Im Rom des Gian Lorenzo Bernini

immer wieder zeigst Du mir etwas Neues, noch nicht Gesehenes von Rom auf :thumbup: und dabei nur einen "Steinwurf" von den Hauptattraktionen, die man immer wieder aufsucht, entfernt :nod:. Vielen Dank dafür. Ich bin neugierig, was Du noch so alles entdeckt hast auf Deinen Streifzügen durch Rom.

Das freut mich natürlich immer besonders, wenn ich Dir Rom-Expertin noch Neues zeigen kann! :nod:

Immer, wenn ich an diese Kirche vorbei kam, war sie geschlossen. Danke, dass Du uns einen kleinen Einblick in das Innere der Kirche gibst.

Hier nochmals 2 Bilder aus der sehr schlichten Kirche:​


Und hier die Öffnungszeiten für einen späteren Romaufenthalt:​


Den Bogen des Gallienus habe ich fast übersehen, als ich einmal die Via Carlo Alberto heruntergegangen bin (und ja, sehr asiatisch dort ;) ).
Einen großen Eindruck hinterließ er bei mir nicht, was zum Teil an der mittelalterlichen "Kürzung" liegen mag, aber Reliefs oder dergleichen hatte dieser Bogen wohl auch nie.

Ich finde den Bogen sehr malerisch! :thumbup:​

pehda schrieb:
Eines meiner schlauen Bücher mit zeitgenössischen Kupferstichen behauptet übrigens, dass der Erbauer M. Aurelius Victor immerhin ein römischer Präfekt war (?).

Kann es sein, dass von 2 verschiedenen Personen die Rede ist?
Die Widmung ist von 262 n.Chr., zu Lebzeiten von Kaiser Gallienus.​


Laut Wiki gab es noch einen Aurelius Viktor, der aber ca 100 Jahre später lebte und Stadtpräfekt von Rom war.
Aurelius Victor
 
Zuletzt bearbeitet:
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung


Ja -> die Mauern von Rom sind schon interessant -> ich persönlich habe sie ja mal mit zum Schwerpunkt eines Aufenthaltes gemacht ...
 

Ja, ich erinnere mich gut an den Bericht!
Ihm habe ich diesen Buch-Tipp entnommen! ;)

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Kann es sein, dass von 2 verschiedenen Personen die Rede ist?
Die Widmung ist von 262 n.Chr., zu Lebzeiten von Kaiser Gallienus.​

Hmm, ich kann nur mal aus meinem Buch zitieren (Alberto Lombardo: Vedute delle Antichità Romane):

In 262 the gate was turned into this arch, dedicated to Emperor Gallienus and his wife Solonina as can be seen in the description of M. Aurelius Victor, a Roman prefect:
...

Die Informationen passen irgendwie nicht ganz zusammen. Kann dann schon sein, dass der Autor meines Buches die beiden Aurelius Victors gleichgesetzt hat... :?
 
Santa Bibiana
Nun muß ich gestehen, dass ich bei meinen wirklich vielen Romreisen noch nie Santa Bibiana besucht habe - aber nun ist es soweit. Die kleine Kirche liegt direkt an den Bahngleisen von Roma-Termini, wird daher von Touristen eher selten besucht.

Die Heilige Bibiana
Obwohl das Christentum bereits unter Konstantin dem Großen toleriert wurde, bestieg 361 mit Kaiser Julian ein Kaiser den Thron, der das Christentum wieder bekämpfte. Unter seiner Regierung
wurden die Christen wieder verfolgt, wie auch Bibiana und ihre Familie. Ihre Eltern und die Schwester wurden gefangengenommen und zu Tode gemartert. Bibiana selbst soll der Legende nach - wie
Jesus - an eine Säule gebunden und mit bleibesetzten Schnüren gegeißelt worden sein bis sie starb. Sie wurde nur 15 Jahre alt.​

Geschichte der Kirche
Bereits im 5. Jahrhundert ist hier eine Grabkapelle belegt - der Legende nach am Ort des Grabes der Bibiana. Im 13. Jahrhundert wurde dann die jetzige Kirche unter Papst Honorius III. gebaut, die
allerdings schon nach einiger Zeit weitgehend bedeutungslos und verfallen war. Bis ins 18. Jahrhundert galt das Pulver der Geißelungssäule und das dort wachsende Minzkraut als Medizin gegen Fallsucht.​

