Auf den Spuren von Michelangelo und Raffael im Rom und Umbrien der Renaissance

Vielen Dank für da Foto! :thumbup:
Darauf wirkt der Bersagliere richtig lebendig.​

Die Geschichte mit den Seifenschalen kommt mir seltsam vor,
die Autorin recherchiert aber normalerweise ausgezeichnet.​

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Seifenschale nennen das wohl die Römer. So wurde mir das von den Schwiegereltern jedenfalls bei meinem ersten Besuch 1974 übermittelt. So ist es dann bei mir haften geblieben.
 
Seifenschale nennen das wohl die Römer. So wurde mir das von den Schwiegereltern jedenfalls bei meinem ersten Besuch 1974 übermittelt. So ist es dann bei mir haften geblieben.

Das würde dann ja auch meine Info bestätigen:
dentaria schrieb:
Die Verzierungen sollen die flachen Teller der Barbiere darstellen, die Streifen darüber deren Handtücher und der Würfel im oberen Teller schließlich einen Schwamm
 
Ich war bisher nur einmal in Santa Maria degli Angeli e dei Martiri. Die Kuppel fiel mir nicht auf, aber das lag sicher daran, dass ich die Kirche - im allgemeinen - als ein wenig "gewöhnungsbedürftig" empfand.

Dann solltest Du der Kirche eine 2. Chance geben. ;)

Interessant fand ich, dass das Areal einmal ein beliebtes Gebiet zum Jagen war. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen.


Wenn man dieses Bild betrachtet, dann kann man es sich besser vorstellen.
Das Gelände war nur knapp innerhalb der Aurelianischen Mauer und im 16. Jahrhundert von Wäldern und Weinbergen umgeben.
Die Ruinen der Thermen dienten als Reit- bzw. Übungshalle.​

Liebe dentaria,
ich werde der Kirche eine 2. Chance geben! Vielen Dank für das Bild. Ja, jetzt kann ich mir das Jagtgebiet, in der Tat, etwas besser vorstellen!

Zu den "Seifenschalen" an der Porta Pia: Ich habe vor langer, langer Zeit eine deutschsprachige Führung durch Rom mitgemacht - und kann mich an den Ausdruck "Seifenschalen" schwach erinnern.
 
Mit dem Bus ging es jetzt flugs zur Piazza Venezia und meinem nächsten Werk Michelangelos. Vorbei am Vittoriano und der Himmelsleiter von 1348 zu Santa Maria in Aracoeli

gelange ich zur
Cordonata


Diese breite Treppe ist ebenfalls ein architektonisches Alterswerk Michelangelos, der allerdings die Cordonata steiler geplant hatte. Auch sollten die Dioskuren so aufgestellt werden, dass sie einander
anschauen.
Geplanter Platz
Als Stufen der Renaissance wurden sie so gestaltet, dass sie auch bequem mit Pferden zugänglich waren.
Am Fuße der Treppe stehen die Kopien zweier ägyptischer Löwen aus schwarzem Basalt.​

Oben angekommen stehe ich auf einem der schönsten Plätze Roms, dem
Kapitolsplatz
Bereits in der Antike war er das religiös-politische Zentrum der Stadt.
Die ovale Musterung mit dem zwölfzackigen Stern - eine Anspielung auf die 12 Tierkreiszeichen - in der Mitte wurde zwar von Michelangelo entworfen, jedoch erst 1940 realisiert. Zu dieser Zeit
entstand auch der unterirdische Verbindungsgang zwischen den Gebäuden.
Der Platz verdankt seine Neugestaltung dem kunstsinnigen Papst Paul III. Farnese und einem Besuch
Kaisers Karl V. Dieser sollte würdig empfangen werden, zunächst wie ein Triumphator über die Via Sacra durchs Forum Romanum geführt werden und dann hoch auf den Kapitolshügel zum Standbild des Marc Aurel, hier für diesen Anlaß 1538 von Michelangelo aufgestellt.
Panorama

Durch Michelangelo wurde die Blickrichtung gedreht. Ging in der Antike der Blick hinab zum Forum Romanum, so ist er seit der Renaissance zum Kapitolsplatz und damit Richtung Marsfeldgerichtet.​

Marc Aurel


Seit 1990 steht hier nur noch eine Kopie auf dem Sockel Michelangelos und das Original kann man in einem wunderschönen Saal in den Museen bewundern.​


In der Antike gab es 22 weitere Reiterstandbilder in Rom, aber nur dieses überstand die Metallgier und die Einschmelzungen späterer Zeiten, da man davon ausging, es sei eine Skulptur von Kaiser
Konstantin des Großen. Im Mittelalter stand es vor dem Lateran. Hier standen ebenfalls die Kapitolinischen Wölfin und der Dornauszieher, die Geschenke von Sixtus IV. an die Stadt Rom
zur Gründung der neuen öffentlichen Kunstsammlung auf dem Kapitol - der ältesten der Welt.
Das Reiterstandbild war Vorbild für Donatellos Gattamelata in Padua.​

Es gibt 2 Legenden zum Standbild:
Ist es wieder vollständig vergoldet, wird Rom wieder Herr über die Welt.
Ist alles Gold verschwunden, geht die Welt unter.
Schau mer mal! ;)

