Kirchen)Musik. Vor zwei Jahren habe ich anhand der Fotos, die ich in Todi gemacht habe, einen kurzen Vortrag gehalten. Diese Idee kam mir kurz nach unserem Besuch. Natürlich habe ich den himmlischen Gesang über alles gestellt und selbst die von unserem Chorleiter heißgeliebte Orgel runtergemacht. Das Thema singen "a capella" oder mit Orgelbegleitung ist ein permanenter Diskussionspunkt zwischen uns beiden. Ich bin froh, dass wir in meinem zweiten Chor oft die Harmonie der Stimmen ohne Klavierbegleitung üben.
 
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Als nächstes besuche ich die nahe Kirche​

San Crisogono

An dieser Stelle entstand schon 499 die erste Kirche, die nächste unter Papst Gregor III. im 8. Jahrhundert. Wie bei San Clemente wurde 1132 eine neue Oberkirche gebaut und die alte Kirche wurde
zur Unterkirche. Ab 1623 wurde die Kirche im Auftrag Scipiones Borghese barockisiert. In diesem Rahmen entstand auch die Fassade von Soria. Der Glockenturm wurde 1124 erbaut. Geweiht ist sie dem
heiligen Chrysogonus, dessen Existenz allerdings nirgends bestätigt wird. Über dem Porticus sieht man Adler und Drachen aus dem Wappen der Familie der Borghese, und die Innschrift zu Ehren des Scipione Borghese, dessen Namen man auch über dem Seiteneingang findet.​


Im Inneren begeistert
der Cosmatenfußboden​


die 22 antiken Säulen aus Porphyr​


die reichbestückte Kassettendecke mit dem Wappen der Borghese​


und die Apsis mit den Mosaiken des 13. Jahrhunderts, mit Madonna mit Jesuskind, dem heiligen Sebastian und dem heiligen Chrysogonus.​



Die Unterkirche mit schönen alten Fresken habe ich leider nicht besucht.

Zusatz:

Am 30. August 2014 habe ich mich nun doch getraut, in die Unterkirche zu gehen. Allerdings nur ganz kurz zum fotografieren, denn dann hat mich die Panik gepackt und ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. :cry:





Der Messmer kam mir entsetzt entgegen und wollte wissen, weshalb ich denn schon wieder oben war. Ich versuchte, ihm das zu erklären. Er verstand es zwar nicht, berichtete allerdings, dass dies schon des Öfteren vorkommt.​
 
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Liebe dentaria,

vielen Dank für die Vorstellung dieser schönen Kirche. Ich kann mir gut vorstellen deinen Spaziergang durch Trastevere mal nachzugehen. :nod:

Was kommt als nächstes?

Viele Grüße

Tizia
 
Liebe Tizia,

es freut mich, dass Dir der Saziergang gefällt.
Nun geht es noch nach Santa Maria in Trastevere, bevor ich mich wieder Bernini widme.

Lg
dentaria​
 
Ich besuche diese Kirche auch immer wieder gerne, wenn ich in Trastevere bin. In der Unterkirche war ich auch noch nicht. Mit der Geschichte dieses Gotteshaus habe ich bisher nicht beschäftigt. Danke für Deine Recherchen!
 
Ich habe gerade mal im Kirchenführer von Gatz beblättert. Dort wird San Crisogono leider nur ganz kurz gestreift. Danke Dentaria für deine Ausführungen. Vielleicht passt die Kirche ja in unser Trastevere Programm.
 
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