Vorbemerkungen
Wir waren auch mal wieder in Rom: Hin 25. Februar, zurück 2. März.
Wetter:
Do wolkenlos
Fr wolkenlos
Sa wolkenlos
So leichter Regen
Wir haben uns diesmal Zeit genommen und sind viel herumgeschlendert. Ein Thema hatten wir aber auch wieder: Die barocke Wandmalerei in Rom.
Die Renaissance-Malerei hatte sich Ende des 16. Jh. im Manierismus erschöpft. Hinzu kamen neue geistige (und geistliche) Strömungen im Rahmen der Gegenreformation. Letztendlich wollte man den Betrachter nicht mehr hauptsächlich intellektuell überzeugen, sondern eher (religiös) überreden.
Stilgeschichtlich begann die Epoche mit dem Ruf Bologneser Künstler nach Rom. Erster und zugleich überragender Vertreter war Annibale Carracci, der mit seiner Schule den Palazzo Farnese ausmalte (keine religiösen Themen, sondern allegorische Fresken). Diese sind noch in der Manier der quadri riportati ausgeführt, Einzelbildern mit gemalten Rahmen, die wie Tafelbilder wirken.
Es werden dann die vorgegebenen Architekturelemente in die Fresken mit einbezogen, schließlich wird auf die realen Architekturteile immer weniger Rücksicht genommen, bis sie letztendlich vollkommen in den Malereien 'verschwinden' bzw. integriert werden. Es entwickelt sich die Architekturmalerei, die nun gar keine reale Architektur mehr benötigt, sondern eine Scheinwelt von Säulen, Arkaden, Balustraden etc. schafft, in der sich die Figuren bewegen. Es kommt zu einer Zusammenarbeit zwischen 'Architekturmalern' und 'Figurenmalern', die sich durchaus über mehrere Projekte erstrecken kann.
Die Architekturmaler waren besonders in der perspektivischen Wiedergabe von Scheinarchitekturen bewandert. Als Hilfsmittel benutzten sie quadratische Drahtgitter, man nennt sie deshalb auch 'Quadraturmaler', ihre Arbeit auch 'Quadraturmalerei'. Ihre Scheinarchitekturen wurden anschließend von den Figurenmalern 'bevölkert'.
Damit das Ganze stimmig wurde, hätten die Figuren ebenfalls streng perspektivisch konstruiert werden müssen, an Gewölben beispielsweise wegen der starken Untersicht extrem verkürzt. Eine solche extreme Verkürzung widersprach allerdings den ästhetischen (und religiösen) Vorstellungen der Zeit. Der meistens gefundene Kompromiss bestand darin, die Scheinarchitektur nach oben zu öffnen und den so 'sichtbar gewordenen' Himmel zu bevölkern, und zwar nach perspektivisch eigenen Regeln. Dem Figurenmaler stand also eine eigene Fläche zur Verfügung, die er nach seinen Vorstellungen gestalten konnte.
Wenn man genau hinschaut, bemerkt man bei vielen (Decken-)Fresken diesen Widerspruch. Am genialsten ist das Problem von Andrea Pozzo in Sant' Ignazio gelöst worden. Er hatte keinen Quadraturmaler, hat vielmehr alles selber gemalt.
Die barocke Wand- (und Decken-)malerei entwickelt schließlich pompöse und theatralische Formen und Darstellungen, Andrea Pozzo prägt den Begriff teatro santo. Manchmal erinnern die Werke an Opern-Aufführungen. Die Formen (nicht nur der Malerei) entwickelten und verfeinerten sich später weiter und erschöpften sich im Rokoko.
Noch eine Bemerkung zu Sant' Ignazio: Die Scheinkuppel dort ist kein Fresko, sondern auf eine Leinwand gemalt, die da oben angebracht wurde. Andrea Pozzo hat selbst noch erleben müssen, wie die Farben stark nachdunkelten. Ursprünglich waren sie natürlich genauso leuchtend wie die der Fresken.
Bei der folgenden Beschreibung unserer Rundgänge werde ich an gegebener Stelle spezielle Dinge nachtragen. Wir hatten uns für die wichtigsten römischen Beispiele Freskenskizzen besorgt und konnten so auch Einzelheiten identifizieren, die man ansonsten möglicherweise garnicht bemerkt. Auch das ist barock: Verstecken von intellektuellen Spitzfindigkeiten in Bildern. Die Betrachter wußten das sehr wohl, und es war ein Riesenspaß für sie, den Künstlern 'auf die Schliche' zu kommen.
