Die Brunnen Giacomo della Portas

Liebe Simone,

ich gestehe, an diesem Brunnen einige Male achtlos vorbeigegangen zu sein! :blush:
Das wird mir nun nicht mehr passieren und dafür und wieder einmal für die kundigen Ausführungen danke ich Dir herzlich! :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
ich gestehe, an diesem Brunnen einige Male achtlos vorbeigegangen zu sein! :blush:
Das wird mir nun nicht mehr passieren und dafür und wieder einmal für die kundigen Ausführungen danke ich Dir herzlich! :nod:

Ich kann mich dieser Bemerkung nur "schuldbeflissen" anschließen.
Die Vorfreude auf meinen Besuch im Herbst d.J. wird durch Deine kundigen Informationen nur größer:!:

Gruß von
mystagogus
 
Liebe Simone, ich gestehe, an diesem Brunnen einige Male achtlos vorbeigegangen zu sein! :blush:
Wohingegen ich ihn immer schon faszinierend fand: Erinnere mich noch genau, wie ich 2002 von genau diesem Brunnen den Anstoß bekam, während des gesamten damaligen Rom-Aufenthalts schwerpunktmäßig Brunnen zu photographieren; und wie mich mein unmittelbar nächster Gang in ein Photogeschäft in der Via del Corso führte, um Rollfilme (!) nachzukaufen. Nur, dass eben leider daraus auch nur solche Aufnahmen geworden sind (nach deren Negativen ich auch erst einmal suchen müsste :blush:) - also nichts Digitales :?; daran dachte ich seinerzeit längst noch nicht ... :~
 
(...) für die kundigen Ausführungen danke ich Dir herzlich! :nod:

Ich bedanke mich für Dein Interesse an den Brunnen della Portas über den man so wenig Informationen findet. Bisher konnte ich auch in Reiseführern nicht viel über die Geschichte der Brunnen finden. Es macht viel Spass die Informationen aus allen möglichen Quellen zusammenzutragen. Zu gerne wüsste ich, ob und wenn ja in welchen römischen Archiven Dokumente über Leben und Werk della Portas schlummern.

Ich kann mich dieser Bemerkung nur "schuldbeflissen" anschließen.
Die Vorfreude auf meinen Besuch im Herbst d.J. wird durch Deine kundigen Informationen nur größer:!:

Zur Schuldbeflissenheit besteht aber nun wirklich kein Grund! Dass die Brunnenvorstellungen Deine Vorfreude auf Rom erhöhen, freut mich natürlich sehr. :nod:

Liebe Simone, ich gestehe, an diesem Brunnen einige Male achtlos vorbeigegangen zu sein! :blush:
Wohingegen ich ihn immer schon faszinierend fand: Erinnere mich noch genau, wie ich 2002 von genau diesem Brunnen den Anstoß bekam, während des gesamten damaligen Rom-Aufenthalts schwerpunktmäßig Brunnen zu photographieren

Auch für mich war dieser Brunnen immer wichtig und eine Landmarke in Rom.
Als Kind und Jugendliche war ich ein paar Mal mit meinen Eltern in Rom (zum ersten Mal 1965, zum letzten Mal 1979, dann gar nicht mehr bis 2005 :thumbdown).
Wir wohnten immer an der Piazza Montecitorio und zum Frühstück gingen wir über die Piazza Colonna zum Caffè Alemagna, Via del Corso 180. Diese Institution im Palazzo Marignoli gibt es leider nicht mehr, dort ist heute ein nichtssagender Autogrill. Zwar sind meine Erinnerungen an das Alemagna undeutlich aber ich liebte es dort zu frühstücken, es war für einen jungen Menschen wie mich ein Stück italienischer Lebensweise. Der grosse Raum, das Bestellen an der Kasse, der Kaffeeduft, die leckeren Pannini ... Zu schade, dass das nicht erhalten wurde. Viel würde ich darum geben ein Foto vom alten Caffè Alemagna zu haben, ich habe schon das Web durchforstet aber nichts gefunden.
Auf dem Weg dorthin sind wir natürlich immer an der Piazza Colonna vorbeigekommen und so ist der Brunnen mir in lieber Erinnerung geblieben.

Es ist übrigens jetzt Halbzeit: Acht Brunnen habe ich Euch bereits vorgestellt und acht kommen noch, auch solche an denen Ihr sicher nicht achtlos vorbeigegangen seid. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Simone, ich gestehe, an diesem Brunnen einige Male achtlos vorbeigegangen zu sein! :blush:
Wohingegen ich ihn immer schon faszinierend fand: Erinnere mich noch genau, wie ich 2002 von genau diesem Brunnen den Anstoß bekam, während des gesamten damaligen Rom-Aufenthalts schwerpunktmäßig Brunnen zu photographieren

Auch für mich war dieser Brunnen immer wichtig und eine Landmarke in Rom.
Als Kind und Jugendliche war ich ein paar Mal mit meinen Eltern in Rom (zum ersten Mal 1965, zum letzten Mal 1979, dann gar nicht mehr bis 2005 :thumbdown).
Wir wohnten immer an der Piazza Montecitorio und zum Frühstück gingen wir über die Piazza Colonna zum Caffè Alemagna, Via del Corso 180. Diese Institution im Palazzo Marignoli gibt es leider nicht mehr, dort ist heute ein nichtssagender Autogrill. Zwar sind meine Erinnerungen an das Alemagna undeutlich aber ich liebte es dort zu frühstücken, es war für einen jungen Menschen wie mich ein Stück italienischer Lebensweise. Der grosse Raum, das Bestellen an der Kasse, der Kaffeeduft, die leckeren Pannini ... Zu schade, dass das nicht erhalten wurde. Viel würde ich darum geben ein Foto vom alten Caffè Alemagna zu haben, ich habe schon das Web durchforstet aber nichts gefunden.
Auf dem Weg dorthin sind wir natürlich immer an der Piazza Colonna vorbeigekommen und so ist der Brunnen mir in lieber Erinnerung geblieben.

Wahrscheinlich lag es daran! ;) :~
Ich habe bei allen bisherigen Romaufenthalten noch nie in dieser Gegend gewohnt, habe bis vor kurzem auch Herder nicht gekannt! :blush:
Aber inzwischen kenne ich die Gegend etwas besser und gelobe, beim nächsten Mal dem Brunnen die Ehre zu erweisen, er ist ja wirklich sehr schön! :thumbup:

Auf die weiteren Brunnen bin ich schon sehr gespannt! :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
Fontana di Piazza Mattei
oder
Fontana delle Tartarughe

1581 bis 1588


Den meisten Foristi wird der Schildkrötenbrunnen mit den eleganten Jünglingsgestalten und den so lebensechten Schildkröten am oberen Brunnenrand bekannt sein. Ich freue mich immer wieder an der graziösen Leichtigkeit dieser Komposition wenn ich an der kleinen Piazza Mattei im Rione Sant'Angelo vorbeikomme.
Im Zuge meiner Recherchen habe ich viel Neues, vor allem zur Ikonographie des Brunnens, gelernt und freue mich darauf, ihn bei nächster Gelegenheit mit diesem Wissen neu zu betrachten.
Zwei Künstlern verdanken wir die Entstehung dieses kleinen Juwels des römischen Manierismus, dem Baumeister Giacomo della Porta und dem Bildhauer Taddeo Landini. Von späteren Veränderungen wird zu berichten sein.


Die Einweihung des Brunnens fand mitten im Sommer, am 15. Juli 1585 statt. Umgeben ist er von den Palästen der Adelsfamilie Mattei und dem Palast der Familie Costaguti.


