Bericht: 8 Tage - 6 Städte - 4 Regionen - Norditalien März 2014

Ich habe leider verpasst:roll:. Vielen Danke für deine bebilderten Grüße aus verschiedenen Standort, sehr nett:thumbup:

vielen Dank und bin gespannt auf deinen Bericht.

LG

Qing
 
Moin Moin,
es freut mich, dass ich mit meinen Grüßen die Vorfreude auf den Reisebericht geweckt habe ;)
In den nächsten Wochen und Monaten werde ich meine Eindrücke hier veröffentlichen ;)

Lg Antinous
 
Samstag - Tag 1

Nachdem ich am Vorabend meinen Koffer gepackt hatte, stieg die Vorfreude bis zum Abflug fast ins
unermessliche :D.
Bei Sonnenschein und 10°C machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Nun kam der nervigste Teil des gesamten Urlaubs, die Sicherheitskontrolle und das Warten auf den Einstieg. Zu meiner Überraschung verging die Zeit wie im Flug und so saß ich schon wenige Minuten später im Flugzeug. Pünktlich um kurz vor 12 Uhr setzte sich der Flieger in Bewegung und nahm Kurs auf das schönste Land der Welt :D.
Bereits knapp zwei Stunden später landete ich im bewölkten, aber trockenen Bergamo.
Wiederum nur wenige Minuten später saß ich im Bus Richtung Mailand. Auf der knapp einstündigen Fahrt, bekam ich bereits einen kleinen Einblick in die Schönheit Norditaliens. Wunderschöne Landstriche mit einsamen Häusern und im Hintergrund die Alpen - traumhaft! Je näher wir Mailand kamen, umso dunkler wurde der Himmel. Schließlich, kurz vor Mailand, fing es dann an zu regnen :?.
Am Hauptbahnhof angekommen, war mein nächstes Ziel die Touristeninfo, wo ich meine vorab im Internet bestellte MilanoCard abholen wollte. Zielstrebig steuerte ich den Infopunkt im Außenbereich des Hauptbahnhofs an und erhielt eine Abfuhr. Ich sollte den Infopunkt im Inneren der Stazione Centrale aufsuchen. Dies stellte sich aber als gar nicht so einfach heraus. Schließlich ist der Mailänder Hauptbahnhof, einer der größten Europas :nod:. Oben an den Gleisen wurde ich fündig, doch diese Info war leider schon geschlossen. Genauso wie die Touristeninfo auf der mittleren Ebene :evil:.
„Dann eben morgen“, dachte ich und machte mich zu Fuß auf zum etwa ein Kilometer entfernten Hotel. Bewaffnet mit meinem Google-Maps-Ausdruck ging die Suche, im nun strömenden Regen los. Schnell erreichte ich nach wenigen Minuten die Piazzale Loreto und den Corso Buenos Aires. Von hier aus ging es nun aber nur noch beschwerlich voran. Einige Minuten später, als ich schon wieder eine andere Richtung einschlagen wollte, stellte ich erstaunt fest, dass ich bereits vor dem Hotel stand. Jetzt wo ich diesen Bericht schreibe, frage ich mich natürlich, warum ich mir nicht einfach einen Stadtplan bei der Touristeninfo geholt habe. Hätte die Sache sicher nicht schwieriger gemacht, aber solche "Geistesblitze" bekomme ich leider immer ein wenig spät :blush::roll:.
[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2673.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2671.JPG[/IMGre] Völlig durchgeregnet betrat ich um kurz vor 16 Uhr das Hotel Aspromonte und checkte beim sehr netten Hotelpersonal ein. Im Zimmer angekommen, war ich erst einmal froh dass ich die nassen Sachen loswerden konnte. Nachdem ich meinen Koffer ausgepackt hatte, probierte ich erstmal das Internet aus. Als es eine halbe Stunde später aufgehört hatte zu regnen, wartete mein erstes und einziges Tagesziel, der Corso Buenos Aires auf mich.
Vorbei an der, vor dem Hotel liegenden Piazza Aspromonte, erreichte ich schon nach wenigen Schritten wieder den Corso Buenos Aires mit seinen vielen Boutiquen und Geschäften. Nachdem ich etwas gegessen hatte, war auch der Regen zurück. Ich ging noch schnell Proviant für die nächsten Tage einkaufen und machte mich auf den Rückweg zum Hotel.

Fazit vom ersten Tag:
Die Anreise mit dem Ryanair-Flug von Bremen nach Bergamo und dem Bustransfer nach Mailand, klappte ohne Probleme und lange Wartezeiten. Die Abholung der MilanoCard klappte leider nicht, obwohl im Internet steht, dass die Touristeninfo täglich geöffnet wäre. Das Hotel war trotz kleinerer Schwierigkeiten, schnell gefunden und das Personal war sehr freundlich. Mit dem Wetter hatte ich leider nicht so viel Glück, aber das wusste ich schon vor der Reise ;). Den Corso Buenos Aires habe ich mir irgendwie beeindruckender vorgestellt :roll:.

Lg Antinous
 

Wiederum nur wenige Minuten später saß ich im Bus Richtung Mailand. Auf der knapp einstündigen Fahrt, bekam ich bereits einen kleinen Einblick in die Schönheit Norditaliens. Wunderschöne Landstriche mit einsamen Häusern und im Hintergrund die Alpen - traumhaft!

Ja, da gebe ich Dir nur zu gerne Recht! :nod:

Schade, dass das Wetter nicht so mitgespielt hat:( -
ich freue mich auf die Fortsetzung.
 
