4 Tage Rom Februar/März 2009

drhoette

Princeps Senatus
Stammrömer
Vorbemerkungen

Wir waren auch mal wieder in Rom: Hin 25. Februar, zurück 2. März.

Wetter:
Do wolkenlos
Fr wolkenlos
Sa wolkenlos
So leichter Regen

Wir haben uns diesmal Zeit genommen und sind viel herumgeschlendert. Ein Thema hatten wir aber auch wieder: Die barocke Wandmalerei in Rom.

Die Renaissance-Malerei hatte sich Ende des 16. Jh. im Manierismus erschöpft. Hinzu kamen neue geistige (und geistliche) Strömungen im Rahmen der Gegenreformation. Letztendlich wollte man den Betrachter nicht mehr hauptsächlich intellektuell überzeugen, sondern eher (religiös) überreden.

Stilgeschichtlich begann die Epoche mit dem Ruf Bologneser Künstler nach Rom. Erster und zugleich überragender Vertreter war Annibale Carracci, der mit seiner Schule den Palazzo Farnese ausmalte (keine religiösen Themen, sondern allegorische Fresken). Diese sind noch in der Manier der quadri riportati ausgeführt, Einzelbildern mit gemalten Rahmen, die wie Tafelbilder wirken.

Es werden dann die vorgegebenen Architekturelemente in die Fresken mit einbezogen, schließlich wird auf die realen Architekturteile immer weniger Rücksicht genommen, bis sie letztendlich vollkommen in den Malereien 'verschwinden' bzw. integriert werden. Es entwickelt sich die Architekturmalerei, die nun gar keine reale Architektur mehr benötigt, sondern eine Scheinwelt von Säulen, Arkaden, Balustraden etc. schafft, in der sich die Figuren bewegen. Es kommt zu einer Zusammenarbeit zwischen 'Architekturmalern' und 'Figurenmalern', die sich durchaus über mehrere Projekte erstrecken kann.

Die Architekturmaler waren besonders in der perspektivischen Wiedergabe von Scheinarchitekturen bewandert. Als Hilfsmittel benutzten sie quadratische Drahtgitter, man nennt sie deshalb auch 'Quadraturmaler', ihre Arbeit auch 'Quadraturmalerei'. Ihre Scheinarchitekturen wurden anschließend von den Figurenmalern 'bevölkert'.

Damit das Ganze stimmig wurde, hätten die Figuren ebenfalls streng perspektivisch konstruiert werden müssen, an Gewölben beispielsweise wegen der starken Untersicht extrem verkürzt. Eine solche extreme Verkürzung widersprach allerdings den ästhetischen (und religiösen) Vorstellungen der Zeit. Der meistens gefundene Kompromiss bestand darin, die Scheinarchitektur nach oben zu öffnen und den so 'sichtbar gewordenen' Himmel zu bevölkern, und zwar nach perspektivisch eigenen Regeln. Dem Figurenmaler stand also eine eigene Fläche zur Verfügung, die er nach seinen Vorstellungen gestalten konnte.

Wenn man genau hinschaut, bemerkt man bei vielen (Decken-)Fresken diesen Widerspruch. Am genialsten ist das Problem von Andrea Pozzo in Sant' Ignazio gelöst worden. Er hatte keinen Quadraturmaler, hat vielmehr alles selber gemalt.

Die barocke Wand- (und Decken-)malerei entwickelt schließlich pompöse und theatralische Formen und Darstellungen, Andrea Pozzo prägt den Begriff teatro santo. Manchmal erinnern die Werke an Opern-Aufführungen. Die Formen (nicht nur der Malerei) entwickelten und verfeinerten sich später weiter und erschöpften sich im Rokoko.

Noch eine Bemerkung zu Sant' Ignazio: Die Scheinkuppel dort ist kein Fresko, sondern auf eine Leinwand gemalt, die da oben angebracht wurde. Andrea Pozzo hat selbst noch erleben müssen, wie die Farben stark nachdunkelten. Ursprünglich waren sie natürlich genauso leuchtend wie die der Fresken.

Bei der folgenden Beschreibung unserer Rundgänge werde ich an gegebener Stelle spezielle Dinge nachtragen. Wir hatten uns für die wichtigsten römischen Beispiele Freskenskizzen besorgt und konnten so auch Einzelheiten identifizieren, die man ansonsten möglicherweise garnicht bemerkt. Auch das ist barock: Verstecken von intellektuellen Spitzfindigkeiten in Bildern. Die Betrachter wußten das sehr wohl, und es war ein Riesenspaß für sie, den Künstlern 'auf die Schliche' zu kommen.
 
