Von Rom bis Venedig auf byzantinischen Spuren

Herzlichen Dank für die versierte und wertvolle Erläuterung, lieber Amator. Mit einer historischen Einordnung dieser turbulenten Zeit kann man sich leicht verheben. :~Eine Stadt mit einem so außergewöhnlichen Status wie Ravenna erfordert natürlich dennoch ein paar Anhaltspunkte.
Anhand Deiner Anmerkungen scheint es mir zumindest erforderlich zu sein, aus den "Vorboten" eine "erneute Welle" zu machen.
Gern geschehen, pehda.
Das ist ja auch kein einfaches Thema und der Ausdruck hat der Qualität deines Berichtes auch gar keinen Abbruch getan. Er hat mich eher etwas verwundert, denn deutsche Literatur zu diesem Thema lässt die "Völkerwanderung" immer wie selbstverständlich vor oder direkt in dieser Zeit enden. Das ist natürlich auch viel zu mitteleuropäisch/deutsch gedacht, das hat mir dein Bericht klar gemacht. Denn für Italien geht mit dieser Zeit "der Spaß" erst so recht los. Speziell für Ravenna, um das es ja geht, dürfte der Einschnitt, wie du geschrieben hast, durchaus massiv gewesen sein und daher wundert es nicht, dass er gerade in Form von Kunst und Architektur so deutlich Niederschlag gefunden hat.

Jedenfalls bin ich froh, dass du dieses interessante Thema in deinen Bericht einfließen lässt und bin ebenfalls gespannt, wie deine Reise weitergeht.
 
Vielen Dank für Dein Lob, ich setze den Bericht jetzt dann gleich fort. Ich hoffe, dass meine Erinnerungen und Recherchen dann auch passen. ;)

Die Erinnerungen sind das wichtigste, alles andere lässt sich korrigieren.

Dein Ravenna-Bericht hat bei mir sehr schöne Erinnerungen geweckt, das hat richtig gut getan.

Liebe Grüße

Tizia
 
Fortsetzung: Ravennas byzantinische Mosaiken


Nach Theoderichs Tod im Jahr 526 können die Ostgoten ihr Reich nicht mehr lange behaupten. Die Byzantiner landen in Italien, ihr Kaiser Justinian will nicht nur die Arianer vernichten, sondern auch seinen Traum von einem wiedervereinten Römischen Reich wahr werden lassen. Mit gewissen Abstrichen gelingt das auch. Ravenna wird 540 erobert und in der Folge zum Exarchat ernannt, dem Regierungssitz der Byzantiner. Die Stadt erlebt eine neue Blüte.

Sant´Apollinare Nuovo wird zu Beginn des 6. Jahrhundert von Theoderich errichtet, und ursprünglich noch als Christus-Erlöserkirche geweiht. Erst im 9. Jahrhundert wird die Kirche dem Heiligen Apollinaris geweiht, als dessen Reliquien hierher überführt werden. Jener Apollinaris soll den Legenden nach im 1. Jahrhundert Bischof von Ravenna gewesen sein und als Märtyrer gestorben sein. Die einfache dreischiffige Kirche mit kleinen Seitenkapellen auf der linken Seite und dem schönen runden Glockenturm war ursprünglich an den Königspalast der Ostgoten angeschlossen.





Die Mosaiken, die unter anderem den Arianer Theoderich und sein Gefolge zeigten, wurden von den Byzantinern überarbeitet oder ganz entfernt, wie eben auch die der Apsis. Ferner hat im 19. Jahrhundert ein römischer Restaurator namens Kybel einige Motive verschlimmbessert. Doch der Eindruck ist noch heute unglaublich. Einige der schönsten Motive, die ich je gesehen habe, vom Gesamtbild mal ganz zu schweigen. Die kleinen Bilder ganz oben stellen Szenen aus dem Leben und der Passion Jesu dar. Darunter die prächtigen Bänder. Vom Hafen in Classe aus prozessieren 22 Jungfrauen mit den Heiligen Drei Königen an der Spitze zu Maria und dem Kinde.