Sonntag - Tag 2

Mein erster kompletter Tag in Mailand begann bereits um kurz vor sieben. Es sollte den ganzen Tag regnen, so sagte es zumindest der Wetterbericht voraus. Kälte? meinetwegen, aber bitte doch kein Regen! :(
Trotz dieser nicht gerade optimalen Voraussetzungen, ist der erste Morgen immer einer der spannendsten der gesamten Reise. Hier zeigt sich, ob das Frühstück meinen hohen Ansprüchen genügt und wie die Stimmung für den Rest der Reise sein wird :D;). Ja, essen ist schon ein wichtiger Teil meines Lebens.
Bereits um Viertel nach sieben war ich unten, im gemütlich eingerichteten Frühstücksraum :thumbup:. Was soll ich sagen, das Frühstück war SUPER und die Laune dementsprechend gut :].
Um halb neun starte ich dann bei bewölktem Himmel, aber ohne Regen, meinen Rundgang durch Milano. Mein erstes Ziel des Tages sollte nicht wie geplant der Dom und seine umliegenden [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2691.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2688.JPG[/IMGre] Sehenswürdigkeiten sein, sondern das Castello Sforzesco. Mit der grünen Linie (M2) der Metro fuhr ich bis zur Haltestelle „Lanza“ und war nur noch wenige Schritte vom mächtigen Stadtschloss aus dem 14. Jahrhundert entfernt. Mit mir gingen noch einige Läufer, über die vom nächtlichen Regen nassen Straßen, zum Castello. Nachdem ich den Innenhof des gigantischen Stadtschlosses, über das Tor der östlichen Festungsmauer betreten hatte, viel mein Blick sofort auf den massiven Torre del Filarete mit seinem riesigen Eingangsportal. Kaum vorstellbar, dass dieser als Munitionsdepot genutzte Turm, im Jahr 1521 nach einem Blitzschlag explodierte 8O.
Das Castello, dessen Wurzeln auf die Familie Visconti zurückreichen, hat eine bewegte Geschichte. Im 15. Jahrhundert, zur Zeit der ambrosianischen Republik, wurde die Verteidigungsburg zerstört, ehe Francesco Sforza sie drei Jahre später wieder aufbauen ließ. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts setzten Bürgerkriege und Belagerungen dem Schloss zu, ehe es unter spanischer Herrschaft zu einem sternförmigen Verteidigungsring umgebaut wurde. Im 17. Jahrhundert dann, nutzte Napoleon das Castello als Truppenunterkunft und Ställe für die Pferde.
Auf meinem Rundgang durch den Innenhof des Schlosses, begegneten mir nun schon hunderte von Läufern, aber dazu später mehr ;).
Bevor ich einen Blick ins Museum warf, schaute ich mich im weitläufigen Innenhof weiter um. Durch Zufall schlich ich mich in eine Touristengruppe und kam so in den Genuss, einer Gratisführung über einen Teil der Festungsmauer :]. Besonders der Ausblick über Mailand war gigantisch! 8O
Weiter ging es dann im Museum der antiken Kunst im Torre Falconiera. In 15 Sälen, gab es neben zahlreichen Skulpturen, einem riesigen Grabmal und einer beeindruckenden Waffensammlung, auch einige Kunstwerke berühmter Künstler zusehen. Am beeindruckendsten sind jedoch der Sala delle Asse und das letzte Werk Michelangelos (Pietà Rondanini). Der Sala delle Asse, welcher von Leonardo da Vinci mit einem herrlichen Deckenfresko geschmückt wurde, war leider aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht zugänglich :thumbdown. Das letzte und unvollendete Werk Michelangelos, konnte ich jedoch in seiner ganzen Pracht bestaunen :thumbup:.
Nach etwas mehr als einer Stunde, stand ich wieder im Innenhof und machte mich auf dem Weg zum angrenzenden Parco Sempione. Der 1893 angelegte und fast 40 ha große Park ist eine regelrechte Wohlfühloase :). Breite Wege, große Wiesen, verträumte Seen, hier hätte ich den ganzen Tag verbringen können.
Mein nächstes Ziel, der Torre Branca, war leider wegen dem zu starken Wind geschlossen :cry:. Ich ging weiter zum nordwestlichen Ende des Parks und erreichte den 1838 fertiggestellten Arco della Pace. Dieses gigantische Monument galt ursprünglich als Triumphbogen Napoleons, erinnert heute jedoch an Europäischen Frieden von 1815.
Es war um die Mittagszeit, als sogar die Sonne herauskam. Darüber freuen konnte ich mich kaum, denn mit der Sonne kam auch der [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2760.JPG[/IMGre] Regen. Zum Glück nur ein 5 minütiger Schauer. Mittlerweile war ich bei der Arena Civica angekommen. Das 1800 von Napoleon erbaute Amphitheater, diente früher sportlichen Wettkämpfen, Wasserschlachten und Eislaufwettbewerben. Am heutigen Tag war es die Zielankunft der Stramilano, einer seit 1972 stattfindenden Laufveranstaltung. Der Hauptlauf ist ein Halbmarathon, außerdem finden ein 10km langer Volkslauf und der Stramilanina, ein 5km langer Lauf für Kinder und Familien statt. Die Stramilano ist eine der bedeutendsten Straßenläufe weltweit, an der über 50.000 Läufer teilnehmen.
[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2767.JPG[/IMGli] Da der Zieleinlauf noch ein wenig auf sich warten ließ, war die Arena nicht allzu voll und so ging ich schon nach einigen Minuten wieder Richtung Castello Sforzesco.
Zu Fuß ging ich nun zum Brera-Viertel - mein nächstes Ziel, die Pinacoteca di Brera. Bei strahlendem Sonnenschein, ging ich durch die nass-glänzenden, menschenleeren Straßen. Das Brera-Viertel gilt als eines der schönsten Viertel Mailands und das völlig zu Recht, wie ich finde :nod:.
Die Pinacoteca di Brera ist ein Museum für mittelalterliche und moderne Kunst und geht zurück auf die Gründung einer Kunstakademie, im Jahr 1776. Die beiden Weltkriege überstand die Sammlung jeweils unbeschadet, da sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurde.
Ich betrat den Innenhof des Palazzo Brera und stieg die Treppe hinauf, zum Museum. Für 6€ Eintritt kann man sich hier über 2000 Werke anschauen. Fotos waren leider nicht erlaubt :thumbdown.
Kaiserin Maria Theresia stiftete „die Brera“ der Kunstakademie, aber erst durch die napoleonischen Beutezüge erreichte sie ihre heutige Größe. Sie gehört heute zu den bedeutendsten Pinakotheken Italiens, mit Werken von Raffael, Tintoretto oder Tizian. Das bedeutsamste Werk ist „Der tote Christus“ von Mantegna.
Nachdem ich das gutbesuchte Museum verlassen hatte, ging ich durch schattige Gassen zur Mailänder Scala - eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt.[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2781.JPG[/IMGli] Das 1778 fertiggestellte Teatro, bietet Platz für 2.300 Zuschauer und wurde nach schweren Beschädigungen im 2. Weltkrieg, in nur drei Jahren wieder aufgebaut.
Ohne ein Blick ins Innere zu werfen, ging ich über die Piazza della Scala, zur Galleria Vittorio Emanuele II. Die überdachte Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert, wurde am 15. September 1867 eröffnet. In dem mit Stuck, Fresken und Marmor dekorierten Gebäude, findet man Läden wie Prada, Gucci oder Louis Vuitton. Immer wieder blieb ich stehen und ließ diese Einkaufspassage, die eher einem Laufsteg gleicht, auf mich wirken.
Vorbei an den hochpreisigen Cafés, erreichte ich nach einigen Minuten die Piazza del Duomo. Kam ich eben schon kaum aus dem Staunen [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2792.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2793.JPG[/IMGre] heraus, war ich beim Anblick des Doms, völlig überwältigt 8O. Ich wanderte über die menschenüberflutete Piazza und sah mir den Dom aus verschiedenen Perspektiven an. Der Baubeginn der drittgrößten Kirche der Welt, war bereits im Jahr 1386, fertiggestellt wurde sie aber erst im 19. Jahrhundert.
Nachdem ich mir die Fassade mit seinen 3400 Marmorstatuen und 145 Filialen genauestens angesehen hatte, warf ich ein Blick ins Innere der Kirche, in der sich Napoleon 1805 zum [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2828.JPG[/IMGli]König von Italien krönen ließ. Es fand gerade ein Gottesdienst statt, weshalb man nur einen kleinen Teil besichtigen konnte. Da ich eine Kirche ungern während eines Gottesdienstes besuche (als Tourist), war ich schon nach einigen Minuten wieder draußen. Der Domschatz und das Archäologie-Museum waren leider noch nicht geöffnet :(.


Jetzt sollte es hoch hinausgehen. Die Dachterrassen des Doms warteten auf mich und mit ihnen eine gigantische Aussicht auf Mailand! Ich lief einmal um riesigen Dom herum und entschied mich dazu, mit dem Aufzug nach oben zu fahren. Nicht dass ich faul bin, nein, aber meine Füße mussten in den folgenden Tagen noch genug ertragen. Für 12€ (verdammt TEUER! :evil:) ging es in wenigen Minuten nach oben. Von hier aus führte mich ein schmaler Weg zu den Terrassen, auf dem ich die herrlich verzierte Fassade des Doms bewundern konnte. Auf den Domterrassen angekommen, eröffnete sich mir ein gigantischer Anblick über Mailand. Wahnsinn, was für eine tolle Aussicht. Doch was ich auch sehen konnte war, dass vor dem Palazzo Reale schon eine mind. 50 Meter lange Schlange war :uhoh:. Die Klimt-Ausstellung wollte sich wohl niemand entgehen lassen :(. Da ich keine Lust auf lange Warterei hatte, strich ich den Palazzo Reale von meiner Liste und bummelte noch ein wenig über die Terrassen. Bevor ich wieder hinunter fuhr, bewunderte ich noch die vergoldete Marienstatue (La Madonnina), welche die Symbolfigur Mailands ist und über das wohl der Stadt wacht.
Unten angekommen, ging es einmal quer über die Piazza del Duomo, zur Piazza dei Mercanti. Sicher eine der weniger beachteten [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2832.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/500/thumbs/IMG_28338.JPG[/IMGre] Sehenswürdigkeiten Mailands und das völlig zu unrecht! Im Mittelalter diente diese Piazza als Handwerks- und Handelsplatz, auf der Haarschneider, Goldschmiede, Messerschleifer, Schuster, Schneider und Bäcker ihre Waren und Dienstleistungen anboten. Auch damals gab es schon Schlitzohren und so passierte es, dass ein Händler in Ungnade fiel, weil er betrogen hatte. Zur Strafe wurde er dem öffentlichen Spott preisgegeben und mit heruntergelassenen Hosen auf den Stein der Gescheiterten gesetzt. Angrenzend an den rechteckigen Platz, befindet sich der 1233 fertiggestellte Palazzo della Ragione, der ehemalige Justizpalast. Der nach unten offene Palast, wird heute unter anderem für Ausstellungen genutzt.
Keine fünf Minuten entfernt, befand sich mein nächstes Ziel, die Chiesa San Satiro. Kurz vor 14 Uhr erreichte ich die Kirche und musste noch wenige Minuten auf die Öffnung warten. Das Warten sollte sich lohnen! Die 1482 fertiggestellte Kirche wurde von Donato Bramante und Giovanni Antonio Amadeo entworfen. Besonders sehenswert ist der Chorraum. Der Chorraum fiel aus Platzgründen ziemlich klein aus, doch durch die atemberaubende Scheinperspektive Bramantes, wirkt der Chorraum viel Größer als er ist :nod:8O. Eine Weile betrachtete ich diese perspektivische Illusion, ehe ich mir noch die nicht weniger beeindruckende Sakristei anschaute.