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Wir waren auch mal wieder in Rom: Hin 25. Februar, zurück 2. März.

Wetter:
Do wolkenlos
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Sa wolkenlos
So leichter Regen

Wir haben uns diesmal Zeit genommen und sind viel herumgeschlendert. Ein Thema hatten wir aber auch wieder: Die barocke Wandmalerei in Rom.

Hallo drhoette,

willkommen zurück aus Rom!
Schön, dass das Wetter, bis auf Sonntag, so gut mitgespielt hat!

Auf weitere Rom-Impressionen und die Spezial-Führung "Barocke Wandmalerei in Rom" bin ich schon sehr gespannt! Hoffentlich hat man Euch im http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_11/casino_ludovisi-6843/ empfangen!

Beste Grüsse,
Simone
 
Mittwoch 25. Februar 2009

Hinreise. Die Flugmöglichkeiten von Paderborn nach Rom haben sich drastisch verschlechtert. AirBerlin bietet garnichts an, Lufthansa ungünstig gelegene Flüge mit Umstieg in Frankfurt. Da man mit Mehdorn nur umständlich zum Frankfurter Flughafen kommt, sind wir auch diese Strecke geflogen. Das Ganze dauert 25 Minuten, es geht hoch auf Flughöhe - und fast sofort wieder runter.

In Frankfurt hatten wir knapp eine Stunde Aufenthalt, gerade richtig zum Umsteigen (auf dem Rückflug geschlagene dreieinhalb Stunden Aufenthalt in Frankfurt - um dann wieder 25 Minuten zu fliegen. Naja...)

Jedenfalls waren wir gegen 19:00 Uhr im Hotel. Wegen der schönen zentralen Lage kann man auch dann noch ein wenig unternehmen, z.B. sich bei Berni (bzw. Beli) anmelden. Der muß ja immer wissen, daß wir wieder mal da sind. Daß man anschließend keine Langeweile hat, ist ja bekannt. Wir wußten beispielsweise, daß der Hadrians-Tempel nicht mehr eingerüstet ist - und der Vier-Ströme-Brunnen auch nicht. Als wir von Süden auf die Piazza Navona kamen, blickten wir auf eine große Baustellen-Absperrung statt auf den Brunnen. Ojeh... Diese Absperrung steht aber direkt neben dem Brunnen, der Brunnen selbst ist frei (und großartig!).
 
Donnerstag 26. Februar 2009

Das Etruskische Museum Roms (Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia) befindet sich in der Villa Giulia, einer von Julius III. am Rande der Stadt inmitten von Weinbergen errichteten Sommerresidenz. Nach der Enteignung des Kirchenstaats kam das Anwesen in staatlichen Besitz, ab 1889 wurden mehrere Sammlungen dorthin transferiert.

Das Museum beherbergt umfangreiche Sammlungen etruskischer Kunst aus dem Latium, dem südlichen Etrurien und Umbrien. Die Sammlungen sind didaktisch sehr gut aufbereitet, das Renaissance-Ambiente ist sehr ansprechend.

Wir sind dort fast allein...

Jetzt fahren wir mit Tram 19 zur Piazza Buenos Aires. Simone-Clio hat da etwas besonderes aufgetan: Das Quartiere Coppedè, die märchenartige Szenerie eines in sich verspielten Stadtteils (Liberty - der italienische Jugendstil).

Simones Beschreibung ist nicht zu übertreffen. Ich steuere ein paar weitere Bilder bei.


Wir bummeln anschließend die Via Po entlang und entdecken in einer Seitenstraße einen dieser typisch römischen Straßenmärkte.


Dann fahren wir zur Via Nazionale und besuchen den Palazzo delle Esposizioni, Roms Ausstellungspalast. Dort findet die Ausstellung 'ETRUSCHI, Le antiche Metropoli del Lazio' statt, die bis zum 8. März verlängert wurde. Das paßt natürlich perfekt zum heutigen Vormittag.

Der Ausstellungspalast ist gewaltig. Auf seinen drei Ebenen finden immer parallel mehrere Ausstellungen statt (jetzt z.B. auch die Darwin-Ausstellung). Die Etrusker-Ausstellung zeigt in abgetrennten Abteilungen Funde aus den Metropolen Veio, Cerveteri, Vulci,Tarquinia und Veii. Beachtenswert sind insbesondere die Terrakotta-Figuren aus Veii, mit denen die Etrusker die Dachtraufen schmückten.
 