Wie die bereits vorgestellten Brunnen, war auch dieser Teil eines Wasserversorgungsprogramms um die Bewohner der Altstadt mit frischem Wasser aus den Sabiner Bergen zu versorgen. Die Kommission, welche u.a. über die Standorte der Brunnen zu entscheiden hatte (die “Congregazione sopra le strade e le fontane”) und der Giacomo della Porta als päpstlicher Architekt vorstand, hatte sich dafür entschieden, dass auch die Piazza Giudia im römischen Ghetto einen Brunnen erhalten sollte. Die Wasserleitung erreichte die Piazza Giudia 1580 aber dann sollte es doch anders kommen.

Der Brunnen verdankt seinen Standort an der Piazza Mattei dem Einfluss der Adelsfamilie der Mattei auf die Kommission, welche über die Standorte der Brunnen zur Wasserversorgung der Bevölkerung entschied.

Der Adlige Muzio Mattei, selbst Mitglied in dieser Kommission wusste seinen Einfluss geltend zu machen und setzte die Verlegung zur Piazza Mattei am nördlichen Rand des Ghettos durch. Hier besass seine Familie einige Palazzi. Auf den Ruinen des Balbustheaters hatte die Familie das erste wichtige Gebäude des Komplexes errichten lassen.

Mit diesem Brunnen unterstrich die wirtschaftlich mächtige Adelsfamilie ihr Geltungsbedürfnis. Man vermutet, dass sie sich die Verlegung zur Isola Mattei Einiges kosten liess. Auch übernahmen die Mattei die Kosten für den Unterhalt des Brunnens und versprachen den Platz pflastern zu lassen.

Die Bevölkerung im Ghetto musste bis 1591 auf einen Brunnen warten. Dazu mehr in der nächsten Brunnengeschichte.

Der Legende nach liess Herzog Mattei den Brunnen direkt vor dem Portal seines Palazzo an einem einzigen Tag errichten um seinen zukünftigen Schwiegervater zu beeindrucken. Mattei hielt zu dieser Zeit um die Hand einer reichen Römerin an aber nachdem er sein ganzes Vermögen beim Glücksspiel verloren hatte, weigerte sich der Vater der jungen Frau ihm seine Tochter zu geben. Aus der Hochzeit könne nach dieser Leichtsinnigkeit nichts werden, seine Tochter wolle er keinem Hungerleider zur Frau geben, liess er mitteilen.Am nächsten Tag lud Herzog Mattei die junge Frau und ihren Vater in seinen Palast ein. Er liess sie durch einen Seiteneingang hineinführen und öffnete dann die Fensterläden zur Piazza Mattei an der nun ein wunderschöner Brunnen stand, der am Abend zuvor noch nicht dort gewesen war. „Das kann kein Hungerleider“, soll der Vater der jungen Frau gesagt haben und die Hochzeit konnte doch stattfinden. Das Fenster, aus dem heraus die Drei auf den Brunnen geblickt hatten liess der Herzog vermauern. Keinem anderen Menschen sollte dieser einmalige Blick vergönnt sein.


Tatsächlich wurde der Schildkrötenbrunnen 1581 bis 1588 von Giacomo della Porta und Taddeo Landini vor dem alten Palazzo des Muzio Mattei errichtet. Der Palazzo mit dem heute sichtbaren vermauerten Fenster allerdings entstand erst 1616.

Von Giacomo della Porta stammen die Marmorteile des Brunnens, d.h. die tiefgraue obere Brunnenschale aus afrikanischem Marmor, der Baluster aus weissem Marmor mit wenigen hellgrauen Adern sowie die vier unteren Brunnenschalen in Muschelform aus grau-rot-weiss-gesprenkeltem Portasanta-Marmor.


Ein Werk des Florentiner Bildhauers Taddeo Landini sind die vier Bronzeskulpturen junger Männer, welche jeweils einen Fuss auf einen Delphin stellen und eine Hand über den Kopf zur oberen Brunnenschale heben. Dort sollten ursprünglich vier weitere Delphine Wasser in die Schale speien. Doch der Wasserdruck war zu niedrig und della Porta verzichtete auf die Platzierung der bereits gegossenen Delphine. So griffen die Jünglinge nach oben ins Leere. Das sollte auch bis etwa 1659 also rund 80 Jahre lang so bleiben!