[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/500/thumbs/k-IMG_2849.JPG[/IMGli]
Wieder zurück auf der Via Torino, führte mich diese zur San Lorenzo, eine im Jahr 402 errichtete Kirche. Während ich diese prächtige Straße hinunter ging, überholte mich eine der antiken Straßenbahnen, die seit dem Jahr 1928 eingesetzt werden. Von den ursprünglich 502 Straßenbahnen, sind heute noch 126 Stück im Einsatz.
Schon lange bevor man die San Lorenzo erreicht, fallen einem die vor der Kirche stehenden korinthischen Säulen ins Auge. Bei diesen Säulen handelt es sich um Überreste eines Tempels, aus der Zeit des römischen Mediolanum. Vorbei an der Bronzestatue von Kaiser Konstantin, betrat ich den frühesten christlichen Zentralbau der Welt. Leider fand auch hier gerade ein Gottesdienst statt, weswegen ich auch hier nur wenige Minuten blieb :?.

Wenige Schritte von der Basilika entfernt, warf ich noch einen Blick [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2864.JPG[/IMGli] auf das südliche Stadttor Mailands (Porta Ticinese). Durch gespenstisch leere Straßen ging ich zu meinem nächsten Ziel die Basilika Sant Ambrogio. Über das Atrium betrat ich die dreischiffige Kirche. Von hier aus hatte ich einen tollen Blick auf die beiden Kirchtürme. Der rechte Turm trägt den Namen „Turm der Mönche“ und soll der erste lombardische Kirchturm sein. Nachdem ich mir die mittelalterlichen Fresken und Grabplatten angesehen hatte, ging ich ins Innere der Kirche. Abgesehen von der toll gestalteten Apsis, fand ich die Basilika eigentlich ziemlich langweilig :D. Aber nur, bis ich die Krypta erreichte. Was ich dort sah, hätte aus einem Horror-Film stammen können. Hier unten befanden sich nämlich die sterblichen Überreste von Ambrosius, Protasius und Gervasius 8O. Ersterer ist der Erbauer und Namensgeber dieser Kirche.
Von dem Schrecken musste ich mich erstmal erholen und ging wieder an die frische Luft :];).

[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2879.JPG[/IMGli] Traumhaft schöne und vor allem grüne Straßenzüge, führten mich dann zur Basilika Santa Maria delle Grazie. Die 1482 fertiggestellte Dominikaner-Kirche wurde von Bramante gestaltet und von Da Vinci mit dem Kunstwerk „Das letzte Abendmahl“ veredelt. Das bekannteste Bild der Welt befindet sich jedoch nicht direkt in der Basilika, sondern in einem Nebengebäude. Im Vorfeld der Reise versuchte ich noch eine Eintrittskarte zu buchen, aber leider war schon alles ausgebucht. Ich ging trotzdem zum Ticketschalter und versuchte mein Glück - ohne Erfolg :cry:.

Dafür schaute ich mich aber in der Kirche ein wenig um. Das schlichte Innere der Kirche hat mich doch ein wenig verwundert, steht es doch im krassen Gegensatz zum auffälligen Äußeren der Kirche. Die Dominikanerkirche und das dazugehörige Kloster sind seit 1980 Weltkulturerbe der UNESCO, außerdem liegt die Herzogfamilie Sforza hier begraben.
Ohne es zu wissen, hatte ich mir das beste Erlebnis bis zum Schluss aufgespart. Ich wollte nun die Kirche San Maurizio al Monastero Maggiore und das angrenzende archäologische-Museum besuchen. Die Kirche war leider geschlossen, also besuchte ich nur das archäologische Museum - aber das sollte sich lohnen! :nod: Durch ein beeindruckendes Barockportal betrat ich den grünen Innenhof. Schon hier waren einige archäologische Funde ausgestellt. Das Museum besteht aus insgesamt 5 verschiedenen Themenbereichen. Im ersten Gebäude findet man Informationen und Ausgrabungen zur Geschichte Mediolanums. Einst wurde dieses Gebiet von den Kelten besiedelt und 222 v. Chr. von den Römern erobert, die ihm den Namen Mediolanum gaben, was soviel heißt wie „in der Mitte der Ebene“.
Über den zweiten Teil des Innenhofs erreichte ich einen neugebauten Pavillon, wo die übrigen 4 Themenbereiche bereits auf mich warteten. Ich startete im ersten Stock „Frühmittelalter“ und schaute mir dort die ausgestellten Funde und Nachbildungen an.
Ein Stockwerk weiter oben, begann der Themenbereich über die Etrusker, eines der größten Völker der Antike. Die Etrusker lebten seiner Zeit im nördlichen Mittelitalien und gingen nach Eroberung der Römer, im Römischen Reich auf.
Im dritten und letzten Stockwerk, konnte ich Ausgrabungen und Funde, der im antiken Italien lebenden Griechen, bewundern. Die Griechen lebten im 8. Jh. v. Chr. unteranderem in Kalabrien, Kampanien und Sizilien.
Das Erdgeschoss, in dem wechselnde Ausstellungen stattfinden, hielt noch weitere Ausgrabungen griechischer Herkunft für mich bereit.
Nach etwas mehr als einer Stunde verließ ich dieses tolle Museum und [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2912.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2914.JPG[/IMGre] machte mich auf den Weg zur nächsten Metrostation. Der Himmel war mittlerweile noch dunkler als zuvor und der Regen sollte auch nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen :uhoh:. Bei der Metrostation angekommen, wurde ich durch Zufall auf die Via Dante aufmerksam. Da ich eh noch etwas essen wollte, ging ich diese sehenswerte Fußgängerzone entlang. Durch die verschiedenen Länder-Flaggen, war die 2015 in Mailand stattfindende Expo, hier allgegenwärtig. Da die Lokale jedoch SEHR TEUER :evil:waren, ging ich zur Metrostation „Cordusio“ und fuhr zurück zur Piazza Loreto. Etwas abseits der Touristenströme fand ich ein günstiges Lokal und bekam dort eine Pizza die fast größer war als der Tisch 8O:D.
Kurz bevor es anfing zu regnen, war ich nach einem tollen Tag, wieder im Hotel angekommen :).

Fazit vom zweiten Tag:
Mailand, ich hab mein Herz an dich verloren :D. Diese Stadt ist einfach nur traumhaft! Selten habe ich in Italien so traumhaft schöne und grüne Straßenzüge gesehen 8O. Alles ist so gepflegt und sauber!
Das Castello Sforzesco mit seinem angrenzenden Parco Sempione ist einfach nur gigantisch und einer der schönsten Plätze Mailands. Schade dass der Torre Branca geschlossen war, hatte mich schon so auf die traumhafte Aussicht gefreut :cry:.
Das Brera-Viertel ist für mich das schönste Viertel Mailands. Die Pinacoteca war leider sehr überlaufen.
Die Galeria Vittorio Emanuele I, ist eher ein Laufsteg der Schönen und Reichen, als eine Einkaufspassage :lol:. Dennoch wahnsinn wieviel Eleganz dieses Bauwerk ausstrahlt :nod:.
Der Moment an dem man die Piazza del Duomo betritt und den Dom zum ersten Mal sieht, ist was ganz besonderes.
Schade, dass es mit dem Besuch des Palazzo Reale nicht geklappt hat. Aber hätte ich mich hinten in die Warteschlange eingereiht, würde ich wahrscheinlich noch heute dort stehen :lol:.
Die meisten Touristen werden die Piazza Mercanti wahrscheinlich besuchen ohne es überhaupt zu merken, McDonald‘s sei Dank ;).
Allein schon wegen der beeindruckenden Illusionsperspektive Bramantes, ist ein Besuch der San Satiro Pflicht.
Die San Lorenzo, die Sant Ambrogio und die Santa Maria delle Grazie sind in ihrer Art völlig verschieden und jede von ihnen war einen Besuch wert.
Der absolute Höhepunkt des Tages war das archäologische Museum der San Maurizio-Kirche. Für nur 2€ (!) bekommt man sehr viel geboten! :thumbup::nod:

Lg Antinous
 
Hallo Antinous,
Herzlichen Dank für diesen lebendigen und spannenden Bericht Deines umfangreichen Mailandtages!
Toll, was Du alles sehen könntest, besonders gefreut hat mich, dass Du San Satiro mit einbeziehen konntest.
Ich freue mich auf die Fortsetzung und sende herzliche Grüße aus Venezia!