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Jetzt fahren wir mit Tram 19 zur Piazza Buenos Aires. Simone-Clio hat da etwas besonderes aufgetan: Das Quartiere Coppedè, die märchenartige Szenerie eines in sich verspielten Stadtteils (Liberty - der italienische Jugendstil).

Simones Beschreibung ist nicht zu übertreffen. Ich steuere ein paar weitere Bilder bei.


Hallo drhoette,

ich hoffe sehr, dass die Atmosphäre des Coppedè-Viertels Euch gefallen hat. Die Fotos sind sehr schön und ich habe mich gefreut meine eigenen Erinnerungen dank dieser so schnell wieder auffrischen zu können! Klasse, dass ihr dem Viertel einen Besuch abstatten konntet :nod: und vielen Dank für den freundlichen Hinweis auf meinen Beitrag!

Ich freue mich sehr auf die, hoffentlich mit weiteren Fotos illustrierte, Fortsetzung Deiner Rom-Entdeckungen!

Beste Grüsse,
Simone
 
Simone-Clio,

Du weißt, daß ich nach Deinem Bericht total aus dem Häuschen war. Und der schon damals gewonnene Eindruck hat sich bei unserem Besuch voll bestätigt. Jugendstil rangiert bei mir ganz oben!

Da kommt noch was, allerdings ohne Fotos...
 
Freitag 27. Februar 2009

Heute geht's zunächst zum Casino Ludovisi, dem einzig erhaltenen Gebäude des ehemaligen Barockgartens Villa Ludovisi. Kardinalnepot Ludovico Ludovisi, der aufgrund seiner Pfründe über riesige Einkünfte verfügte, kaufte dieses Gelände am Pincio und ließ den Park nach dem Vorbild von Versailles anlegen. Es war der größte Park innerhalb der Aurelianischen Mauer, etwa so groß wie Rione Ludovisi. Die Ludovisi hatten einen Stadtpalast bei Santi Apostoli, der nach 1870 dem Corso weichen mußte. Sie begannen damals den Bau des Palazzo Margherita, wegen Geldmangels verkauften sie dieses Anwesen an die königliche Familie, die den Bau fertigstellte.

Nach der Ermordung Umbertos I. bezog die Königinwitwe Margherita den Palast und residierte dort bis zu ihrem Tod 1926. Heute ist der Palast Sitz der US-Botschaft.

Die gesamte Villa Ludovisi, bis auf den kleinen Park um das Casino herum, wurde seinerzeit an die Stadt Rom verkauft. Das Gebiet wurde vollständig bebaut mit Palästen, Hotels und Wohngebäuden, wie wir es heute kennen. Das Casino selbst ist noch in Familienbesitz.

Und kann besichtigt werden. Man findet dort hervorragende Fresken von Guercino u.a. (auch ein Deckenfresko von Caravaggio, extreme Verkürzung der Figuren Datei:Caravaggio Jupiter Neptune Pluto.jpg ? Wikipedia).

Das wichtigste Werk im Casino ist das Aurora-Fresko Guercinos im Erdgeschoß. Aurora lenkt hier selbst den Triumphwagen. Wir haben hier eines der frühen Beispiele der Architekturmalerei.

http://www.wga.hu/frames-e.html?/html/g/guercino/0/index.html

An der westlichen Stirnseite erlaubt sich Guercino einen Gag, indem er die Scheinarchitektur aufbricht und etwas Ruinöses vortäuscht.

Via Lombardia, 46
Öffnungszeit: Freitags 11:00 bis 12:00 Uhr
Eintritt 12,00 EUR
Anmeldung notwendig: Fax 0039-06.42010745

Nach der Casino-Besichtigung bringt uns Bus 95 zu Roms Pyramide, wo wir den Cimitero acattolico besuchen.




Mit der Metro eine Station weiter zur Centrale Montemartini. Hier sind etwa 400 antike Skulpturen aus den Beständen des Kapitolinischen Museums in einem ehemaligen Kraftwerk aufgestellt.


Macht sich irgendwie gut, antike Skulpturen zwischen Dampfkesseln, Kohlesilos, Rohrleitungen und Manometern.

Mit der Metro weiter zu San Paolo fuori le Mura. 2008 war das Paulus-Jahr, alles ist auf Hochglanz getrimmt - auch Paulus schaut nicht mehr so finster drein wie früher.



Jetzt geht's zurück zum Kapitol...



...und hoch auf die Schreibmaschine.




Das ist nunmehr der attraktivste Aussichtspunkt in Rom!
 
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Hallo und Moin, Moin drhoette!


VIELEN DANK

:thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


für den Beginn des Reiseberichtes und die schönen Bilder

:!::!::!:



Gruß - Asterixinchen :)
 
Samstag 28. Februar 2009

Heute besuchen wir wieder einmal den Palazzo Colonna, dessen gleichnamige Galerie schon früher gewürdigt wurde. Wir interessieren uns jetzt besonders für die Fresken im grandiosen Saal der Grande Galleria, in der Sala superiore und der Sala inferiore. Schwerpunktthema der Fresken ist die Verherrlichung des Marcantonio Colonna, der als Feldherr der päpstlichen Truppen maßgeblich zum Sieg der Heiligen Liga über das Osmanische Reich in der Seeschlacht von Lepanto beigetragen hatte.

Für die Grande Galleria konnten die Colonna Giovanni Paolo Schor und seine Werkstatt gewinnen, später auch das Duo Giovanni Coli/Filippo Gherardi. Die Sala superiore gestaltete Giuseppe Bartolomeo Chiari, die Sala inferiore kein geringerer als Sebastiano Ricci. Die Fresken geben dem Raum-Ensemble zusammen mit der übrigen, intakten Ausstattung (Statuen, Gemälde, kostbares Mobiliar) einen überaus festlichen Charakter.

Der Palazzo hat zwei weitere Räume, die mit Fresken geschmückt sind: das Coffee House und den Salone turco. Leider können diese nicht besichtigt werden.

Es geht dann weiter zum Palazzo Barberini. Dessen Gemälde wurden ebenfalls schon gewürdigt. Hier findet man in der Capella del Crocifisso ein Kreuzigungs-Fresko von Pietro Berrettini da Cortona, im Nordflügel einen Raum mit dem Triumph der Divina Sapientia von Andrea Sacchi, und, als großartigstes Werk, im Festsaal da Cortonas Deckenfresko Triumph der Divina Providentia - eine Apotheose des Hauses Barberini und der päpstlichen Herrschaft Urbans VIII.

Die Quadraturmalerei wird bevölkert von allerlei allegorischen Figuren. Die drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe formen den Lorbeerkranz um die Barberini-Bienen, bekrönt von Religio mit den Schlüsseln und Roma mit der päpstlichen Tiara.

Dieses außerordentlich dicht bevölkerte Deckenfresko birgt eine Fülle von Anspielungen und versteckten Hinweisen - es hat die Barockwelt unglaublich fasziniert.

Die beiden Kirchen, die wir heute noch besuchen wollen, machen Mittagspause bis 15:00 Uhr. Wir haben also Zeit und entschließen uns spontan, den Palatin zu besteigen und da ein wenig herumzuschlendern. Wir erklimmen ihn vom Forum Romanum aus und genießen da oben die Sonne.


Wir gehen dann zur Via di San Gregorio runter und den Caelius hinauf. Zunächst zu Santo Stefano Rotondo, die seinerzeit im zweiten Teil hier eine Bilderfolge beigesteuert, und das folgende Foto zeigt nochmal die merkwürdige Deckenabstützung.


Das letzte Ziel für heute ist Santi Giovanni e Paolo, eine der altehrwürdigen Kirchen Roms. Unter ihr wurden im 19. Jh. antike Wohngebäude ergraben. Die letzte Sicherungs-Restaurierung wurde wissenschaftlich begleitet - was in Rom jetzt immer so gemacht wird.

Es sind über 20 Räume identifiziert, die Archäologen unterscheiden 5 Entwicklungsphasen. So war das Anwesen zunächst wohl eine Domus, wurde zu einer Insula erweitert, umgewandelt zu einem aristokratischen Familiensitz usw. Die erste Kirche wurde schon im Jahr 398 über dem Komplex errichtet, und zwar im Gedenken an Johannes und Paul, die als kaiserliche Offiziere im Jahr 362 unter Kaiser Julian Apostata den Märtyrertod erlitten.

In den ausgegrabenen Räumen sind besonders faszinierend die großflächig erhaltenen Wandfresken.
 
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Hallo und Moin, Moin drhoette!



VIELEN DANK

:thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

für die Fortsetzung



Gruß - Asterixinchen :)
 
Die barock ausgemalten großen Kirchen Roms stehen alle nahe beim Hotel, wir haben sie sozusagen 'im Vorbeigehen' besucht. Ich beschreibe sie hier zusammen, kurz und schematisch, zeitlich geordnet nach dem Beginn der Ausmalung.