Auf der anderen Seite sind es 26 Märtyrer, die vom Palast des Theoderich (die Figuren wurden "wegretuschiert") aus zu Jesus ziehen. Sinnvollerweise stehen an den Seiten Stühle bereit, damit man die Mosaiken in Ruhe studieren kann. Für die kleinen Bilder aus dem Leben Jesu empfiehlt sich ein Fernglas – oder gleich ein Buch.




Der Bau von San Vitale wird noch unter der Herrschaft der Ostgoten aufgenommen, doch fertiggestellt und geweiht wird die Kirche erst im Jahr 547 unter den Byzantinern. Der außergewöhnliche achteckige Zentralbau ist auch architektonisch hochinteressant, doch das Hauptaugenmerk aller Besucher gilt dem überbordenen Mosaikschmuck.



Und der Altarbereich ist wahrlich ein Augenschmaus. Strahlende Farben, Gold über Gold. Es ist kaum in Worte zu fassen. Zentral Jesus auf dem Erdball sitzend. Links und rechts verschiedene Bibelszenen. Und dann natürlich seitlich an der Apsis zwei der berühmtesten Motive überhaupt, die jeder schon einmal gesehen hat – die Porträts Justinians und seiner Gattin Theodora mitsamt Gefolge. Einmalig auch in der Ausarbeitung der Gesichtszüge. Sie werden wohl erst nachträglich angebracht, um den neuen oströmischen Herrschern zu huldigen, doch Justinian selbst kam nie nach Ravenna.







549 wird die Basilika Sant´Apollinare in Classe geweiht. Über dem Grab des Heiligen errichtet, bewahrt sie seine Reliquien bis ins 9. Jahrhundert. Wie der Name schon sagt, liegt sie in dem kleinen Vorort Classe (der einstige Seehafen Ravennas) und ist gut mit dem Bus zu erreichen.



Nach den weitläufigen Wiesen und dem Glockenturm, erwartet den Besucher im Inneren ein in drei Schiffe klar gegliederter, weiter Raum, der die Blicke augenblicklich nach vorne zur überwältigend ausgeschmückten Apsis lenkt. Der Heilige Apollinaris steht als Hirte in einem strahlend grünen Garten voller Schafe, Bäume und Blumen, über ihm schwebt das Kreuz vor einem goldenen Himmel. Die weiteren Mosaiken an den Seiten und am Triumphbogen werden bis ins 12. Jahrhundert ergänzt. An den Seitenwänden der Kirche kann man erahnen, dass auch sie einst mit Mosaiken bedeckt waren, doch diese sind leider verloren gegangen.







Für rund 200 Jahre herrschen die Byzantiner von Ravenna aus, doch sie können ihr überdehntes Reich nicht auf Dauer halten, zumal am Hof von Konstantinopel fast nie Ruhe einkehrt und von Osten her immer größere Gefahr droht. Stück für Stück verliert Byzanz seine Territorien, und 751 fällt Ravenna an die Langobarden, einer weiteren großen Macht auf dem Stiefel. Doch schon wenige Jahre später besiegt Karl der Große die Langobarden und Ravenna, das schon Teil der berühmten wie umstrittenen Pippinschen Schenkung war, fällt an den Kirchenstaat. So wird die Stadt Teil der jahrhundertelang schwelenden Konflikte zwischen Kaisern, Päpsten, Kleinstaaten, Fürstentümern und der Fremdmächte.


Und 1996 erhebt die UNESCO die hier vorgestellten frühchristlichen Monumente zum Weltkulturerbe. Heute ist Italien das Land mit den meisten Weltkulturerbestätten (51).