Angela


Gesendet von meinem iPhone mit Tapatalk
 
Moin Moin Angela,
danke für dein tolles Kompliment! :)
Rückblickend wundert es mich auch ein wenig, wie viel ich an diesem Tag von Mailand entdecken konnte! :nod: San Satiro war wirklich klasse ;)
Dir noch viel Spaß in Venezia!

Freut euch schon einmal auf den Bergamo-Tagesbericht :D

Lg Antinous
 
Moin Moin QingAnna,
danke für dein Kompliment!
Der Bergamo-Bericht ist fast fertig. Bis zum Wochenende sollte er online sein ;)

Lg Antinous
 
Montag - Tag 3

[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2918.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2921.JPG[/IMGre]Der dritte Tag meiner Reise, führte mich ins schöne Bergamo! Da mein Zug bereits früh abfahren sollte, war zeitiges aufstehen angesagt. Nach dem schmackhaften Frühstück, ging es mit der Metro zum Hauptbahnhof. An diesem Morgen war es zwar noch etwas frisch und bewölkt, aber es war trocken - und das war das Wichtigste ;).​
15 Minuten nachdem ich das Hotel verlassen hatte, erreichte ich den Hauptbahnhof und kaufte mir eine Fahrkarte (5,30€) am Automaten.​
Pünktlich um 8:10 Uhr setzte sich die Regionalbahn in Bewegung. Allein schon die Fahrt nach Bergamo war ein Erlebnis. Die Aussicht auf die traumhafte Landschaft, mit den Alpen im Hintergrund, war besser und aufregender als jeder Kinofilm :nod:8O. Nach ca. 50 Minuten erreichte ich das sonnige Bergamo 8).​
Mein erster Weg, führte mich vom Hauptbahnhof zur nahegelegenen Touristeninformation. Sehr freundlich wurde ich von der Mitarbeiterin empfangen, die ich nach einem Stadtplan fragte. In perfektem englisch fragte sie mich, in welcher Sprache ich den Stadtplan denn gern hätte. Doch nicht nur die englische Sprache beherrschte sie perfekt, auch die deutsche Sprache sprach sie eben so gut. Als ich sagte dass ich aus Deutschland sei, sagte sie in perfektem deutsch „Ah, Sie kommen aus Deutschland. Warten Sie, ich gebe Ihnen zusätzlich einen deutschen Stadtführer mit“ :thumbup:. Diese Touristeninfo hat echt einen super Eindruck bei mir hinterlassen!​
[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2928.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2929.JPG[/IMGre] Über die Viale Papa Giovanni XXIII, erreichte ich nach einigen Minuten das Porta Nuova. An dem 1837 errichteten Stadttor, wurde zu dieser Zeit der Stadtzoll entrichtet. Nachdem ich die beiden Propyläen (Torhäuser) passiert hatte, bog ich rechts ab und ging die Sentierone (Flanierstraße) hinunter zur Chiesa San Bartolomeo. Die im 17. Jh. errichtete einschiffige Kirche, wirkt von außen lange nicht so aufregend, wie sie es von innen ist. Die beeindruckenden Fresken von Gaspare Diziani und Mattia Bortoloni machen das Innere dieser Kirche zu einem atemberaubenden Kunstwerk! 8O:nod: Selten war ich so [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2931.JPG[/IMGli]beeindruckt von einem Innenraum einer Kirche. Dieses Meisterwerk war nur noch schwer zu toppen. Wenige [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2933.JPG[/IMGre]Stunden später geschah jedoch genau dies, aber dazu später mehr.​
Wie fast alle Sehenswürdigkeiten der „unteren Stadt“ Bergamos, erhält die San Bartolomeo nicht die Aufmerksamkeit, die sie eigentlich verdient hätte. Was aber auch nicht so schlimm ist, denn so hat man diese tollen Orte, für sich ganz allein.​
Außer mir waren nur wenige Einheimische, zur morgendlichen Andacht in der Kirche. Neben den beeindruckenden Fresken, ist auch das Gemälde „Pala Martinengo“ vom venezianischen Maler Lorenzo Lotto äußerst sehenswert.
Bevor ich mich zur „oberen Stadt“ aufmachte, wollte ich mir noch die [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2940.JPG[/IMGli] Sant Alessandro in Colonna Kirche anschauen. Die Kirche wurde nach dem Schutzheiligen Bergamos (Alexander von Bergamo) benannt und liegt fernab aller Touristenströme. Alexander von Bergamo war römischer Soldat christlichen Glaubens, der den Märtyrertod starb, nachdem er Götzenbilder in Gegenwart Kaiser Maximilians schändete. An der Stelle wo er im Jahr 303 enthauptet wurde, steht heute die Kirche Alessandro in Colonna.​
Auch diesmal hielt mich das schlichte Äußere nicht von einem Blick in Innere ab. Diese Kirche hatte ich sogar komplett für mich allein und so schaute ich mich in Ruhe um. Das Innere der 1447 wiederaufgebauten Kirche, war nicht ganz so beeindruckend wie das der Bartolomeo-Kirche, aber dennoch sehr sehenswert. Nach einigen Minuten verließ ich die einschiffige Kirche mit ihren vier Seitenkapellen wieder und machte mich auf den Weg zur „oberen Stadt“.
Traumhafte Anwesen mit wunderschönen Gärten, begleiteten mich auf dem Weg zur Funiculare-Station. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst, wie beeindruckend der mittelalterliche Treppenweg ist, welcher über das Porta S. Giacomo zur Altstadt führt, wäre ich wohl nicht mit der Seilbahn nach oben gefahren :nod:.
Schon nach wenigen Minuten und völlig ohne Anstrengung, erreichte ich die mittelalterliche Altstadt. Über eine herrlich geschwungene Straße gelangte ich schon nach kurzer Zeit zur Kirche „San Michele al Pozzo Bianco“. Sicher eine der unscheinbarsten Kirchen dieser Reise. Getarnt als einfacher Gebäudekomplex, erkennt man erst spät, dass es sich hierbei um eine Kirche handelt :lol:. Die Wurzeln dieser kleinen und unscheinbaren Kirche gehen bis auf das 8 Jahrhundert zurück. Der Innenraum ist mit zahlreichen Fresken geschmückt, darunter auch hier wieder eines von Lorenzo Lotto. Ganz für mich allein erkundete ich das Innere der Kirche und genoss die Stille.
Durch menschenleere Gassen ging es nun teils steil bergauf zu den Hauptattraktionen Bergamos. Da ich einen Abzweig verpasst hatte, stand ich plötzlich hinter, statt vor der Basilika Santa Maria Maggiore. So kam ich zumindest in den Genuss, die Cappella Santa Croce von außen bewundern zu können.
Nachdem ich um die Basilika herumgelaufen war, kam der spannendste Augenblick des Tages. Der Blick auf das Baptisterium, die Cappella Colleoni, die Basilika S.M. Maggiore und den Dom. Was schon auf Postkarten oder auf Bildern im Internet beeindruckend aussieht, verschlägt einem in der Realität echt die Sprache. WAHNSINN, was für ein gigantischer Anblick! 8O8O8O
Den Anfang machte das 1340 erbaute Baptisterium. Dieses achteckige Taufhaus wurde einst von Giovanni da Campione in der Maggiore-Basilika errichtet. Als der Taufritus aus der Basilika in den Dom verlegt wurde, entschied man 1660 das Taufhaus aus Platzgründen abzubauen und einzulagern. 1856 wurde es dann an seinem jetzigen Standort wieder aufgebaut. Da das Baptisterium nur zu Taufen geöffnet ist, konnte ich es leider nur von außen betrachten :(.​
Weiter ging es mit der 1476 fertiggestellten Cappella Colleoni. Sie ist das Grabmal ihres Namengebers - Bartolomeo Colleoni. Colleoni war ein erfolgreicher Söldnerführer, der durch seinen Dienst in verschiedenen Heeren zu Reichtum gekommen war. Denn er kämpfte jeweils auf der Seite, die ihn am besten dafür bezahlte. Vor seinem Tod gab Colleoni das Grabmal in Auftrag. Es sollte sich an der schönsten Stelle der Stadt befinden, nur leider stand dort schon die Basilika S.M. Maggiore. Durch ein Feuer wurde die nördliche Apside der Kirche zerstört, exakt an dem Platz, den Bartolomeo Colleoni sich für seine Kapelle gewünscht hatte ;).​
Das Innere des Grabmals ist genauso so beeindruckend wie schon die Außenfassade, nur dominieren im Innenraum dunklere Farben. Fotos waren leider nicht erlaubt - SCHADE :evil:.​