Was mit den vier verbliebenen Delphinen geschah, werden wir auch noch erfahren.

Wer sich jetzt das Plätschern des Brunnens anhören möchte, findet in diesem Videoclip von jüngsten Dreharbeiten an der Piazza Mattei die Möglichkeit dazu.

1658/59 wurde der Brunnen erstmals renoviert.Damals verschwanden z.B. die Stufen, die ursprünglich zu ihm hinaufgeführt hatten und die man in alten Abbildungen erkennen kann.

Statt dessen wurde rings um den Brunnen das heute noch sichtbare Bassin angelegt sowie vier Inschriften, die Papst Alexander VII. als Auftraggeber der Restaurierung ausweisen, angebracht.

Auch die vier wasserspeienden Puttenköpfe an der oberen Brunnenschale verdanken ihre Entstehung dieser Restaurierung.


Vor allem aber wurden damals die vier Schildkröten hinzugefügt.


Die letzte Darstellung des Brunnenns an der Piazza Mattei ohne Schildkröten stammt aus dem Jahr 1647, die erste mit den vier Schildkröten von 1662. Wahrscheinlich wurden sie zwischen 1658 und 1660 dem Brunnen hinzugefügt. Nun hatte die dem Beobachter unnatürlich erscheinende Haltung der Bronzejünglinge einen Sinn.

Wie sehr diese sich über die Ankunft der Schildkröten freuten, belegt sehr nett dieser Spot:


Man weiss nicht, wer diese Ergänzung vornahm aber meistens wir angenommen, dass die Schildkröten von Gian Lorenzo Bernini stammen könnten. Auch den Namen Andrea Sacchi liest man in diesem Zusammenhang.

Von dieser Zeit an trägt der zuerst als Fontana dei Mattei oder Fontana di Piazza Mattei bekannte Brunnen den Namen Fontana delle Tartarughe, Schildkrötenbrunnen.

Bevor wir uns der Ikonographie des Brunnens zuwenden, betrachten wir zunächst einige alte Ansichten des Brunnens:


Auf der Suche nach einem Bild des Brunnens aus der Zeit vor der Hinzufügung der Schildkröten, stiess ich auf die englische Seite zum Brunnen bei Wikipedia. Dort fand ich nicht nur das gewünschte Bild, sondern auch und vor allem den Link zur Doktorarbeit der norwegischen Kunsthistorikerin Anne Kristine Togstad "Fontana delle Tartarughe. The iconography of a Roman fountain."

Die Lektüre der rund 100 Seiten habe ich gestern beendet und fand sie unglaublich interessant, spannend und überzeugend. Da dies aber wenig mit della Porta zu tun hat, beschränke ich mich auf ein paar wenige Hinweise.

Die Epheben werden von ihr als Darstellungen des jungen Hirten Ganymed interpretiert.


Dieser wurde von Jupiter in Gestalt eines Adlers auf den Olymp entführt, wo er als Mundschenk der Götter Unsterblickkeit erlangte. Die Familie Mattei führte den Titel Mattei di Giove (=Jupiter) und die Kunsthistorikerin weist nach, dass Jupiter und Ganymed auf vielen Kunstwerken im Besitz der Familie Thema sind. In einem der Palazzi an der Piazza Mattei gab es einen weiteren von Landini errichteten Brunnen der Jupiter zeigte. Später (und bis heute) zierte diesen ein Neptun-Bild. Es gibt also einen klaren Zusammenhang zwischen der Jupiter-Ganymed-Sage und der Familie Mattei. Früher schmückte auch ein heute verschwundenes Wappen mit einem Adler den Eingang zum Palazzo Mattei.

Die Schildkröten


sind in der römischen Mythologie mit der Gestalt des Jupiter-Sabazius verbunden. Sogenannte Sabazius-Hände (Votivfiguren) zeigen oft Schildkröten. Hier zwei Beispiele, die ich im Netz gefunden habe: Barakat Gallery Store und Hand of Sabazius.

Die Autorin hält es durchaus für möglich, dass der Künstler (Bernini?), der die Schildkröten dem Brunnen hinzufügte, Kenntnis dieser Zusammenhänge hatte und ganz bewusst, und nicht etwa zum Scherz, Schildkröten als Zusatz zum Brunnen der Mattei di Giove wählte.

Zum Schluss noch ein paar Anmerkungen zum Schicksal des Brunnens während des Zweiten Weltkrieges und bis heute:

Im Juni 1940, nach dem Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg, liess die Stadtverwaltung, als eine der ersten Massnahmen nach diesem Ereignis, die vier Epheben zu ihrer eigenen Sicherheit entfernen. Die Bronzejünglinge und die Schildkröten kamen ins Museo di Roma und der Brunnen blieb seines Schmuckes beraubt zurück. Nach Kriegsende verlangte die römische Presse die schnelle Rückkehr an den angestammten Platz aber es sollte bis zum Jahresende 1948 dauern bevor die Bronzefiguren zur Piazza Mattei zurückkehren durften.

1906, 1944 und (je nach Quelle) 1979 oder 1981 wurden mehrere und zuletzt eine Schildkröte gestohlen. Alle vier sind nun durch Kopien ersetzt. Die drei verbliebenen Originale befinden sich in den Kapitolinischen Museen. Wer sie dort schon gesehen hat oder entdeckt, bitte melden!

Ergänzung des Brunnenberichts am 27.8.2013.

Ende 2012 wurde der Schildkrötenbrunnen an der Piazza Mattei renoviert. Siehe: Renovierung des Schildkrötenbrunnens . Es folgen ein paar Photos aus dem Reisebericht der Tre a Roma, aufgenommen im Februar 2013:

Nach dem Essen wollte ich mir unbedingt noch den frisch renovierten Schildkrötenbrunnen, die

Fontana delle tartarughe







ansehen und fand sie munter plätschernd vor.

Sehr interessante neue Informationen in Zusammenhang mit dem Schildkrötenbrunnen hat die Forista Claude am 26.8.2013 hier im Thread gepostet. Siehe: Die Brunnen Giacomo della Portas - Seite 17

Ich möchte auch an dieser Stelle auf sie verweisen:

Ich kann die spannenden Ausführungen noch durch ein interessantes Detail ergänzen. Der Schildkrötenbrunnen inspirierte auch einen so bedeutenden Künstler wie Caravaggio.
Die Armhaltung der Jünglinge des Schildkrötenbrunnens übernahm er für sein Gemälde von Johannes dem Täufer, welches in der Pinakothek der kapitolinischen Museen zu bewundern ist.

Caravaggio (Michelangelo Merisi) - Saint John the Baptist - Google Art Project

Hier findet nicht nur eine Auseinandersetzung mit den berühmten Ignudi des Michelangelo aus der Sixtina statt, mit der Armhaltung erweist er auch den Auftraggebern zu diesem Bild, den Mattei (vor deren Palazzo der Schildkrötenbrunnen stand), seine Reverenz. Zudem wird der Paragone, der Streit um die Überlegenheit von Malerei oder Skulptur hier deutlich - ein Thema, mit dem sich Ciriaco Mattei beschäftigt hatte.
 
Leider kann ich auch keinen Fund melden, doch ist die logische Konstruktion wirklich interessant. Danke Simone, dass Du uns diese Erkenntnisse kurz mitgeteilt hast.
 
Liebe Simone,

herzlichen Dank auch von mir für eine wieder einmal äußerst gründliche und spannende Recherche! :thumbup:

Liebe Grüße

Angela
 
@ Asterixinchen, Gaukler, Ludovico und Angela

Vielen Dank für Euer Interesse und das nette Lob.

Wisst Ihr, dass es in San Francisco eine Kopie des Schildkrötenbrunnens gibt? :eek:

Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Rom angefertigt und von einem amerikanischen Ehepaar aus San Francisco gekauft. Deren Erben vermachten den Brunnen der Stadt. Er befindet sich seit 1954 im Zentrum des Huntington Park in San Francisco.

Siehe:
Fountain of the Tortoises, Nob Hill Association, San Francisco

In the early 1900s, a company in Rome offered exact replicas of the original fountain, and William H. and Ethel Crocker purchased one of the reproductions and had it installed at their estate in Hillsborough, California. The four Croker children donated the fountain to the City of San Francisco in 1954. It was placed in Huntington Park across the street from the site of the original Crocker mansion, now occupied by Grace Cathedral.

Ein weiteres Foto:
Fountain of the Tortoises | Flickr - Photo Sharing!

The top basin of the sculpture broke while undergoing restoration in 2000. Remaining pieces of the marble were sent to Rome to match the color correctly. Work was completed by 12/2001.
 
ein sehr schöner und vor allem interessanter Brunnen-thread
Ich werde bei meinem nächsten Rombesuch wohl nicht mehr "achtlos" vorbeigehen

lg
Annie
 
Liebe Simone,
vielen Dank für Deine wunderbaren Brunnengeschichten!!! Wenn ich nächsten Monat in Rom bin, werde ich die beschriebenen Brunnen mit ganz anderen Augen sehen.

Lieben Gruß
Padre
 
@ Annie und Padre

Es freut mich, dass ihr mit unterwegs zu den schönen Brunnen seid.

Wenn ich nächsten Monat in Rom bin, werde ich die beschriebenen Brunnen mit ganz anderen Augen sehen.

Ja, so geht es mir auch! Selten habe ich mich so genau mit einem Thema beschäftigt und je mehr ich weiss, umso mehr möchte ich eigentlich noch wissen ...

Gleich geht es weiter. Ich hoffe auch diese Geschichte sagt den Lesern zu.
 
Fontana di Piazza Giudia
1593


Wir verlassen nun die Piazza Mattei mit dem Schildkrötenbrunnen und gehen die Via della Reginella entlang hinein ins ehemalige römische Ghetto. An einer Hauswand auf der linken Seite befinden sich diese jüdischen Symbole:


An der Einmündung in die Via del Portico d’ Ottavia fällt uns eine kleine Bäckerei auf, vor der die Leute, wie an diesem 28. Dezember 2010, oft Schlange stehen.


Auffällig ist dort das weisse Marmor-Muster im Pflaster.


Das Muster sieht hübsch aus aber dass es nicht bloss dekorativ ist, sondern auch einen Sinn hat, weiss ich erst seit dem letzten Jahr.

Die Steine markieren die Stelle, an der ein Brunnen Giacomo della Portas errichtet wurde, der ursprünglich dort schon zehn Jahre früher geplant war, dann aber (wie gesehen) an der Piazza Mattei errichtet wurde.

Dank eines zweiten Projektes Giacomo della Portas von 1591 kam nun auch die jüdische Bevölkerung im Ghetto zu einem Brunnen und frischem Trinkwasser. Ausgeführt wurde er zwischen 1591 und 1593 durch den Steinmetz Piero Gucci.

Der Brunnen stand dort bis 1880 und hiess nach seinem Standort Fontana di Piazza Giudia. Seit der Einrichtung des Ghettos 1555 und bis zum Jahr 1870 stand dort eines der fünf Tore die ins Viertel führten. Es war der Haupteingang zum Ghetto.

Zwei alte Ansichten von der Piazza Giudia mit dem Brunnen:

Weitere alte Ansichten und vor allem alte Fotos von der Piazza Giudia 8) findet der Interessierte in dieser Fotogalerie. Besonders gut gefallen mir diese Fotos:









Die Piazza Giudia gibt es nicht mehr. 1880 fiel der Platz städtebaulichen Veränderungen des Viertels zum Opfer. Der Brunnen wurde abgebaut und eingelagert.

1924 wurden der Baluster und die runde Schale gebraucht um einen Brunnen im Vorhof der Kirche Sant’Onofrio al Gianicolo am Fuss des Gianicolo zu schmücken.

Der Brunnen im baumbestandenen Hof wurde 1924 aus mehreren in den kommunalen Museen gelagerten historischen Fundstücken zusammengesetzt.
Sehr schnell hat man Kopien beider Teile angefertigt denn noch heute steht dort ein Brunnen, dessen Verwandschaft mit den oberen Teilen der Fontana di Piazza Giudia auf den ersten Blick zu erkennen ist.

1930 wurden Schale und Baluster mit dem grossen Brunnenbecken wiedervereint und der Brunnen della Portas neu errichtet. Sein neuer Standort befand sich wenige Meter von der alten Piazza Giudia entfernt an der Piazza del Progresso, wie sie damals hiess, der heutigen Piazza delle Cinque Scole.

Seither trägt der Brunnen an einer Seite eine Inschrift zur Erinnerung an den Wiederaufbau und wird oft Fontana delle Cinque Scole genannt.


Die Piazza delle Cinque Scole befindet sich im Rione Regola an der Grenze zum Rione Sant’Angelo. Früher unterhielten hier die fünf jüdischen Gemeinschaften in Rom Schulen.


Palazzo Cenci-Bolognetti​

Dominiert werden der Platz und die Gegend heute vom Palazzo Cenci-Bolognetti, der zum älteren Komplex des Palazzo Cenci gehört. Zu diesem Komplex gehört auch die kleine Kirche San Tommaso ai Cenci.


Fotos von 2007​

San Tommaso ai Cenci gehört heute der Bruderschaft der Taxifahrer. Nur einmal im Jahr wird dort eine Messe gefeiert und zwar am 11. September zu Ehren der 1599 hingerichteten Beatrice Cenci.

Giacomo della Portas Werk ist auch unter dem Namen Fontana del Pianto bekannt. Fontana del Pianto, wegen der unmittelbaren Nähe der Kirche Santa Maria del Pianto (Weinen). Diese Kirche verdankt ihren Namen einem Madonnenbild, das, der Legende nach, 1547 zu weinen begann, als ein junger Mann davor umgebracht wurde.

Der Brunnen gehört für mich zu den typischsten della Portas: Zwei Stufen welche die Form des Beckens nachahmen, führen zu einem eleganten, länglichen Becken mit halbkreisförmigen und abgerundeten Formen hinauf.


Kleine Wappen der Magistrate des dritten Trimesters 1593 schmücken die Seiten. Die Magistrate gehörten den Familien Boccapaduli, Planca, Incoronati, Iacovaci und Altieri an.




Vier Fotos vom 28.12.2011​

Über einem schön dekorierten Baluster erhebt sich eine runde Brunnenschale mit einem Wasserspeier in der Mitte. Die Schale ist mit vier Gorgonenhäuptern, um die sich Schlangen winden, geschmückt. Sie speien aus weit geöffneten Mündern Wasser in das grosse Becken.


Für kurze Zeit wurden dem Brunnen anscheinend weitere Elemente hinzugefügt und zwar zwei Drachen sowie eine Menora (siebenarmiger Leuchter). Die Drachen waren die Wappentiere von Papst Gregor XIII. Boncompagni (1572 bis 1585) und Paul V. Borghese (1605 bis 1621). Diese Elemente stammten aus der Zeit nach della Porta und sollen unter Papst Innozenz X. (1644 bis 1655) wieder entfernt worden sein.

Ein Wort noch zum Material, aus dem der Brunnen errichtet wurde. Hier widersprechen sich die Quellen. Ich habe gelesen, dass er aus dem weissen Marmor des Serapis-Tempels vom Quirinal errichtet wurde aber auch, dass der antike Marmor aus der Region rund um die sogenannte Tomba di Nerone stammen soll.


Leider ist der interessante Brunnen immer so von Autos und Motorrädern umzingelt, dass er nicht wirklich zur Geltung kommt, was sehr bedauerlich ist.

Edit: Neben den vier oben eingefügten Wappenbildern, hier noch einige weitere neue Aufnahmen des Brunnens vom 28.12.2011 aus meinem Reisebericht "Erinnerungen und Entdeckungen im weihnachtlichen Rom" (Teil 2):




 
Oh :eek: ... schon wieder so ein interessanter, qualitätvoller und sorgsamst recherchierter Brunnen-Beitrag: Complimenti! :nod:

Sehr schön sind auch immer wieder die alten Bilder :thumbup: ... und apropos: Von wann datieren deine eigenen? (Oder hab' ich das irgendwo überlesen? :~)
 
Oh :eek: ... schon wieder so ein interessanter, qualitätvoller und sorgsamst recherchierter Brunnen-Beitrag: Complimenti! :nod:

Vielen Dank für die Complimenti. Nach langer Pause bin ich mit den beiden letzten Beiträgen gut vorangekommen. Ein nächster geht bald in Arbeit! :nod: Die Recherchen machen viel Freude aber man findet kaum Bücher oder Internetseiten in deutscher Sprache. Das allermeiste auf italienisch. Zum Glück verstehe ich recht viel und lerne durch die Lektüre noch mehr!

Sehr schön sind auch immer wieder die alten Bilder :thumbup: ... und apropos: Von wann datieren deine eigenen? (Oder hab' ich das irgendwo überlesen? :~)
Ja, die alten Aufnahmen noch von der Piazza Giudia Ende des 19. Jahrhunderts finde ich auch sehr interessant! Freut mich, dass Du Dir die Zeit genommen hast sie anzuschauen.

Meine Bilder sind zum Teil von Dezember 2007 als ich mit meiner Patentochter in Rom war. Danach schrieb ich in meinem ersten Reisebericht hier im Forum:

27. Dezember 2007

Am Morgen gingen wir vom Hotel aus ein paar Schritte bis zum Largo di Torre Argentina, wo wir nicht versäumten den Katzen, die sich in den Ruinen der Tempel sonnten, ein wenig zuzusehen.

Am Schildkrötenbrunnen der Piazza Mattei vorbei gelangten wir dann ins alte jüdische Viertel. Ich wollte dort nach der Kirche San Tommaso ai Cenci suchen, die auf den Resten des Grabes Julius Cäsars gebaut wurde, dessen Asche hier nach der Scheiterhaufenzeremonie auf dem Forum bestattet wurde. Ich fand sie auch an der Piazza delle Cinque Scole aber sie war, wie erwartet, geschlossen. Zu gerne wüsste ich, wie dieses Grab wohl einst ausgesehen hat, ob es Grabungen unter der Kirche gibt … Naja, Mythen sind auch schön!


San Tommaso ai Cenci​

Um die Ecke befindet sich das Restaurant Piperno, in dem ich als Kind 1-2 mal mit meinen Eltern war aber leider war noch nicht Mittagszeit! Ich hatte dessen Lage völlig vergessen.

Hier noch ein Foto und der Link zur HP des Restaurants, die ich damals nicht eingestellt habe.


Die Besuche dort gehören zu meinen frühesten und liebsten Rom-Erinnerungen!

Die meisten Bilder im Beitrag sind aber von 2010, manche von Anfang November, andere von Ende Dezember.
 
Hallo,
vielen Dank für den nächsten Brunnen! Ich habe Deinen Bericht nur kurz überflogen, aber er scheint, wie sollte es auch anders sein, wieder sehr spannend zu sein.

Lieben Gruß
Padre
 
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