Und das ist nicht alles:
Von Rom bis Venedig auf byzantinischen Spuren - Seite 12
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für Dein Lob, ich setze den Bericht jetzt dann gleich fort. Ich hoffe, dass meine Erinnerungen und Recherchen dann auch passen. ;)

Die Erinnerungen sind das wichtigste, alles andere lässt sich korrigieren.

Das hast du schön gesagt liebe Tizia :nod:

Oh ja, ein wahres Wort. :nod:

Liebe Tizia, ich hoffe, dass auch mein Abschluss des UNESCO-Weltkulturerbes Dir gefallen wird und schöne Erinnerungen wecken kann. :)
Es folgt noch eine sehr knappe Zusammenstellung von Sehenswürdigkeiten, die nicht (!) auf der UNESCO-Liste stehen, ehe es dann wieder auf die Reise geht.
 
Lieber pehda,

eben in Ravenna angekommen finde ich nach dem Begrüßungsessen hier die Fortsetzung Deines Berichts! Welch schöne Einstimmung auf unsere Tage hier, vielen Dank für die herrlichen Bilder, ich freue mich auf morgen. :nod:
Die Zugfahrt hat übrigens bestens geklappt ohne jegliche Verspätung, so dass auch das Umsteigen in Bologna gar kein Thema war. Beide Züge waren nicht überfüllt, im Frecciarossa hatte ich eine Reservierung, der Regionalzug dann richtig leer.

Liebe Grüße

Angela
 
Das freut mich zu hören, meine Meinung über die Frecce war zuletzt nicht mehr besonders gut. Aber man sieht: es geht doch.
Vielen Dank für Dein Lob, und ich wünsche Dir eine schöne Zeit in Ravenna, liebe Angela! :)
 
Vielen Dank lieber pehda für deinen weiteren Bericht.

Du zeigst wunderbare Bilder und einen interessanten Bericht dazu, was Lust auf Ravenna macht.
 
Ich danke Dir, liebe Pecorella und es freut mich natürlich, wenn ich etwas Neugier auf Ravenna bei Dir wecken konnte. Sofern man sich zumindest ein wenig für die Mosaiken in den römischen Kirchen begeistern kann, ist es ein überaus lohnendes Reiseziel. Man muss sich nur klar sein, dass es hier ausschließlich um Kultur und Geschichte geht. Nachtleben, pittoreske Stadtbilder und Events findet man weniger, oder sagen wir mal: man sollte das besser woanders suchen. Wobei es ein Diabolik-Restaurant mit Museum gibt (Diabolik ist ein italienischer Groschen-Comic, der seit über 50 Jahren produziert wird), das echt retro-stylisch ist...:thumbup::]
Auto di Diabolik - Bild von Diabolik Restaurant & Cafe, Ravenna - TripAdvisor
 
Kurz noch eine kleine Story zu Ravenna. Als ich 1977 mit meiner Frischvermählten im Käfer von Venedig nach Ravenna fuhr, bat sie mich innigst das Programm in Ravenna auf drei Kirchen zu beschränken. Als wir aus der dritten Kirche kamen wollte sie prompt wissen wieviel dieser tollen Mosaike noch zu sehen seien. Es wurde ein wirklich ausgefüllter Tag :nod:.
 
Als ich letztes Jahr in Ravenna war war die Stadt Kulturhauptstadt Italiens für 2015 und da gab es ein tolles Programm. Ich fand es wirklich schade dass ich am Abend nicht bleiben konnte.

Anscheinend gilt das für dieses Jahr nicht mehr oder erst im Sommer.
 