[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_2970.JPG[/IMGli] Ohne große Erwartungen betrat ich die Maggiore-Kirche durch das, von Löwen-Statuen bewachte Eingangsportal. Die Säulen der Vorhalle werden von den beiden Löwen getragen, was zugleich ein Sinnbild für die Überwindung des Bösen darstellt. Hatte ich nicht vorhin geschrieben, dass die Bartolomeo-Kirche nicht zu toppen wäre? Genau das war aber soeben geschehen und zwar mit einer Leichtigkeit, dass es mir die Sprache verschlug! 8ODas Innere dieser wunderschönen Kirche, war ein wahres Kunstwerk. Neben zahlreichen Fresken, dem Passionskreuz und den Gobelin-Wandteppichen, bewunderte ich die beeindruckenden Intarsienarbeiten von Lorenzo Lotto und Francesco Capoferri. Egal wohin man in dieser Kirche schaute, es war einfach alles beeindruckende Kunst. Man könnte sich Tage oder Wochen in dieser Kirche aufhalten, man würde immer wieder neue Details erkennen.
Nach über einer halben Stunde verließ ich die 1137 erbaute Kirche wieder und fiel fast schon in die nächste hinein. Denn nur 10 Meter entfernt, befindet sich der Dom zu Bergamo.​
Sofort nachdem ich den Innenraum betreten hatte, war ich wieder auf dem Boden der Tatsachen. Nicht dass diese Kirche uninteressant wäre, aber sie ist schon wesentlich schlichter und auch etwas heller. Auch in der aus dem 15. Jh. stammenden Kirche, gab es einiges zusehen. Zum Beispiel ein Heiliges Kreuz aus dem 16. Jh., welches sich in der schönen Kreuzkapelle zu finden ist. In einer weiteren Kapelle wird Papst Johannes XXIII mit einigen Reliquien gewürdigt.
Nachdem ich mir auch dieses Gotteshaus angesehen hatte, ging meine Reise weiter zur Piazza Vecchia. Ich passierte den Palazzo delle Ragione (Rathaus) und stand nun auf der sonnen- und menschenüberfluteten Piazza Vecchia. Damals wie heute ist dieser Platz das Herz der Stadt. Erst im 15. Jh. entstand die Piazza durch den Abriss einer Häusergruppe und ist bis heute in ihrem Aussehen unverändert. Ich lehnte mich an einen Pfeiler, schaute mich um und genoss die Sonne :). Betrachtet man die umstehenden Gebäude, bleibt der Blick natürlich sofort am 52 Meter hohen Stadtturm (Torre Civica) hängen. Eigentlich war ein Besuch des Turms fest eingeplant, doch dieser hat leider montags geschlossen. Sehr, sehr schade, denn so entging mir eine herrliche Aussicht auf die Altstadt und die Alpen :(. Mit über 100 Glockenschlägen, verkünden die Glocken des Turms noch heute, pünktlich um 22 Uhr, das Schließen der Stadttore. Doch der Turm sollte nicht die einzige Sehenswürdigkeit sein, welche montags geschlossen sein würde :evil:.​
Das Zentrum der Piazza Vecchia bildet der 1780 von Contarini gestiftete Brunnen.
Da der Stadtturm ja leider geschlossen war, versuchte ich mein Glück beim nächsten Turm - dem Torre Gombito. Genau wie der Torre Civica ist der Torre Gombito 52 Meter hoch. Doch auch dieser war leider nicht geöffnet. In der Touristeninfo, im unteren Teil des Turms, wurde mir gesagt, dass der Turm sogar erst im Mai wieder geöffnet sei :(.
Durch mittelalterliche Gassen ging ich zu meinem nächsten Ziel - der Burg (Rocca). Zwar wusste ich, dass auch diese Sehenswürdigkeit nicht geöffnet sein würde (sch… Montag :evil:), aber dennoch wollte ich den umliegenden Park erkunden. Schon nach gut 10 Minuten erreichte ich die etwas höhergelegene Burg mit ihrem Park. Die auf dem Eufemia-Hügel gelegene Burg stammt aus dem 14. Jh. blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Anfangs war die Burg Arsenal und Schießpulverfabrik, ehe sie von den Österreichern als Kaserne genutzt wurde. Später war sie dann Gefängnis und zuletzt Unterkunft der Bombenfliegerschule.​
Nicht weniger interessant ist der umliegende Park, in dem Zeugnisse des Ersten Weltkriegs zu bestaunen sind. Neben den beeindruckenden Reliquien wie Panzern und Raketenwerfern, hatte ich die ganze Zeit eine traumhafte Aussicht auf die Alpen und die tiefergelegene Unterstadt :D. Ich hatte diesen schönen Ort fast für mich allein und genoss eine Weile die Stille, bis ich mich wieder auf den Weg machte.
Da es nun um die Mittagszeit war und mein nächstes Ziel erst um 14 Uhr wieder geöffnet sein würde, überlegte ich mir was man nächstes Ziel sein könnte. Ich entschied mich dazu nun den Verteidigungswall mit seinen vier Stadttoren zu erkunden.​
Der von General Sforza Pallavicino in Auftrag gegebene Verteidigungswall wurde im Jahr 1588, nach 27 jähriger Bauzeit fertiggestellt. Für den Bau wurden Wohnhäuser abgerissen und sogar ein ganzer Stadtteil eingeebnet. Es sollte die Bürger vor einem Überraschungsangriff der Spanier schützen, die zu dieser Zeit in Mailand einmarschierten. Den Anfang machte das Tor Sant’Agostino, welches Bergamo mit Brescia und Venedig verbindet.
Entlang der Via Mura und begleitet vom wunderschönen Alpenpanorama, erreichte ich das Tor San Lorenzo, durch dass man das Brembana-Tal und das Valtellina erreicht.
Bei strahlendem Sonnenschein wurde es nun immer wärmer :). Wenige Meter vom San Lorenzo-Tor erreichte ich schnell die Cittadella, eine ehemalige Festung der Visconti. Die Cittadella sollte jedoch eher die Stadt überwachen, als sie vor Feinden zu schützen. Heute befinden sich hier das Naturwissenschaftliche Museum sowie das Archäologische Museum, welche natürlich beide geschlossen waren. Es war ja schließlich Montag :evil:.
Durch schattige Gassen ging ich zurück zur Piazza Vecchia, tankte noch ein wenig Sonne und gönnte mir eine Kleinigkeit zum Mittag.​
Mittlerweile war es kurz vor zwei, also machte ich mich auf zum Botanischen Garten - Lorenzo Rota. Doch bevor ich mir die Pflanzen ansah, schaute ich noch kurz beim Sant’Alessadro-Stadttor vorbei. Dieses Tor verbindet Bergamo mit Lecco und Como.
Im Garten angekommen, sollten unter anderem exotische, mediterrane und sogar fleischfressende Pflanzen zu bewundern sein. Da mich das was ich sah, nicht so vom Hocker gerissen hatte, ging ich ohne einen Blick in den oberen Bereich des Gartens zu werfen, wieder hinaus. Ein FEHLER, wie ich anhand einiger Fotos im Internet, später feststellte :?.
Egal, irgendwann wird Bergamo mich wiedersehen :D.​
Mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Unterstadt, ging ich die Via delle Mura entlang. Durch kleine Parkanlagen hindurch, erreichte ich bald das vierte und letzte Stadttor. Die Straße durch das S. Giacomo-Tor führt Richtung Mailand.
Da ich nun sowieso wieder dorthin zurück wollte, ging ich den [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3061.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3062.JPG[/IMGre] mittelalterlichen Weg hinunter zur Unterstadt. Mehr als 10 dieser mittelalterlichen Treppenwege umschlängeln den Hügel der Altstadt. Früher dienten diese malerischen Wege als Verbindungsystem zwischen dem Hügel und der Ebene. Hierdurch erhielt man Zugang zu den Anbauflächen sowie den Obst- und Gemüsegärten. Dieser Treppenweg war der krönende Abschluss eines fantastischen Tages in Bergamo :nod:.
Unten angekommen, lief ich die Viale Vittorio Emanuelle II hinunter, bis ich schließlich wieder beim Hauptbahnhof angekommen war.​
Da der Bahnhof einer einzigen Baustelle glich, war es gar nicht so einfach einen Fahrkartenautomaten zu finden :?. Nachdem ich endlich eine Fahrkarte gekauft hatte, dauerte es nur wenige Minuten bis der Regionalzug eintraf und ich wieder auf dem Weg nach Mailand war.​