Berninis Werk - Fassade

Als der erste große Förderer - Paul V. - von Bernini starb, stagnierte seine Kariere zunächst unter
Papst Gregor XV. Danach sollte es aber steil bergauf gehen unter Urban VIII. Überliefert sind diese
Worte des Papstes unmittelbar nach seiner Wahl: "Euer Glück ist groß, Cavaliere, Maffeo Barberini als Papst zu sehen; doch um einiges größer ist unser Glück, dass der Cavaliere Bernini unter unserem Pontifikat lebt". So erhielt Bernini 1624 von Papst Urban VIII. seinen ersten architektonischen Auftrag, eine neue Fassade und einen neuen Hochaltarbereich für Santa Bibiana zu schaffen. (Parallel dazu arbeitete er am Baldachin im Petersdom). Dies geschah vor allem wegen des nahen Heiligen Jahres 1625, denn der Weg von Santa Maria Maggiore nach San Lorenzo fuori le Mura führte in geringer Nähe vorbei. Bei den Arbeiten wurden Gebeine gefunden, die man Bibiana zuschrieb und sah dies als günstiges Omen. Ungewöhnlich für die Barockarchitektur ist die Tafelfassade, also die gleiche Breite von Unter- und Obergeschoss. Michelangelo plante eine ähnliche Fassade für San Lorenzo in Florenz, diese kam aber nie zur Ausführung. Im Untergeschoss befinden sich 3 Arcaden, darüber 3 Fenster. Der Name des Auftraggebers ist natürlich über dem Haupteingang zu lesen.​


Berninis Werk - Bibiana-Statue


Dies ist die erste Heiligenfigur Berninis für die er einen Auftrag erhielt. Hier bereits als Andeutung ein Figurenraum über dem Hauptaltar, den er in Santa Maria della Vittoria perfektionierte. Bibiana ist in
ein üppiges Gewand gekleidet, lehnt an ihrer Geiselungssäule und in der Hand hält sie einen vergoldeten Palmzweig, als Zeichen des Triumphes über Peiniger und Tod. Zu ihren Füßen wächst das
wundertätige Minzkraut. Bibiana zeigt sich in demütiger Haltung, aber mit erwartungsfrohem Lächeln, denn sie wurde bereits in den Himmel aufgenommen.​

Ausgestaltung der Kirche


Die Fresken der Kirche stammen von Pietro da Cortona und Agostino Ciampelli und zeigen die Leidensgeschichte von Bibiana und ihrer Familie. Hier natürlich auch das Wappen von Urban VIII. mit den drei Bienen. Verewigt wurde auch die Christin Olympina, die für Bibiana im 5. Jahrhundert eine Kirche bauen ließ und deshalb das Kirchenmodell in Händen hält.​

Gegenüber lockt ein stilles Plätzchen!​


Leider sehr unschön ist die Seitenansicht!
 
Zuletzt bearbeitet:
Santa Bibiana
Nun muß ich gestehen, dass ich bei meinen wirklich vielen Romreisen noch nie Santa Bibiana besucht habe - aber nun ist es soweit. Die kleine Kirche liegt direkt an den Bahngleisen von Roma-Termini, wird daher von Touristen eher selten besucht.

Ja, mir geht es genauso. Aber beim nächsten Besuch werde ich dort vorbeischauen sowie auch in S. Lorenzo in der Via Urbana. Dort war ich zwar schon 2011, habe aber die Statue Berninis zwar gesucht, irgendwie aber nicht gesehen.:cry::?

Danke für den informativen Bericht:!:

Gruß von
mystagogus
 
Guten Morgen mystagogus,

ja, beide Kirchen sind einen Besuch wert ! San Lorenzo in Fonte sollte man wohl am besten gleich bei der Öffnung besuchen, denn dann müßte man jemanden sehen, den man bitten könnte, die Bernini-Büste ansehen zu können!


Viele Grüße
dentaria​
 
Liebe dentaria,
herzlichen Dank für Deine Fortsetzung. Wenn ich das nächste Mal in Rom bin, dann steht Santa Bibiana ganz oben auf der Liste!

Herzlichen Gruß
Padre
 

Das freut mich und Du wirst sicherlich nicht enttäuscht sein! :nod:

Schade finde ich nur, dass die Seitenwand so beschmiert ist! :cry: :evil:​
 
Nun laufe ich in Richtung Porta Maggiore, um von dort mit dem Bus ins Hotel zu fahren. Aber wieder liegt ein interessantes Bauwerk am Weg, der
Tempel der Minerva Medica


Geschichte
Es ist unklar, ob der Tempel aus der Zeit von Kaiser Gallienus (260-268 ) oder von Konstantin dem Großen
(307-336) stammt. Diese Gegend lag außerhalb der Servianischen Mauer und wurde erst mit
Bau der Aurelianischen Mauer Teil der befestigten Stadt. Die Bezeichnung des Geländes war in der Antike "Horti Liciniani", also Licinianische Gärten, benannt nach Kaiser P. Licinius Egnatius Gallienus, dessen Tor der Servianischen Mauer ich ja gerade erst besucht habe. Die Namensgebung war wohl ein Fehler im 17. Jahrhunderts, denn man wußte, dass es ein Heiligtum der Minerva irgendwo auf dem Esquilin gegeben hat. Minerva war zuständig für die Weisheit und die Handwerkerkünste, der Beiname "Medica" wies sie auch noch als die Schutzgöttin der Heilkunst aus.​

Architektur
Das Gebäude war ein - vermutlich einmaliger - zehneckiger Zentralbau mit Kuppel. Eine Seite des Zehnecks war die Eingangsseite, den anderen Seiten wurden 9 Apsiden vorgebaut.
Es ist eigendlich naheliegend, dass in diesen Nischen Statuen aufgestellt waren. Man weiß aber leider nicht, welcher Art sie waren und daher auch nicht den Zweck des Gebäudes: Waren es Nymphen, so war es ein Nymphäum; waren es die 9 Musen des Apollo, so war es ein Museion. Im Obergeschoß befanden sich zehn große Fenster. Die Kuppel wurde aus Opus caementicium, also dem "römischem Beton" hergestellt - verstärkt durch zehn Rippen aus Ziegeln - und hatte einen Durchmesser von fast 24 Metern. Später wurden noch 2 große Apsiden angebaut und der Eingangsberich erweitert.
Durch eine Zeichnung von ca. 1780 weiß man, dass damals zumindest das Gerippe der Kuppel noch stand und erst 1828 einstürzte.​

Nun aber wirklich weiter zur
Porta Maggiore


Dies ist kein normales Tor in der Aurelianischen Mauer.
Anders als bei anderen Toren handelt es sich hier um eine Mitbenutzung antiker Wasserleitungen, um die Aurelianische Mauer möglichst schnell fertigzustellen. Da hier die Straßen Via Praenestina und Via Labicana Rom verliesen, wurde das Tor früher auch als Porta Praenestina, bzw. Porta Labicana benannt. Über den beiden Straßen verliefen die Aqua Claudia und der Anio Novus. Die beiden Leitungen liefen zunächst parallel dann aber übereinander und brachten der Stadt fast 400.000 Kubikmeter Wasser pro Tag.
Die Porta Maggiore ist 32 Meter hoch, 24 Meter breit und besteht aus Travertin. Es befinden sich Rundbogenfenster in den Pfeileren und auch mittig ein kleiner Durchgang für die Fußgänger. Die beiden
großen Bögenen dienten einst und jetzt den jeweiligen Fahrzeugen. Drei Inschriften erinnern an die Kaiser, die hier Restaurierungen vornahmen: Claudius, Vespasian uns sein Sohn Titus. An dem Tor
befindet sich auch das Grabmal des Bäckers Eurysaces.
Der jetzige Name stammt aus dem Mittelalter und sollte den Pilgern zeigen, dass sie hier auf dem Weg zur Basilika Santa Maria Maggiore waren. Heute ist hier ein Verkehrsknotenpunkt.​

Hier steige ich in den 3er Bus und fahre zum Hotel, auf dessen Dachterrasse ich den ersten Abend ausklingen lasse.​
 
Vielen Dank, tacitus, für diese schöne Ergänzung! :thumbup: :thumbup: :thumbup:
Das Foto kannte ich bisher nicht. :~​

Gruß
dentaria​
 
Danke dentaria für die Fortsetzung deines Berichtes!
Es ist immer wieder spannend, wie viel es in Rom zu entdecken gibt.
 
Liebe dentaria,
vielen Dank für die Fortsetzung Deines Berichts. Ich hab es ja nicht so mit antiken Bauwerken, aber die Porta Maggiore und das Bäckergrab sind eine Ausnahme. Umso mehr habe ich mich über Deine Beschreibung gefreut (und wieder etwas dazu gelernt).

dentaria schrieb:
Der jetzige Name stammt aus dem Mittelalter und sollte den Pilgern zeigen, dass sie hier auf dem Weg zur Basilika Santa Maria Maggiore waren.

Ich bin erstaunt, dass Du erst am Ende des ersten Tages bist ...
 
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