Ja, solche Veranstaltungen und Abendprogramm auf den Plätzen und an den Kirchen würden ein ganz anderes Bild ergeben. Derzeit läuft eine Ausstellung über moderne, antike Motive aufnehmende Kunst. Sie wird intensiv in der ganzen Stadt beworben, mit einer schnurrbarttragenden Mona Lisa. Das ist wirklich überhaupt nichts für mich. :lol:

Aber wie gesagt, mehrheitlich sind ohnehin Reisegruppen unterwegs, die ihr festes und kurzes Programm mit UNESCO-Welterbe haben dürften. Die könnten kaum an anderen Veranstaltungen teilnehmen. Aber manchmal wird das Programm doch etwas länger, wie Ludovicos nette Geschichte beweist. :~
 
Ehe ich mich wieder auf den Weg mache und Ravenna verlasse, möchte ich Euch noch einige weitere Kirchen und Bauwerke zeigen, die ich in Ravenna besucht habe:

San Giovanni Evangelista lockt mit seinem schönen Portal, dem Vorhof und dem Glockenturm. Die Kirche wurde von Galla Placidia 425 in Auftrag gegeben, und sie wäre zweifellos das neunte UNESCO-Weltkulturerbe geworden. Doch 1944 wurde sie Opfer der kriegerischen Barbarei und auch wenn sie wieder aufgebaut werden konnte – das Apsismosaik ging unwiederbringlich verloren. So war dies für mich ein sehr bitterer Besuch. Nur noch einige Fragmente der alten Fußbodenmosaike sind an den Wänden angebracht.


Die Barockkirche San Giovanni Battista ist schön ausgeschmückt und alleine wegen ihrer großen neapolitanischen Krippe einen Abstecher wert. Ich kannte sowas davor überhaupt nicht und war ziemlich angetan. Das Beleuchtungs- und Musikprogramm dauert rund 15 Minuten, und auch wenn ich nicht gezählt habe, so sind hier sicherlich über hundert Figuren zu sehen. Keines meiner Fotos zeigt die gesamte Größe der Krippe - ich hatte ziemliche Schwierigkeiten mit der Beleuchtung.



Ein schöner Vorplatz mit kleinem Markt führt zum Portal von San Francesco, die um das Jahr 1000 neu erbaut und seitdem öfters umgestaltet wurde. Die im Hauptschiff karg ausgestattete Kirche hat unter dem Altar und Presbyterium eine große Überraschung zu bieten. Dort kann man nämlich die alte Unterkirche mitsamt Mosaikboden sehen. Heute ist sie so weit abgesunken, dass das Grundwasser im Raum steht, sogar Goldfische schwimmen drin.






Dante vollendete seine „Göttliche Komödie“ in Ravenna und starb hier auch im Jahr 1321. Unweit von San Francesco, wo er zunächst bestattet wurde, errichtete man 1780 eine Grabkammer für den großen Dichter. Und im angrenzenden Minoritenkonvent befindet sich heute das Centro Dantesco mitsamt Museum, das ich aber nicht besucht habe.



Der Giardino Rasponi ist ein netter kleiner botanischer Garten, in dem es bereits jetzt im Frühjahr nach Kräutern duftete. Der Eintritt ist frei und einen schönen Blick auf den Glockenturm des Doms bekommt man gleich dazu. Im Dom selbst war ich jedoch nicht drin, da es sich um einen kompletten Barockneubau aus dem 18. Jahrhundert handelt.




Das Domus dei Tappeti di Pietra ist eine Villa aus dem 6. Jahrhundert, unter der Kirche Sant´ Eufemia gelegen. Der Komplex wurde erst in den 90er Jahren entdeckt und in der Folge der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie es der Name schon sagt, sind hier großflächige Mosaikfußböden zu sehen, mit zwei sehr eindrucksvollen Darstellungen: Ein Schafhirte, und der Tanz der vier Jahreszeiten - eine ebenso beeindruckende wie seltene Darstellung.