Fazit vom dritten Tag:
Schon während der Reiseplanung war die Vorfreude auf Bergamo sehr groß. Die Fotos im Internet und in den Reiseführern versprachen schon viel, aber vor Ort sah alles noch viel besser aus :thumbup::nod:.​
Die Unterstadt hat mit der Bartolomeo-Kirche, eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Bergamos und auch sonst einiges zu bieten. Dafür ist die Colonna-Kirche in der Unterstadt nicht gerade die aufregendste Sehenswürdigkeit Bergamos.​
Die Altstadt hingegen, ist ein wahres Juwel :nod:. Schade, dass ich einige Sehenswürdigkeit nicht besichtigen konnte :(.​
Die Maggiore-Kirche war die mit Abstand beeindruckendste Sehenswürdigkeit an diesem Tag :thumbup:. Selten hat mich eine Kirche so fasziniert wie diese.​
Ob Piazza Vecchia, die mittelalterlichen Gassen, die traumhafte Aussicht auf die Alpen, der Stadtwall mit seinen tollen Treppenwegen, alles ist einfach nur traumhaft schön!​
Bergamo hat einen ausgezeichneten Eindruck bei mir hinterlassen, besonders auch die deutschsprachige Touristeninfo! :]

Lg Antinous
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Antinous,

ich bin begeistert von Deinem Bergamobericht!
Wunderschöne Fotos und sehr begeisternde Eindrücke einer offenbar sehr schönen Stadt! Und so freue ich mich schon jetzt auf unseren Besuch in der Lombardei im August.

Ich habe deswegen auch schon ein wenig herumgesucht und muss Dich in einem kleinen Punkt korrigieren:

Die von Dir sehr gelobte Kirche San Bartolomeo ist ein Werk des 17. Jahrhunderts, nur die Fassade stammt von 1837. ;)
Auch der Freskenmaler Diziani ist eindeutig ein Barock-/Rokokomaler.

Deine Fotos zeigen eine sehr einheitliche Barockkirche. :thumbup:

Beim Grabmal des Colleoni wurde ich natürlich sofort an Venedig erinnert, wo ich noch vor wenigen Tagen vor seinem Standbild saß:


Ich freue mich sehr auf Deine weiteren Berichte, aber wie immer: Eile mit Weile!

LG Angela
 
Lieber Antinous,

ich bin begeistert von Deinem Bergamobericht!
Wunderschöne Fotos und sehr begeisternde Eindrücke einer offenbar sehr schönen Stadt!

Dem Lob Angelas schließe ich mich gerne an und lese Deinen Bericht
weiter mit Begeisterung:!:

Gruß von
mystgagogus
 
Moin Moin ihr beiden,

@ Angela: Es freut mich sehr, dass dir mein Bergamo-Bericht gefallen hat. Vielen Dank für deine Korrektur. Ich habe im (deutschsprachigen) Internet leider nur sehr wenig über die Chiesa San Bartolomeo finden können und habe mich dann wohl auch noch verlesen ;) Gut dass es so aufmerksame Leser wie dich gibt :nod:

@ mystagogus: Vielen Dank! Du kannst dich auf weitere tolle Berichte und Fotos freuen ;)

Ich freue mich immer, wenn meine Reiseberichte Begeisterung hervorrufen und Anregung für einen Besuch der beschriebenen Stadt sind. Mir macht das Schreiben der Reiseberichte immer viel Spaß, besonders wenn ich positive Rückmeldungen von euch erhalte ;)

Prossima Fermata: Torino :]

Lg Antinous
 
Dienstag - Tag 4

[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3074.JPG[/IMGli] Noch am Vortag, nachdem ich aus Bergamo zurückkam, holte ich meine vorbestellte Milano-Card im Hauptbahnhof ab. Die meisten Vorteile konnte ich zwar nicht mehr ausnutzen, aber bezahlt war die Karte ja bereits und so konnte ich wenigstens noch die 2-Tagefahrkarte für die Metro ausnutzen :nod:.
Wie schon am Tag zuvor, fuhr ich mit der Metro zum Hauptbahnhof, um von dort mit dem Frecciarossa in die ehemalige Hauptstadt Italiens zu fahren. Denn genau dies war Turin von 1861 bis 1885. Ich kaufte mir eine Fahrkarte (30€) am Automaten und stieg in den Zug, der pünktlich um 8 Uhr losfuhr. Wie schon auf der Fahrt nach Bergamo, [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3077.JPG[/IMGli] [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3079.JPG[/IMGre] zogen herrliche Landschaften an mir vorbei 8O. Nur dieses Mal wesentlich schneller und komfortabler :]. Nach nur einer Stunde erreichte ich auch schon den Bahnhof Turin Porta-Nova. Die Touristeninfo im Hauptbahnhof, wo ich mir einen Stadtplan holte, war auch schnell gefunden und so startete ich mit meiner Erkundung Turins. Vorbei an der Piazza Carlo Felice mit seinem Giardino Sambuy und durch herrliche Arkaden hindurch, erreichte ich nach wenigen Minuten die Piazza San Carlo.
Im Jahr 1640 begann man damit diesen beeindruckenden Platz, der noch heute das Herz der Stadt ist, anzulegen. Umringt von traumhaft schönen Palazzi mit tiefen Arkaden, wird die Piazza an der Südseite von zwei Kirchen flankiert. Zur Linken befindet sich die Santa Christina-Kirche, die genau wie die Piazza ab 1640 erbaut wurde. Rechts daneben befindet sich die San Carlo-Kirche, deren Wurzeln bis ins Jahr 1619 zurückreichen. Beide Kirchen unterscheiden sich kaum und haben eine fast symmetrische Fassade. Erst im 18. Jh. wurde die Fassade der San Carlo-Kirche, an die der Santa Christina-Kirche angepasst, was die Piazza zu einem ganz besonderen Ort werden lässt. Das Zentrum des Platzes bildet die Reiterstatue von Herzog Emanuele Filiberto. Mit ihrer beeindruckenden Kulisse, gehört die Piazza San Carlo sicher zu den schönsten Orten Italiens! :nod:
[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3087.JPG[/IMGli]
Nur wenige Schritte entfernt erreichte ich den Palazzo Carignano. Der im 17. Jh. erbaute Palast beherbergt heute das Nationalmuseum zur Geschichte Italiens. Da der Palast erst in einer halben Stunde öffnen sollte und meine Neugier auf Turin riesig war, entschied ich mich dazu den Palast später erneut aufzusuchen. Mein nächstes Ziel war nun die Piazza Castello.

[IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3091.JPG[/IMGre] An der Südseite der Piazza angekommen, führte mich mein Weg an der Rückseite des Palazzo Madama entlang auf die Piazza. Ich wusste gar nicht wo ich zuerst hinsehen sollte, soviel gab es hier zusehen 8O. Neben dem Palazzo Madama, dessen Wurzeln ins 13. Jh. zurückreichen, zog vor allem der Palazzo Reale aus dem 17. Jh. meine Blicke auf sich. Die beiden eindrucksvollen Palazzi, waren aber noch lange nicht die einzigen Sehenswürdigkeiten auf dieser Piazza. Da waren auch noch das 1740 eröffnete Teatro Regio und die aus dem 17. Jh. stammende San Lorenzo-Kirche. Wie schon die Piazza San Carlo, versprüht auch die Piazza Castello eine ganz besondere Atmosphäre.
Die San Lorenzo-Kirche könnte man glatt übersehen, so schlicht ist ihr [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3094.JPG[/IMGli] Äußeres. Das war so scheinbar nicht geplant, denn bis zur Fertigstellung 1680 und danach blieb die Konstruktion der Fassade unvollendet. Über die sehenswerte Vorhalle betrat ich das Innere der Kirche. Schon hier gab es einiges zusehen. In aller Ruhe konnte ich das Altarbild des toten Christus zu den Füßen der Gottesmutter und einige Gemälde, welche sich mit dem Thema der Kreuzigung befassen, betrachten. Nachdem ich das Zentrum der Kirche betreten hatte, war es mit der Ruhe vorbei. Denn hier wurde gerade aufgeräumt und saubergemacht. Ich schaute mich kurz um und warf einen Blick auf die außergewöhnliche Kuppel. Die geschwungenen Elemente sorgen je nach Tageszeit für einen eindrucksvollen Lichteinfall und sollen an das Rost erinnern, auf dem der Kirchenpatron Laurentis sein Martyrium erlitt. Wie die Kuppel, besteht der gesamte Innenraum der Kirche aus geschwungenen Formen, was das Ganze sehr harmonisch wirken lässt. Vielleicht ist das der Grund, warum diese Kirche bei den Turinern so beliebt ist :).
[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3098.JPG[/IMGli] Mittlerweile war es auf der Piazza Castello voll geworden, also schnell in den Palazzo Reale, bevor dieser genauso überlaufen sein würde. Der Königliche Palast von Turin stammt aus dem 17. Jh. und wurde einst für die französische Prinzessin Maria Christina erbaut, die zum Haus Savoyens gehörte. Vom 16. bis zum 19. Jh. war Turin die Residenzstadt der Savoyens, die zeitweise sogar die Könige Italiens waren. Dementsprechend luxuriös ausgestattet war dieses vierflügelige Schloss. [IMGre]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3097.JPG[/IMGre]
Ich passierte das Eingangstor mit den beiden Reiterstatuen und ließ meinen Blick noch einmal über die imposante Fassade wandern.
Ich kaufte mir ein Ticket zum reduzierten Preis von 5 Euro und startete Meinen Rundgang durch den Palast. Über die atemberaubende Scherentreppe, ging ich hinauf in den ersten Stock. [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3110.JPG[/IMGli] Die Repräsentationsräume könnten nicht prachtvoller sein. Wohin das Auge blickt Gold, Stuckaturen, Intarsien und Fresken 8O. Den Anfang machten die verschiedenen, mit Wandteppichen und Gemälden geschmückten Empfangshallen. Danach erreichte ich den beeindruckenden Thronsaal, der mit vergoldeten Schnitzereien ausgestattet ist. Es folgten die nicht weniger beeindruckenden Speisesäle, bevor ich noch die Wohn- und Schlafzimmer unter die Lupe nahm. Den Abschluss meines Rundganges bildete eine Ausstellung des Künstlers Giuliano Vangi, dessen Bilder Männer mit ihren Motorrädern zeigten. Nun wurde es auch im Palazzo Reale langsam voll. Nach gut einer Stunde und nachdem immer mehr Schulklassen eintrafen, machte ich mich lieber vom Acker.
Über den Vorhof des Palazzo Reale erreichte ich nach wenigen Minuten den Dom, in dem die atemberaubendste Sehenswürdigkeit auf mich warten sollte - das Turiner Grabtuch! Schon im Vorfeld der Reise habe ich mich darüber erkundigt und leider feststellen müssen, dass das Tuch nur zu besonderen Anlässen gezeigt wird. Dennoch war ich sehr gespannt und konnte es kaum erwarten, die 1498 fertiggestellte Kathedrale San Giovanni Battista zu betreten. Der Dom ist Johannes dem Täufer gewidmet und ist seit 1578 Aufbewahrungsort des Grabtuchs. Überragt wird die Kathedrale vom 60 Meter hohen Glockenturm, der bereits ca. 30 Jahre vor dem Dom erbaut wurde.
[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3123.JPG[/IMGli] Ich stieg die Treppenstufen hinauf und betrat die Kirche. Wie schon die Fassade, ist das Innere der Kirche ziemlich schlicht gehalten. Weitaus weniger schlicht waren da schon die Seitenschiffe, mit ihren verschiedenen Gemälden und Skulpturen. Auch das riesige Gemälde über dem Eingang, welches die Szene des letzten Abendmahls zeigt, ist sehr sehenswert. Vorbei an den Grabmählern der Savoyer, erreichte ich dann endlich das Grabtuch. Es befindet sich in einer Box hinter Panzerglas, sehen kann man es leider nicht. Fotos waren natürlich nicht erlaubt und so nahm ich erst einmal Platz und schaute mir den kurzen Infofilm über das Grabtuch an. Das Grabtuch wurde einst in einer eigens dafür gebauten Kapelle, hinter dem Hauptaltar aufbewahrt. Nachdem diese bei einem Brand im Jahr 1997 schwer beschädigt worden war, wird das Grabtuch heute direkt im Dom aufbewahrt.
Ich machte noch schnell ein Paar Fotos von der gegenüberliegenden Seite des Grabtuchs und verschwand wieder nach draußen.
Bei herrlichem Sonnenschein machte ich mich auf die Suche nach meinem nächsten Ziel. Mit dem Stadtplan bewaffnet, ging ich durch schattige Gassen, vorbei an beeindruckenden Palazzi, ehe ich einige Minuten später die Kirche „Santuario della Consolata“ erreichte.
Schon von außen sieht diese Kirche, deren Wurzeln auf die Sant’Andrea-Kirche aus dem 10. Jh. zurückgehen, sehr beeindruckend aus. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche erst im 17. Jh. und verdankt es dem Architekt Guarino Guarini. Der aus dem Mittelalter stammende Kirchturm, blieb jedoch unverändert und ruft nach wie vor die Menschen zum Gottesdienst.
Nachdem ich mir die Fassade angeschaut hatte, betrat ich die der Marienverehrung gebundenen Kirche und geriet doch glatt mal wieder in einen Gottesdienst :?. Also war es wieder nix, mit in Ruhe umschauen. Ich warf ein Blick auf das Bildnis der „Trösterin“, schaute kurz in die unterirdische Kapelle und bewunderte noch schnell die zahlreichen Fresken, ehe ich mich wieder aus dem Staub machte.
Nun wollte ich den Besuch des Palazzo Carignano nachholen. Ich verließ die Piazza Consolata und ging wieder zurück. Gute 15 Minuten später stand ich wieder vor der westlichen Backsteinfassade des Palazzo Carignano. Ich ging hinein und tauchte für mehr als eine Stunde in die Geschichte der italienischen Freiheitsbewegung ein.
Für 10€ Eintritt durfte ich nun durch die Räume gehen, wo einst der ehemalige italienische König Vittorio Emmanuele II geboren wurde. In rund 30 Sälen, erfährt man hier alles über die angestrebte Vereinigung der verschiedenen Fürstentümer zu einem Nationalstaat Italien. Neben den unzähligen Gemälden, den beeindruckenden Deckenfresken und den unzähligen Exponaten aus dieser Epoche, konnte ich auch einen Blick in das ehemalige Abgeordnetenhaus des subalpinen Parlaments werfen. Von 1848 bis 1865 diente der Palast als Abgeordnetenhaus, doch als die italienische Hauptstadt von Turin nach Florenz verlegt wurde, verlor der Palazzo seine Funktion.
Nachdem ich mir alle der 30 Säle angeschaut hatte, verließ ich den Palazzo über die im 19. Jh. umgestaltete Ostfassade. Hier wo sich heute die Piazza Carlo Alberto befindet, war früher der ehemalige Garten des Palazzo Carignano. In den früheren Stallungen an der Ostseite des Platzes befindet sich heute die Turiner Nationalbibliothek.
Als nächstes wartete das Wahrzeichen Turins auf mich - die Mole Antonelliana. Das 1889 fertiggestellte Gebäude sollte eigentlich eine Synagoge werden. Doch als die Baukosten explodierten, wurde das Bauwerk von der Stadt übernommen. Bei ihrer Fertigstellung, war die Mole Antonelliana mit 167,5 Metern das zweithöchste begehbare Gebäude der Welt. Nur das Denkmal für George Washington war seinerzeit 180cm höher. Heute beherbergt die Mole das Nationale Filmmuseum Italiens und dies wollte ich mir anschauen. Doch das Museum ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit der Mole Antonelliana. Es gibt außerdem noch einen Panorama-[IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3187.JPG[/IMGli]Aufzug, welcher einem in 59 Sekunden auf die 85 Meter hohe Panorama-Terrasse bringt. Ich kaufte mir die Kombikarte für Museum+Aufzug und bezahlte happige 12€ dafür :frown:. Ich betrat das Filmkunstmuseum, das aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen zu den bedeutendsten Museen der Welt zählt, und versuchte mich umzusehen. Da ich hier jedoch bei weitem nicht allein war, gestaltete sich das Umsehen teilweise gar nicht so einfach :?. Bevor ich mir die verschiedenen Themenbereiche ansah, erreichte ich den großen Saal „Aula del Tempio“. Auf den gemütlichen Liegestühlen, konnte man sich hier auf einer Großbildleinwand einen Film anschauen. Umringt war der große Saal von kleineren Räumen, welche sich mit den Themen und Genres der Filmgeschichte befassten. Vom Schattentheater bis hin zu den spektakulären Spezialeffekten unserer Zeit, konnte man alles bestaunen. Über eine Wendeltreppe erreichte ich den Anfang der Sonderausstellungen. Hier waren auf zwei Etagen unzählige Filmplakate und Requisiten ausgestellt. Weitere Teile der Sonderausstellung waren leider nicht zu besichtigen und so ging ich zurück zum Ausgang des Museums.
Jetzt stand die Fahrt mit dem Panorama-Aufzug an. Nach 30 Minuten Schlangestehen ging es dann auch endlich für mich nach oben. In etwas weniger als einer Minute rast man durch die Aula del Tempio, ehe man die Panorama-Terrasse erreicht. Den Ausblick den man von hier oben hat, ist einfach nur unbeschreiblich schön :nod:. Auf der einen Seite die Stadt mit den Alpen im Hintergrund und auf der anderen Seite die Piazza Vittorio Veneto mit dem Po und den Colline di Torino (Hügel Turins) dahinter. Ich liebe diese traumhaften Aussichten über eine Stadt, weshalb solche Aussichtspunkte immer in meiner Reiseplanung berücksichtigt werden. Wenn es doch bloß nicht immer so kalt da oben wäre :roll:.
Diese wunderschöne Aussicht wäre mir entgangen, wäre ich bereits am Montag nach Turin gefahren. Denn wie schon in Bergamo, haben auch in Turin einige Sehenswürdigkeiten am Montag geschlossen, darunter auch die Mole Antonelliana.
Unter den Arkaden der Via Po hindurch, erreichte ich die aus dem 19. Jh. stammende Piazza Vittorio Veneto. Auf dem weitläufigen, zum Flussufer des Po’s abfallenden Platz war einiges los. Tosender Verkehr und unzählige Menschen bevölkerten die Piazza.
Über die von Napoleon in Auftrag gegebene Ponte Vittorio Emanuele I, überquerte ich den Po und stand nun vor der Kirche „Gran Madre di [IMGli]http://www.roma-antiqua.de/forum/galerie/data/507/thumbs/k-IMG_3197.JPG[/IMGli]Dio“. Im Jahre 1831, anlässlich der Rückkehr der Savoyer errichtet, erinnerte mich ihr Äußeres sofort an das Pantheon in Rom. Kein Wunder, schließlich ist die Gran Madre di Dio eine Kopie des Pantheons :lol:.
Mittlerweile war es fast 14 Uhr und die Kirche sollte erst in gut 2 Stunden wieder öffnen, also machte ich mich zum meinem letzten Ziel auf. Über die Ponte Vittorio Emanuele I, die den Stadtteil „Borgo Po“ mit dem Rest Turins verbindet, ging ich zurück zur Piazza Vittorio Veneto. Am Ufer des Po’s, ging ich entlang zum Parco del Valentino - meinem letzten Ziel des heutigen Tages. Mit einer Länge von 652 Km ist der Po, der längste Fluss Italiens.
Zugeben, um den 55 ha großen Parco del Valentino zu erreichen, musste ich nicht ganz soweit laufen. Ich orientierte mich weiterhin am Ufer des Po’s und fing an die grüne Lunge Turins zu erkunden. Im weitläufigen und ruhigen Park, kann man prima Entspannen und die Natur genießen. Entspannung war nun auch bitter nötig denn nach dem vielen Laufen der letzten Tage, war ich nun fix und fertig x(. So wurde leider auch nichts aus meinem geplanten Besuch der Borgo Medievale, einer Nachbildung eines spätmittelalterlichen Burgdorfes aus dem Jahr 1884.
Ich ging zurück zum Ausgang des Parks und kam hierbei noch am Castello del Valentino vorbei. Königin Christina führte in diesem „Lustschloss“ aus dem 13. Jh. ihr hemmungsloses Liebesleben. Es wurde sogar ein Tunnel angelegt, um den zahlreichen Liebhabern, ein problemloses Kommen und Gehen zu ermöglichen.
Über den Corso Vittorio Emanuele II ging ich nun zurück zum Hauptbahnhof. Nach einer kleinen Stärkung fuhr ich um 16 Uhr mit dem Frecciarossa zurück nach Mailand. Natürlich nicht ohne meine tollen Eindrücke im Gepäck :].

Fazit vom vierten Tag:

Turin hat mich, mehr noch als Mailand, völlig überrascht. Nie hätte ich gedacht, dass es hier so viel zu entdecken gibt 8O. Jede Piazza ist auf ihre Weise einzigartig und wunderschön. Der Palazzo Reale und der Palazzo Carignano, haben mich mit ihrer prächtigen Fassade sehr beeindruckt.
Auch wenn ich das Grabtuch nicht sehen konnte, war der Besuch des Doms dennoch sehr interessant.
Der Spaziergang durch die kleinen und ruhigen Gassen rund um die Consolata-Kirche, war unbeschreiblich schön und einer der Höhepunkte des Tages :nod:.
Die Mole Antonelliana hatte für mich Licht und Schatten. Vom Filmmuseum war ich etwas enttäuscht. Trotz der riesigen Ausmaße gab es nicht wirklich viel zusehen :cry:. Ganz anders war da schon die Fahrt auf die Panorama-Terrasse, die mit einem herrlichen Blick über Turin aufwartete.
Der Spaziergang am Po-Ufer und durch den Park war schön, aber leider war ich schon zu kaputt um beides wirklich genießen zu können.

Lg Antinous
 

Ganz herzlichen Dank für diesen wunderbaren Tagesbericht! :thumbup:

Er macht wirklich Lust auf Turin. :nod:​
 
Moin Moin dentaria,
freut mich, dass dir mein Bericht gefällt :)
Ich kann einen Besuch Turins nur empfehlen. Eine tolle Stadt in der es wirklich sehr viel zu sehen gibt :nod:

Lg Antinous
 
Irgendwie hat es uns auch noch nie in diesen Teil Italiens verschlagen. :~
Aber kommt Zeit, kommt Bella Italia - und da gibt es noch viele Wünsche. ;)

Vielen Dank auch von mir für diesen Tagesbericht!

LG Angela
 
Moin Moin Angela,
dann wird es aber mal Zeit, dass du diese tollen Regionen Italiens kennenlernst ;)
Der Genua-Tagesbericht ist in Arbeit und wird (hoffentlich) nächste Woche fertig sein ;)

Lg Antinous
 
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