Im Rom des Gian Lorenzo Bernini

Bozzetto der Reiterstatue Ludwigs XIV.

Bild

Im gleichen Raum steht auch das Terracotta-Modell der Reiterstatue - mit 75 cm ungewöhnlich groß. Bernini erhielt den Auftrag dafür 1665 bei seiner Frankreichreise vom König. Die Statue selbst wurde dann aber von seinen Schülern fertiggestellt, daher auch das große und ausführliche Modell. Eigentlich sollte die Statue auf der Spanischen Treppe, unterhalb von der Kirche Santa Trinità dei Monti, aufgestellt werden. Um den Papst und die Römer nicht zu kränken unterließ man diesen Plan und verschiffte das Werk aufwändig nach Paris. Der König erhielt das Werk aber erst 1684 und da gefiel es ihm nicht mehr - daher ließ er die Statue umarbeiten und in der Orangerie von Versailles aufstellen, später dann relativ versteckt in der Gartenanlage. Ludwig war inzwischen 17 Jahre älter und krank, wodurch er seine jugendliche Darstellung wohl eher als peinlich ansah. Außerdem war der Übergang von Barock zum Klassizismus in Versailles im vollen Gange. Heute steht eine Kopie im Louvre.​

Darstellung



Bernini entschied sich für den hellenistische Form eines Reitermodells, also mit einem Pferd welches nur auf den Hinterbeinen steht - bei der römischen Form schreitet der Reiter, wie bei der Marc Aurel Statue in den Kapitolinischen Museen. Für diese Art der Reiterstatue entschied er sich auch schon bei seinem Konstantin im Portikus des Petersdoms. Der König erhielt Gesichtszüge und Bekleidung von Alexander dem Großen, daher auch ohne Steigbügel und Zügel. Bedingung für den Auftrag war, dass sich der König und Konstantin deutlich zu unterscheiden haben, damit es auch wirklich ein eigenständiges Werk sei.​
 
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Die letzten Werke Berninis in der Galleria Borghese sind 2 Selbstporträts

Bernini als etwa 25jähriger


In diesem Alter hatte Bernini schon die meisten seiner berühmten Werke in der Galleria Borghese fertiggestellt. Bernini zeigt sich auf diesem Gemälde noch etwas unsicher. "Sind meine Skulpturen gut
genug geworden? Welche Mängel haben sie denn? Kann ich noch besser werden?" scheint ihm durch den Kopf zu gehen.

Bernini als etwa 40jähriger


Dieses Gemälde war ursprünglich ein Doppelporträt, gemeinsam mit seiner Geliebten Costanza Bonarelli. Als sie ihn jedoch mit seinem Bruder betrog, zerschnitt er wütend das Bild und hinterließ dabei eine zerfranste Seite. Hier schaut er freundlich und selbstbewusst, war er doch der Star seines Jahrhunderts.​
 
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vielen Dank liebe Dentaria,

absolut schöne Berichte von Dir, auch absolut der schöne letzte Abend in Rom.

schönen Tag!

Qing
 
Liebe Qing,​


herzlichen Dank für Dein Lob. Da mein Flieger erst am Abend ging, hatte ich auch am letzten Tag noch viel Zeit für Bernini.​

LG
dentaria​
 
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Am nächsten Morgen führt mich mein Weg zuerst an die Via Appia Antica, zur Kirche​

San Sebastiano fuori le mura


Diese Kirche gehört zu den 7 Pilgerkirchen Roms und stammt aus dem 4. Jahrhundert. Zunächst hatte sie den Namen "Basilika Apostolorum", da sie ursprünglich den Aposteln Petrus und Paulus geweiht war, die der Legende nach hier einst wohnten und bestattet wurden. Im 9. Jahrhundert wurde sie dann dem heiligen Sebastian geweiht. Im 17. Jhd. wurde die Kirche unter Scipione Borghese in eine einschiffige Basilika umgebaut. Berühmt sind auch die Katakomben des heiligen Sebastian. Sie wurden in einer Talsenke (ad Katakombus) angelegt und gaben allen unterirdischen Begräbnisanlagen den Namen "Katakomben".​


Der heilige Sebastian


Am ersten Seitenaltar links befindet sich das Grab des Heiligen mit einer schönen Skulptur des Bernini-Schülers Antonio Giorgetti. Ein beliebtestes Motiv in der Malerei, aber in der Bildhauerei natürlich
schwer darzustellen.​