Wir waren auch mal wieder in Rom: Hin 25. Februar, zurück 2. März.
Wetter:
Do wolkenlos
Fr wolkenlos
Sa wolkenlos
So leichter Regen
Wir haben uns diesmal Zeit genommen und sind viel herumgeschlendert. Ein Thema hatten wir aber auch wieder: Die barocke Wandmalerei in Rom.
Die Renaissance-Malerei hatte sich Ende des 16. Jh. im Manierismus erschöpft. Hinzu kamen neue geistige (und geistliche) Strömungen im Rahmen der Gegenreformation. Letztendlich wollte man den Betrachter nicht mehr hauptsächlich intellektuell überzeugen, sondern eher (religiös) überreden.
Stilgeschichtlich begann die Epoche mit dem Ruf Bologneser Künstler nach Rom. Erster und zugleich überragender Vertreter war Annibale Carracci, der mit seiner Schule den Palazzo Farnese ausmalte (keine religiösen Themen, sondern allegorische Fresken). Diese sind noch in der Manier der quadri riportati ausgeführt, Einzelbildern mit gemalten Rahmen, die wie Tafelbilder wirken.
Es werden dann die vorgegebenen Architekturelemente in die Fresken mit einbezogen, schließlich wird auf die realen Architekturteile immer weniger Rücksicht genommen, bis sie letztendlich vollkommen in den Malereien 'verschwinden' bzw. integriert werden. Es entwickelt sich die Architekturmalerei, die nun gar keine reale Architektur mehr benötigt, sondern eine Scheinwelt von Säulen, Arkaden, Balustraden etc. schafft, in der sich die Figuren bewegen. Es kommt zu einer Zusammenarbeit zwischen 'Architekturmalern' und 'Figurenmalern', die sich durchaus über mehrere Projekte erstrecken kann.
Die Architekturmaler waren besonders in der perspektivischen Wiedergabe von Scheinarchitekturen bewandert. Als Hilfsmittel benutzten sie quadratische Drahtgitter, man nennt sie deshalb auch 'Quadraturmaler', ihre Arbeit auch 'Quadraturmalerei'. Ihre Scheinarchitekturen wurden anschließend von den Figurenmalern 'bevölkert'.
Damit das Ganze stimmig wurde, hätten die Figuren ebenfalls streng perspektivisch konstruiert werden müssen, an Gewölben beispielsweise wegen der starken Untersicht extrem verkürzt. Eine solche extreme Verkürzung widersprach allerdings den ästhetischen (und religiösen) Vorstellungen der Zeit. Der meistens gefundene Kompromiss bestand darin, die Scheinarchitektur nach oben zu öffnen und den so 'sichtbar gewordenen' Himmel zu bevölkern, und zwar nach perspektivisch eigenen Regeln. Dem Figurenmaler stand also eine eigene Fläche zur Verfügung, die er nach seinen Vorstellungen gestalten konnte.
Wenn man genau hinschaut, bemerkt man bei vielen (Decken-)Fresken diesen Widerspruch. Am genialsten ist das Problem von Andrea Pozzo in Sant' Ignazio gelöst worden. Er hatte keinen Quadraturmaler, hat vielmehr alles selber gemalt.
Die barocke Wand- (und Decken-)malerei entwickelt schließlich pompöse und theatralische Formen und Darstellungen, Andrea Pozzo prägt den Begriff teatro santo. Manchmal erinnern die Werke an Opern-Aufführungen. Die Formen (nicht nur der Malerei) entwickelten und verfeinerten sich später weiter und erschöpften sich im Rokoko.
Noch eine Bemerkung zu Sant' Ignazio: Die Scheinkuppel dort ist kein Fresko, sondern auf eine Leinwand gemalt, die da oben angebracht wurde. Andrea Pozzo hat selbst noch erleben müssen, wie die Farben stark nachdunkelten. Ursprünglich waren sie natürlich genauso leuchtend wie die der Fresken.
Bei der folgenden Beschreibung unserer Rundgänge werde ich an gegebener Stelle spezielle Dinge nachtragen. Wir hatten uns für die wichtigsten römischen Beispiele Freskenskizzen besorgt und konnten so auch Einzelheiten identifizieren, die man ansonsten möglicherweise garnicht bemerkt. Auch das ist barock: Verstecken von intellektuellen Spitzfindigkeiten in Bildern. Die Betrachter wußten das sehr wohl, und es war ein Riesenspaß für sie, den Künstlern 'auf die Schliche' zu kommen.
Zuletzt bearbeitet: