Im Rom des Gian Lorenzo Bernini


Ganz herzlichen Dank für Eure netten Rückmeldungen. :thumbup:

Schade, dass man sich dieses Werk Berninis nur aus der Ferne anschauen kann.

Nun, letztes Jahr konnte ich am Konstantin vorbei laufen - leider ist mir die Speicherkarte verloren gegangen.​

Ich verehre Bernini sehr.

Ja, ich auch, und niemand hat das Stadtbild Roms mehr geprägt als er.​

Und deine detaillierten Ausführungen über Bernini im Petersdom werde ich mir auf jeden Fall mitnehmen :nod:

Das ehrt mich! :blush:​
 
Liebe dentaria, dein Bericht ist so wunderbar, und die Romitis wird mich zwingen deinen Wegen zu folgen :proud:
 
Liebe dentaria, dein Bericht ist so wunderbar, und die Romitis wird mich zwingen deinen Wegen zu folgen :proud:

Oh ja, das kenne ich sehr gut!:nod:
Dentarias Bericht war der Anfang meiner Bernini-Liebe ;), vorher war das eher eine oberflächliche Beziehung zu diesem Künstler, er war für mich einer unter vielen. Und durch eingehende Beschäftigung dank dentarias Bericht - inkl. der detailreichen Hintergründe - wurde da eine große Neugierde geweckt. Diese Neugierde kann nur durch immer weiterführende Beschäftigung mit Bernini, seinem Werk und seinen Zeitgenossen gestillt werden ;)
 
San Tommaso da Vilanova

Liebe Dentaria,

sicher kennst du auch diese von Bernini gestaltete Kirche in Castel Gandolfo.

Selbst ich als Laie habe sofort Berninis Handschrift erkannt und sofort an dich gedacht.

Wenn ich in meinem Reisebericht soweit bin füge ich Fotos von dieser schönen Kirche mit dem ansprechenden Namen (ich mag Tommaso) ein.

Viele Grüße

Tizia
 
Liebe dentaria, dein Bericht ist so wunderbar, und die Romitis wird mich zwingen deinen Wegen zu folgen :proud:

Nur zu, Du wirst nicht enttäuscht werden. :~

Dentarias Bericht war der Anfang meiner Bernini-Liebe ;), vorher war das eher eine oberflächliche Beziehung zu diesem Künstler, er war für mich einer unter vielen. Und durch eingehende Beschäftigung dank dentarias Bericht - inkl. der detailreichen Hintergründe - wurde da eine große Neugierde geweckt. Diese Neugierde kann nur durch immer weiterführende Beschäftigung mit Bernini, seinem Werk und seinen Zeitgenossen gestillt werden ;)

Nun, es kommt ja noch viel. Bisher hatte ich nur den Nachmittag des Anreisetages und beim 2. Tag bin ich erst bei 9h. ;)

Liebe Dentaria,

sicher kennst du auch diese von Bernini gestaltete Kirche in Castel Gandolfo.

Liebe Tizia,
leider war ich noch nicht in Castel Gandolfo. Aber ich möchte im Herbst mal wieder mit dem Auto nach Rom und die Umgebung erkunden.
 
Hallo Dentaria,

Mit dem Auto nach Rom, das habe ich im Herbst auch vor.

Vielleicht treffen wir uns dort. 8O

Viele Grüße und viel Spaß beim weiterschreiben, bin schon gespannt,

Tizia
 

Ja, ein Treffen in Rom wäre toll.

Morgen gibt es noch ein Abschlusskapitel zum Petersdom.​
 
Liebe dentaria,

den beiden großartigen Gemälden aus der Sala di Constantino, die Du in Deinem Bericht erwähnst, haben wir damals auch unsere Aufmerksamkeit geschenkt, und zu Hause haben sie mich zu diesen Gedanken inspiriert:

"In der Sala di Constantino, wo die wichtigsten Stationen aus dem Leben dieses Herrschers in großartigen Fresken festgehalten sind, hielten wir kurz inne, um das monumentale Schlachtengemälde vom Sieg des Kaisers über seinen Rivalen Maxentius an der Milvischen Brücke zu betrachten, das aber ohne die Kreuzesvision Konstantins nicht denkbar ist.
Während bei Raffael die Malerei dem Prinzip der Schönheit und Harmonie – Markenzeichen seines alles überstrahlenden Geistes – unterworfen ist, so wird auf den Fresken im Konstantinssaal ein anderes Prinzip erkennbar: den entscheidenden, den flüchtigen Augenblick eines dramatischen Geschehens in Szene zu setzen.

- Die Kreuzesvision Konstantins:
Fangen wir an mit dem Fresko, das die Erscheinung des Kreuzes kurz vor der Entscheidungsschlacht an der Milvischen Brücke zum Thema hat: Konstantin in kaiserlicher Rüstung und in Begleitung eines Prätorianers ist aus seinem Luxuszelt, mit Girlanden und Emblemen reich geschmückt, herausgetreten, um auf einer Plattform – einer Art Rednerbühne aus Stein – seinen eilig herbeigelaufenen Soldaten mit bewegtem Gestus die Himmelserscheinung zu deuten. Sie haben sich in einem Halbkreis um ihn versammelt, Feldzeichen und lange Speere mit Fahnen und einem geflügelten Drachen mit sich führend, und folgen in gespannter Erwartung seinen Worten, die Blicke teils auf ihn, teils nach oben gerichtet. Schwere dunkle Wolken haben den Himmel verfinstert, dräuend verkünden sie Unheil: plötzlich reißen sie auf, und im Glanze gleißenden Lichts schweben Engel herbei und halten ein großes, weithin sichtbares Kreuz – rot ausgemalt – in ihren Händen. Die göttliche Botschaft erscheint als Inschrift in griechischer Sprache auf einem Lichtstrahl: „Durch dieses siege
(En touto nika / ?? ????? ????)!“
Schon mehr im Hintergrund sieht man eine weitere Gruppe von Soldaten herbeistürmen, die mit erhobenen Händen auf das Wunder am Himmel zeigen und den Kaiser mit Zurufen darauf aufmerksam machen.
In der Ferne erkennt man das alte Rom: man schaut auf den Tiber, überspannt vom Pons Aelius (Engelsbrücke), links und rechts davon die Mausoleen des Augustus und des Hadrian, und gegen den aufhellenden Horizont zeichnen sich die dunklen Umrisse einer Pyramide ab, der vermuteten Grabstätte des Romulus.



- Die Schlacht an der Milvischen Brücke:
Der Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke (Ponte Molle) ist das bedeutendste unter den Fresken in der Sala di Constantino, und den Entwurf (das concetto) zu diesem Schlachtengemälde hat Raffael noch erstellt. Es lebt vom erbitterten Kampf der beiden feindlichen Heere, die sich ineinander zu einem unentwirrbaren Knäuel verkeilt haben: es ist ein Kampf auf Leben und Tod, in dem es keine Gnade mit dem Gegner gibt. Krieger werden erbarmungslos niedergemetzelt, Pferde versuchen die Phalanx des Fußvolkes zu durchbrechen. Wer gestürzt ist oder seine Waffe veroren hat, wird zur leichten Beute seines Gegenübers und verliert sein Leben unter den wuchtigen Hieben eines Schwertes oder wird von einem Speer durchbohrt.
Aus der Mitte diese Kampfgewühls erhebt sich die majestätische Gestalt des Konstantin. Im sicheren Gefühl des Sieges schreitet sein kostbar geschmücktes Pferd über die gefallenen Feinde. Ihm folgen die Träger mit den Feldzeichen, verziert mit dem triumphalen Signum des Kreuzes, es folgen die Fahnenträger und zu guter Letzt die Trompeter, die mit Posaunenschall den Sieg Konstantins verkünden und damit das Ende der Verfolgungszeit und gleichzeitig den Beginn der christlichen Herrschaft. Engel schweben über ihm, und als Boten Gottes weisen sie ihm den Weg durch das Getümmel Richtung Tiber, wo einige der Besiegten noch versuchen schwimmend oder auf Booten das rettende Ufer auf der gegenüberliegenden Seite zu erreichen – aber vergeblich: überfüllt und zum Kentern verurteilt sind sie gnadenlos den Pfeilen der Bogenschützen ausgeliefert.
Auch für Maxentius ist die letzte Stunde angebrochen: er ist in die Fluten des Tibers gestürzt zusammen mit seinem Pferd, das sich verzweifelt gegen den Untergang aufbäumt. In einer letzten Kraftanstrengung klammert er sich an die Zügel seines Pferdes und starrt mit Entsetzen auf Konstantin, der mit seiner Lanze zum finalen Todesstoß ausholt."




Liebe Grüße
Seneca
 
Lieber seneca,
wieder einmal ganz herzlichen Dank für Deine Erläuterungen zu der Schlacht an der Milvischen Brücke.​
 
Die Glockentürme am Petersdom
Am Ort seiner größten Erfolge - Petersdom und Petersplatz - erlitt Bernini auch die größte Schmach seines Lebens. Im Jahr 1638 erhielt Bernini von Papst Urban VIII. den Auftrag, zwei Glockentürme für den Petersdom zu errichten. Durch die Änderung eines griechischen Kreuzes (gleichlange Arme) in ein lateinischen Kreuz mit dem Langhaus wie wir es kennen, dadurch wirkte die Fassade zu niedrig für ihre Breite - leider sah man auch zu wenig von Michelangelos Kuppel. Bereits Carlo Maderno hatte am 2. September 1612 den Auftrag von Paul V. bekommen, die Türme zu bauen um mehr um der Fassade mehr Höhe zu geben, von ihm stammte ja schon die Fassade. Er ließ im Süden einen einstöckigen Turm auf die Front bauen im Norden lediglich Fragmente und verstärkte die Grundmauern.​

Nun sollte also Bernini das Problem lösen.​

Gut kann man die Türme auf dieser Skizze leider nicht erkennen

Das größte Problem stellte der von Quellen durchsetzte sandige Untergrund dar, mit dem Bernini schlicht und einfach überfordert war. Im Gegensatz zu den niedrigen Türmen Madernos, plante Bernini dreistöckige. Zunächst ließ er Madernos Türme stehen und nutzte sie als seinen ersten Stock. Der 2. Stock bestand aus 24 Säulen und bekrönend 8 antike Säulen aus Hadrians Villa. Er war allerdings aus statischen Gründen gezwungen, den 3. Stock leichter zu machen und verwendete angemaltes Holz, das wie Travertin wirken sollte. Aber diese Maßnahme kam zu spät. Es waren schon Risse in der Fassade entstanden und das erwirkte zunächst einen Baustopp. In dieser Bauphase starb Urban VIII. 1644 und Innozenz X. sollte ihm nachfolgen. Dieser war allerdings kein Bewunderer Berninis. Ein Jahr später befand eine Kommission, das Bernini den Entwurf abändern solle. Nach langem hin und her musste Bernini seine Glockentürme - sehr zur Freude Borrominis -wieder abreißen. Weitere Aufträge bekam er nicht mehr und so hatte er erstmals Zeit eine Skulptur für sich selbst zu schaffen: Die Veritas, heute in der Galleria Borgehse.​
 
Zuletzt bearbeitet:

Dankeschön!

So, jetzt bin ich aber wirklich fertig mit dem Petersdom. ;)

Zeitlich bin ich nun bei 9h am 2. Tag. :~​
 
Bernini in den VM
Obwohl ich in diesem Urlaub nicht in den Vatikanischen Museen war, möchte ich der Vollständigkeit halber dennoch die Werke Berninis kurz vorstellen.


Im letzten Saal der Pinakothek befinden sich originale Tonengel mit Stroh von Bernini. Die knienden waren Modelle für die Sakramentskapelle, die stehenden für die Kathedra Petri, ebenso wie die Köpfe der Kirchenväter. Die Größe entspricht der der originalen Engel. Die Arbeit an den Tonmodellen ist hervorragend dokumentiert. Dies gibt den Kunsthistorikern die Möglichkeit, mehr über die Arbeitsweise Berninis zu erfahren. Die beiden knienden Engel wurden zwar für den Guß verwendet, blieben aber in so guter Qualität, dass sie aufbewahrt werden konnten. Da einer der Engel - nun in der Schatzkammer des Petersdoms - von höherer Feinheit ist, als der andere, nimmt man an, dass dieser von Bernini selbst gestaltet ist. Der andere könnte von seinem Bruder stammen.

Bozzetti

Auch kleine Tonmodelle - Bozzetti - blieben erhalten, wie hier die Caritas-Figur aus dem Grabmal Urbans VIII.
Wesentlich bessere Fotos hat caravaggiolina in ihrem Reisebericht.
http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/185776
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen

:thumbup::thumbup::thumbup:

Tja, mit Glockentürmen hatte Bernini so recht kein Glück ... ich denke dabei auch an die "Türmchen" auf dem Pantheon (welche ERFREULICHERWEISE wieder abgerissen worden sind) ...
 
So, mein nächstes Bernini-Ziel ist
San Giovanni Battista dei Fiorentini
obwohl ich die beiden Bernini-Büsten in der Kirche bisher noch nie gesehen habe - nun, dann mache ich mich nochmals auf die Suche




Wie der Name bereits sagt, ist dies ist die Nationalkirche der Florentiner und dem Stadtpatron - Johannes dem Täufer - geweiht.
Die Kirche entstand von 1517 bis 1734, also von der Renaissance bis zum Spätbarock. Sowohl Michelangelo als auch Raffael spielten beim Kirchbau eine Rolle.


Lage
Die Kirche wurde nicht nur - wie es heute scheint - am Ufer des Tiber erbaut, sondern geradezu in sein schlammiges Flußufer hinein. Diese Erschwernis beim Bau ist mit ein Grund, weshalb sich die Bauzeit derart in die Länge zog.




Der Baugrund war sehr knapp bemessen, da der Rione Ponte in dem die Kirche liegt, einst der dichtbesiedelste Stadtbezirk von Rom war.
Nach einer Bevölkerungszählung im Winter 1526/27 - also kurz vor dem Sacco di Roma - ergab sich hier eine Bevölkerungsdichte von 23 930 Personen auf den Quadratkilometer. Dies ist mehr als heute!
Bedingt durch die Nähe zum Vatikan, ließen sich hier verstärkt die florentiener Bankiers nieder, aber auch Künstler und Kaufleute aus Florenz und Siena.
Dies ging soweit, daß sich der Mietzins erniedrigte in Zeiten der Abwesenheit des Papstes, aber in Heiligen Jahren stark erhöhte.
Auch hatte dieser Bezirk unter den florentiner Päpsten einen gesonderten Rechtsstatus.



Die Kirche liegt zudem am Beginn der Via Giulia, jener Prachstraße, die von Papst Julius II. erbaut wurde.





Baugeschichte
Die Namansliste der am Bau oder seiner Planung beteiligten Architekten liest sich wie ein "Who is Who" der römischen Architektur.
Papst Leo X. Medici gab den Bauauftrag und ließ einen Architektenwettbewerb ausschreiben, an dem u.a. auch Raffael und Peruzzi teilnahmen. Sieger wurde jedoch Jacopo Sansovino, nach dessen Plänen der Bau der Kirche zunächst als Zentralbau begann.
Bereits 1521 übernahm Antonio da Sangallo d. J. die Arbeiten und führte den Kirchenbau als Längsbau weiter.
1556 wurde auch Michelangelo als Berater herangezogen. Dieser wollte wieder zurück zum Zentralbau.
Ein ähnliches Problem wie beim Petersdom.
Carlo Maderno beendete 1614 schließlich - mit der Hilfe von Borromini - den Kirchbau mit der Kuppel.
In der Jahren 1733/34 vollendete Alessandro Galilei die Fassade. Von ihm stammt auch die Fassade von San Giovanni in Laterano, die er von 1733 bis 1736 gestaltete.
Galilei wurde von dem florentiner Corsini Papst Clemens XII. nach Rom geholt.


Kircheninneres




Borromini wurde hier bestattet, bekam aber, wahrscheinlich wegen seines Freitodes, kein eigenes Grab. Sein Leichnam wurde in das Grab Madernos gelegt und er bekam erst wesentlich später 2 Gedenktafeln.





Borromini arbeitete mit Materno an der Kuppel und der Entwurf für die Laterne stammt von ihm.
Von Borromini ist auch der Hochaltar mit der Marmorgruppe von Antonio Raggi.



Nachdem ich die Büsten wieder nicht gefunden habe, frage ich am Kartenstand nach und erlebe eine große Überraschung.



 
Liebe Dentaria,
Nun habe ich deinen letzten drei Beiträge gelesen, informativ, wissenschaftlich, römisch hochinteressant.
Vielen Dank, dass Du dich deine Wissen und Erlebnisse mit uns teilst.

Liebe Grüße,

Qing
 
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