Zu guter Letzt ist die Piazza del Popolo der zentrale Platz Ravennas, der noch etwas mittelalterliches Flair versprüht. Von alten Palästen, die das Rathaus und andere öffentliche Einrichtungen beherbergen, und einigen schönen Restaurants gesäumt, lässt es sich hier gut aushalten.​




Ravenna hat eine unglaubliche Fülle atemberaubender, einmaliger Kunstschätze zu bieten. Es ist fantastisch, hier ganz tief in die frühen Jahre des Christentums und in die Blütezeit Ostroms einzutauchen. Nicht einmal in Rom lebt die Spätantike noch so auf, wie hier, und sicherlich werde ich einmal zurückkehren.
Ich war auf dem Weg zum Bahnhof schon voller Vorfreude auf Padua.

Nach Padua:
Von Rom bis Venedig auf byzantinischen Spuren - Seite 12
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Pehda,

so viele schöne Fotos und der Tanz der Hirten ist sicher etwas ganz besonderes, vielen Dank dafür.

Dein Abschlussfoto auf dem Weg zum Bahnhof hat mich an die Sommerhitze auf diesem schönen Platz erinnert. Ich finde auch, dass es sich dort gut aushalten lässt.

Jetzt bin ich gespannt auf Padova.

Diese Stadt will ich bei meinem nächsten Abband-Aufenthalt auch wieder erkunden.

Und dann warte ich auf deinen Venedig-Bericht. Ich will nämlich bei meinem nächsten besuch das Sestiere Cannareggio durchwandern. Du hast dort dein Quartier, nicht wahr?

Lass dir Zeit, wenn ich zuvor noch etwas von dir lesen kann ist es gut und ansonsten habe ich meinen Müller-Reiseführer als App dabei und kann auch offline darin lesen. Schon toll die Technik, probiere ich zum ersten Mal auf diese Art und Weise aus.

Viele Grüße

Tizia
 
Liebe Tizia, erst einmal herzlichen Dank für Dein Lob und die netten Worte. Ich muss aber zugeben, dass einige meiner Bilder in diesem Berichtsteil etwas schlampig sind. :lol: ;)
Ja, ich war in Cannareggio, und es gefiel mir sehr gut. Weniger touristisch, vor allem abends sehr reizvoll. Es ist für venezianische Verhältnisse klar gegliedert mit den ganz langen, geraden Kanälen, die abends von den Einheimischen gesäumt sind. Die Kirche der Madonna dell ' Orto solltest Du besuchen. :thumbup:
Mit dem Handy habe ich in Venedig einige Standortbestimmungen durchgeführt. Wenn die Füße müde werden, will man auch mal vorwärts kommen und sich nicht nur treiben lassen. ;)
 
Unterwegs in Italien

Nach zwei wunderschönen Tagen war es also an der Zeit, Ravenna zu verlassen.


Die Regionalbahn brachte mich pünktlich nach Bologna zurück. Wie fast schon geistig eingeplant von mir, hatte mein Anschlusszug, der Frecciarossa in Richtung Venedig, bereits Verspätung, aber dass es 70 Minuten werden sollten, hatte ich nicht geahnt. Ich schlich daher ein wenig am Bologneser Bahnhof herum, an der Piazza XX Settembre war ein Bücherflohmarkt, aber mit dem Koffer im Schlepp war das auch kein Vergnügen. Zumal mir der Handgriff bereits bei der Ankunft in Rom abgebrochen war und ich den Koffer seitdem direkt an der Stange hinter mir herzog.


Nachdem ich so etwas Zeit vertrödelt hatte, sah ich mir mal wieder die Anzeigetafeln an, aber die zeigten für fast keinen der frecce an, auf welchem Bahngleis sie fahren würden. Also begab ich mich in den unterirdischen Teil des Bahnhofs, in dem ich bisher immer mit den Schnellzügen angehalten hatte. Als es dann an der Zeit war, dass mein Zug inklusive Verspätung kommen müsste, leuchtete urplötzlich auf der Tafel das binario 1 auf, und das bedeutete wieder einmal, mit Vollgas ganz nach oben zu laufen. Und tatsächlich erreichte ich gerade noch den Zug, der keine zwei Minuten später abfuhr. Auch einige andere Reisende hatten sich mit mir schleunigst in Bewegung gesetzt, aber ob die es dann alle geschafft hatten...?