Sant’Andrea della Valle

Bau: 1591-1650
Architekten/Baumeister:
Pietro Paolo Olivieri, Giovanni Francesco Grimaldi, Carlo Maderno, Carlo Rainaldi

Maler:

Giovanni Lanfranco (Kuppel: Allerheiligenhimmel mit Assunta) 1621-25

Domenichino (Pendentifs: Evangelisten; Apsiskalotte: Berufung des Hl. Petrus und des Hl. Andreas, Martyrium des Hl. Andreas und seine Aufnahme in den Himmel; Attika: Sechs Tugenden; Vorchor-Tonne: Szenen der Andreas-Vita) 1624-28

Mattia Preti (Apsiszylinder: Kreuzigung und Grablegung des Hl. Andreas) 1650-51

Carlo Cignani und Emilio Taruffi (Fresken über den Vorchor-Durchgängen: Verurteilung des Heiligen durch Egea, Ankunft der Andreas-Reliquie in Ancona) 1662-1665

Die Langhaus-Tonne wurde erst Anfang des 20. Jh. ausgemalt. Alle, auch die barocken Fresken, sind quadri riportati.


Santa Maria in Vallicella (Chiesa Nuova)

Bau: 1575-1605
Architekten/Baumeister:
Giovanni Matteo da Citta di Castello, Martino Longhi der Ältere

Maler:

Pietro da Cortona (Apsiskalotte: Himmelfahrt Mariens; Kuppel: Dreifaltigkeit; Pendentifs: Propheten; Mittelschiff-Tonne: Marienwunder beim Bau der Chiesa Nuova) 1647-65


Il Gesù

Bau: 1568-1584
Architekten/Baumeister:
Giovanni Tristano, Giacomo Barozzi da Vignola, Giacomo della Porta

Maler:

Giovanni Battista Gaulli (Baciccio) (Kuppel: Dreifaltigkeit mit Gottesmutter; Pendentifs: Patriarchen, Propheten, Kirchenväter, Evangelisten; Langhaus-Tonne: Verherrlichung des Namens Jesu IHS; Apsiskalotte: Mystisches Lamm) 1672-1683 (Barockisierung)


Sant'Ignazio

Bau:1626-1685
Architekten/Baumeister:
Orazio Grassi

Maler:

Andrea Pozzo (Apsis: Szenen aus dem Leben des Hl. Ignatius; Scheinkuppel: Quadraturmalerei; Mittelschiff-Tonne: Apotheose des Hl. Ignatius; rechte Querschiff-Tonne: Vision des Luigi Gonzaga in der Glorie) 1685-98

Ludovico Mazzanti (linke Querschiff-Tonne: Himmelfahrt Mariae) 1720
 
Sonntag 1. März 2009

Heute besuchen wir zunächst den Palazzo del Quirinale (Apertura al pubblico del Palazzo del Quirinale). Fast das gesamte Piano nobile ist zu besichtigen. In einigen Räumen muß man etwas aufpassen, sie sind während des Königtums architektonisch bzw. künstlerisch umgestaltet worden. In jedem Raum liegen aber professionelle zweisprachige (it/en) Informationstafeln bereit. Die Räume sind durchweg äußerst beeindruckend.

Eine große Enttäuschung mußten wir erleben: Die Capella dell'Annunziata (Privatkapelle des Papstes) war nicht zugänglich. Ob das immer so ist, weiß ich nicht. Ich wäre für jeden Hinweis in dieser Angelegenheit sehr dankbar. Denn die Kapelle birgt hervorragende Fresken von Guido Reni (und Werkstatt), Francesco Albani, Antonio Carracci sowie Giovanni Lanfranco. Ich befürchte allerdings, daß sie immer geschlossen ist, da sie in dem erwähnten Informationsmaterial nicht genannt wird...

Als nächstes besuchen wir Sant'Andrea al Quirinale, dann das Casino Pallavicini in der kleinen Villa Pallavicini. Hier gibt es im großen Saal ein Aurora-Deckenfresko von Guido Reni in quadri riportati-Manier (http://www.wga.hu/frames-e.html?/html/r/reni/1/index.html). Aurora schwebt hier vor dem Sonnenwagen her, der von Apollo-Helios gelenkt wird, gefolgt von den Horen.

Via XXIV Maggio, 43
Öffnungszeiten: An jedem 1. eines Monats, außer 1. Januar, 10-12 und 15-17 Uhr
Eintritt frei

Jetzt geht es runter in die Altstadt zur Besichtigung des Palazzo Montecitorio. Einlaß ist am Portal an der Piazza di Montecitorio. Hier stehen wir zum ersten Mal richtig Schlange in Rom. Etwa alle 20 Minuten läßt man 60 Besucher ein. Diese werden dann als Gruppe durch den Palazzo geführt (italienisch).

Der Palazzo hatte zwei Innenhöfe, der hintere, also der Richtung Piazza del Parlamento gelegene, wurde Anfang des 20. Jh. zum Plenarsaal des italienischen Parlaments umgebaut, mit edlem Interieur im Jugendstil.

http://de.camera.it/index.asp?content=/amministrazione/316/319/documentotesto.asp?.

Man bekommt auch einige Sitzungsräume zu sehen, schöne Treppenhäuser und Flure.

Wir gehen nun durchs ehemalige Ghetto und besuchen die Synagoge. Es gibt dort italienische und englische Führungen. Sie beginnen in der alten 'spanischen' Synagoge, dann geht es in den Gebetsraum der Neuen Synagoge mit ihrem beeindruckenden Interieur und der mächtigen Kuppel (mit 4 Segeln!). Der Bau vom Anfang des 20. Jh. ist geprägt vom Jugendstil.

Schließlich gelangt man in das Museo Ebraico di Roma, in demselben Gebäudekomplex, dem Tempio Maggiore. Hier kann man kostbare Liturgie-Geräte und -Gewänder bewundern, außerdem Zeugnisse und Dokumente über die Geschichte der römischen Juden.

So, jetzt in den Petersdom. Wir sind gegen 16:30 Uhr da, im Hauptchor findet ein Gottesdienst statt, der Bereich ist abgesperrt inklusive Vierung und Baldachin. Die Sakramentskapelle von Bernini hatten wir noch nicht studiert, das ist leider auch erschwert, da ein ziemlich dichtes Gitter sie absperrt.

Zum Schluß auf die rote Porphyrscheibe...
 
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Montag 2. März 2009

Gegen 10:30 Uhr wollen wir uns aufmachen zum Flughafen. Also noch Zeit für einen kleinen Rundgang:

-- Das (leere) Pantheon besuchen
-- Capella Carafa in Santa Maria sopra Minerva bewundern
-- Berni (Beli) Bescheid sagen
 
Hallo drhoette,
vielen Dank für den schönen und wie immer lehrreichen Bericht!

Gruß
tacitus
 
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Vorbemerkungen

Wir waren auch mal wieder in Rom: Hin 25. Februar, zurück 2. März.

Wetter:
Do wolkenlos
Fr wolkenlos
Sa wolkenlos
So leichter Regen
Glückwunsch zu diesem Timing. Ab Sonntag hat es täglich geregnet. Meist aber nur vormittags. Im Vergleich zu Deutschland (heute) war es aber gut zu ertragen.

Mehr dann später. Muss mich erst wieder orientieren.

Gruß Ludovico
 
Donnerstag 26. Februar 2009

Das Etruskische Museum Roms (Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia) befindet sich in der Villa Giulia, einer von Julius III. am Rande der Stadt inmitten von Weinbergen errichteten Sommerresidenz. Nach der Enteignung des Kirchenstaats kam das Anwesen in staatlichen Besitz, ab 1889 wurden mehrere Sammlungen dorthin transferiert.

Das Museum beherbergt umfangreiche Sammlungen etruskischer Kunst aus dem Latium, dem südlichen Etrurien und Umbrien. Die Sammlungen sind didaktisch sehr gut aufbereitet, das Renaissance-Ambiente ist sehr ansprechend.

Wir sind dort fast allein...
Ja, das Museo Etrusco - das kann man wirklich empfehlen, und das ist wirklich ein kleiner Geheimtipp (auch wenn das Wort hier im Forum gelegentlich schon überstrapaziert wurde). In meinem römischen Studienwinter war wetterbedingt auch Zeit für Museen, und so stand auch das auf unserem Programm. Wir haben es damals nicht bereut :thumbup::nod:
 
Auch von mir vielen Dank für Deinen wie immer überaus lesenswerten - und auf hohem Niveau informativen - Bericht! Ein Glück, dass der Doktor auch mehr als ein Wort pro Beitrag unterbringen kann :thumbup::lol:
 
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