Salvatorbüste



In dieser Kirche befindet sich auch das letzte Werk Beninis, das Relief des Salvator mundi. Da er im Laufe seines Lebens immer christlicher wurde und seine Kräfte schwinden sah - es ist nicht klar
wie viel er selbst davon schuf - war diese Themenwahl nur zu verständlich.
Sein Biograph Baldinucci schreibt dazu:
"Bernini war bereits im 80. Lebensjahr. Schon etliche Zeit vorher hatte er seine innigsten Gedanken eher darauf gerichtet, die ewige Ruhe zu erlangen als seinen irdischen Ruhm zu vermehren. Ebenso groß war der Wunsch in seinem Herzen, Ihrer Majestät der Königin von Schweden, seiner besonderen Förderin, bevor er die Augen schließe, ein Zeichen seiner Dankbarkeit darzubringen. Um dem einen Wunsch zu entsprechen und sich auf das andere Verlangen noch besser vorzubereiten, machte er sich eifrigst ans Werk, eine Halbfigur unseres Erlösers Jesus Christus in mehr als Lebensgröße zu schaffen. Dieses Werk war, wie er sagte, sein liebstes, und es war das letzte, das die Weld aus seiner Hand empfing."​

Königin Christina lehnte das Geschenk zwar ab, da sie kein gleichwertiges Gegengeschenk hatte, erbte die Skulptur dann aber per Testament. Sie selbst vererbte den Salvator mundi an Papst Innozenz XI. Odescalchi. Noch 1773 war er im Besitz der Familie, der weitere Verbleib ist allerdings ungewiss. Fast 200 Jahre war dieses Werk verschollen, man diskutierte allerdings, ob eine der Kopien in Norfolk oder Sées das Original sei. Erst 2001 wurden die Fachleute auf die Büste in San Sebastiano aufmerksam und erkannten sie aufgrund ihrer Qualität schnell als das Original an.​

Ist die rechte Hand nun eine segnende Hand wie sie Berninis Sohn Domenico sieht? Zitzelsberger sieht das anders und erkennt die Handhaltung als abwehrend. Die kontrapostische Haltung - der Kopf weißt in die Gegenrichtung der rechten Hand - unterstreicht diese Meinung. In der Kunst wurde die linke Seite als die des Bösen dargestellt - also musste man abwehren - und die Rechte - die Blickrichtung des Salvators - als die des Guten.​

Der Sockel wurde von Bernini bewusst so hoch - mehr als 2 Meter - geschaffen, damit die Gläubigen nach oben schauen mussten. Er war aus vergoldetem Holz mit zwei Engeln, die wiederum einen Sockel aus buntem Marmor trugen.​
 
Danke für diesen Bericht liebe Dentaria!

Erst gestern hatte ich mich mit der Via Appia und genau jener Kirche etwas näher beschäftigt und als mögliches Ziel notiert.

Und nun lieferst du mir sofort wunderbare Infos dazu!

Du musst das geahnt haben :nod: :thumbup:
 
Danke Dentaria. Ich habe mir San Sebastiano ja auch bei meiner Romreise im letzten Jahr angesehen und mir die Salvatorbüste noch einmal genauer angesehen. Die erhobene Linke sieht wirklich eher nach Abwehr aus als nach einer segnenden Hand.

Die Darstellung des pfeilgespickten Sebastian findet man wirklich sehr häufig in der Kunst. Das ist wohl wirkungsvoller darzustellen als die eigentliche Todesart. Nachdem sich Sebastian von den Verwundungen durch die Pfeile erholt hatte, soll er letztendlich mit Keulen erschlagen worden sein.
 
Albrecht Altdorfer hat zwar "Der hl. Sebastian wird erschlagen" dargestellt, die Pfeile sind aber das traditionelle Attribut seit der Renaissance - gerne mit 5 als Anlehnung an die Wunden Christi. Im 7. und 8. Jahrhundert wurde er mit Kreuz, Palmzweig oder Siegeskrone dargestellt, im Mittelalter dann als Ritter mit Pfeil und Bogen.​

Nach seiner Ermordung wurde der heilige Sebastian in die Cloaca Maximo geworfen, was von Ludovico Carracci gemalt werde.​
 
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Liebe dentaria,

vielen Dank für den informativen Bericht und den stimmungsvollen persönlichen Abschluss.

Nun bin ich schon gespannt welches Thema du dir als nächstes aussuchst. ;)

Viele Grüße

Tizia
 
Liebe Tizia,

vielen dank für Deine netten Worte. Jetzt geht's nach Trastevere. ;)
Einen schönen Abend wünscht Dir

dentaria
 

Na ja, begeistert war ich von dem Essen in einem hier hochgelobten Restaurant nicht. :?

Aber zunächst kommen noch einige Kirchen. ;)
 
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