Die Zugfahrt in den Veneto ist sehr reizvoll, denn auf halbem Weg vor Padua erreicht man die Euganeischen Hügel und passiert einige der bekannten Kurorte. Besonders hübsch war die Aussicht auf den Ort Monselice, da gelang mir aber kein Foto. Es dauerte dann nicht mehr lange, und die Außenbereiche von Padua waren erreicht. Vor über zehn Jahren hatte ich mit meinen Eltern einen Tagesausflug hierher gemacht. Schon der kurze Eindruck war sehr positiv, und so war es schon lange mein Wunsch, mit etwas mehr Zeit zurückzukehren. Darüberhinaus wusste ich noch gut, dass die orientalisch angehauchten Kirchen der Stadt wunderbar zu meinem Reisethema passen würden.


Padua ist eine der ältesten Städte Italiens, der Tradition zufolge wurde sie im Jahr 1185 vor Christus gegründet. Im römischen Reich entwickelte sie sich zu einer blühenden und schwerreichen Handelsmetropole. Doch im Zuge der Völkerwanderung und in den Kriegen der Spätantike wurde Padua mehrmals geplündert und zerstört, sodass fast überhaupt keine Überreste aus der Römerzeit zu sehen sind. Sie blieb jedoch stets eine wichtige, zukunftsorientierte Stadt – nicht zuletzt dank der 1222 gegründeten Universität, an der auch Galilei lehrte. Padua gehörte von 1405 bis 1797 zu Venedig und profitierte als Zentrum der terraferma von dessen wirtschaftlichen Erfolg. So blieb Padua, ganz anders als Ravenna, immer eine wichtige Stadt, die bedeutende Dichter, Denker und Künstler anzog, und das sieht man ihr auch an.


Weite Teile der Innenstadt haben ihren mittelalterlichen Charme erhalten, die arkadengesäumten Gassen öffnen sich immer wieder auf große Plätze, beherrscht von mächtigen Palästen und den Kirchen. Häufig findet man die verstreuten Lehrstühle der Universität, trifft auf Studenten und allgemein viele junge Leute. Damit verbindet sich natürlich ein aktives Nachtleben. Padua ist aber auch die Stadt des Heiligen Antonius, der hier im frühen 13. Jahrhundert gewirkt hat, und dessentwegen sich noch heute viele Pilger alljährlich auf den Weg zur großen Basilika machen. Ich selbst sah mich zwar weniger als Pilger, denn als allgemeiner Reisender, aber die Erfahrung des Santo war mir dennoch sehr wichtig und wertvoll. Daher wählte ich sehr gerne das Hotel „Casa del Pellegrino“ fast direkt neben der Basilika aus, um sie jederzeit spontan besuchen zu können.


Mein erster Blick aus dem Fenster meines Zimmers war einfach phänomenal.


 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber pehda,

Padua war uns leider nicht mehr gegönnt dieses Mal, aber wir waren ja schon oft dort. ;)
Der Blick aus Deinem Hotelzimmer ist ja wirklich beneidenswert, ich kann gur verstehen, dass Du Dich wohl gefühlt hast.
Bis ich selbst meinen Reisebericht, indem ja teilweise die gleichen Orte wieder auftauchen werden, beginnen kann, freue ich mich über Deine Eindrücke besonders und warte geduldig, wie es Dir in Venedig ergangen ist. :nod:
 
Liebe Angela, vielen Dank, schön dass du weiter mit dabei bist auf meiner Italienreise. Der tolle Blick hatte seinen Preis, denn die Straße davor ist ganz gut befahren - mit Kopfsteinpflaster...
Jedenfalls habe ich etwas weitergetippt und setze jetzt dann eine Fortsetzung rein mit einigen Bildern von Giotto. ;)
 
Zurück
Oben