Senatorenpalast
An diesem Gebäude begannen die Umarbeitungsarbeiten Michelangelos. Er bekam zum Platz hin eine gewaltige Renaissance-Fassade und einem doppelten Treppenaufgang, über den man zum
Senatorensaal kam.
Auch hier wurden Veränderungen an Michelangelos Plänen vorgenommen. Statt eines kolossalen Jupiterkopfes steht nun eine kleine Minervastatue, die man zur Göttin Roma umgestaltete. Seitlich die antiken Flußgötter: Der Nil mit Sphinx und der Tiber mit der Wölfin.​

Der Senatorenpalast ist immer noch Sitz des römischen Bürgermeisters.​

Konservatorenpalast
Hier begannen die Arbeiten erst 1563 unter Giacomo della Porta nach Entwürfen von Michelangelo.​

Palazzo Nuovo
Dieses Gebäude wurde ab 1603 als Gegenstück zum Konservatorenpalast erbaut, die Fertigstellung erfolgte aber erst 1667.
Da der Senatorenpalast und der Konservatorenpalast in einem spitzen Winkel zueinander stehen, war es naheliegend, diesen Winkel auch zum neuen Palast hin zu wiederholen.
Die Eröffnung der Kapitolinischen Antikensammlung fand erst 1734 statt.​

Besonders reizvoll ist der Kapitolsplatz bei Dunkelheit.​

 
Zuletzt bearbeitet:
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen


;) Die steile Treppe zur Aracoeli runterzulaufen ist weitaus einfacher als hinaufzusteigen ;)
 
Hallo dentaria,
wie schön, das neue Jahr gleich mit der Fortsetzung eines / Deines Rom-Reiseberichtes "einlesen" zu können. Vielen Dank für die wieder sehr fachkundigen Erläuterungen :thumbup: zu einem der schönsten Plätze Roms :nod:.
Liebe Grüße
Pasquetta
 
Hallo, dentaria,

vielen Dank für den jüngsten Teil Deines Berichts.

Folgendes ist mir aufgefallen: Du schreibst, bei den Löwen am Fuss der Treppe handle es sich um Kopien.


Am Fuße der Treppe stehen die Kopien zweier ägyptischer Löwen aus schwarzem Basalt.​



Dies entspricht nicht dem, was ich in Zusammenhang mit meiner Recherche über die Fontana dei leoni capitolini u.a. hier gelesen habe:​

1885 wurden die Vasen entfernt und die Löwenfiguren kamen in die Kapitolinischen Museen. Die Löwen wurden durch Kopien ersetzt. 1955 durften die Zwillingslöwen an die Cordonata zurückkehren und es wurden neue Vasen nach alten Dokumenten angefertigt. (...)

Dass die Löwen zurückkehren konnten, verdanken sie Carlo Pietràngeli. Er war der Meinung, dass die Präsenz der Löwen in den Kapitolinischen Museen den Wert der ägyptischen Sammlung dort nur moderat erhöhte, die beiden hingegen an ihrem seit dem 16. Jahrhundert angestammten Platz einen schönen farblichen Akzent zu der Bronzestatue Marc Aurels und den Gebäuden aus Travertin setzen. Auch ist der Stein so hart, dass die Löwen nach Meinung des Archäologen noch lange den Umweltbedingungen trotzen können.

Ob sich daran wohl zwischen 1955 und heute etwas geändert hat fragt sich neugierig
Simone
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, dentaria,

vielen Dank für den jüngsten Teil Deines Berichts.

Folgendes ist mir aufgefallen: Du schreibst, bei den Löwen am Fuss der Treppe handle es sich um Kopien.

Dies entspricht nicht dem, was ich in Zusammenhang mit meiner Recherche über die Fontana dei leoni capitolini u.a. hier gelesen habe:​

1885 wurden die Vasen entfernt und die Löwenfiguren kamen in die Kapitolinischen Museen. Die Löwen wurden durch Kopien ersetzt. 1955 durften die Zwillingslöwen an die Cordonata zurückkehren und es wurden neue Vasen nach alten Dokumenten angefertigt. (...)

Dass die Löwen zurückkehren konnten, verdanken sie Carlo Pietràngeli. Er war der Meinung, dass die Präsenz der Löwen in den Kapitolinischen Museen den Wert der ägyptischen Sammlung dort nur moderat erhöhte, die beiden hingegen an ihrem seit dem 16. Jahrhundert angestammten Platz einen schönen farblichen Akzent zu der Bronzestatue Marc Aurels und den Gebäuden aus Travertin setzen. Auch ist der Stein so hart, dass die Löwen nach Meinung des Archäologen noch lange den Umweltbedingungen trotzen können.

Ob sich daran wohl zwischen 1955 und heute etwas geändert hat fragt sich neugierig
Simone

Nein, da hat sich sicherlich nichts geändert, sondern ich habe nicht gründlich genug recherchiert! :blush: :blush:
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Im Peterich fand ich den Hinweis auf die Kopien. Da er diesen Führer aber schon 1958 bis 1963 geschrieben hat, fand die Rückführung bei ihm wahrscheinlich keine Erwähnung.
Im Museumsführer dagegen ist überhaupt keine Rede von der zeitweiligen Umsetzung der Löwen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Ich wäre aber auch nie auf die Idee gekommen,
dass Kopien wieder durch die Originale ersetzt worden sind! :~​
 
Vom Kapitol aus gehe ich die Kaiserforen entlang und ein Stück die Via Cavour zur Kirche​

San Pietro in Vincoli
Geschichte
Diese Kirche zählt zu den ältesten in Rom und hat eine hoch interessante, legendenumwobene Vergangenheit.
Bereits in republikanischer Zeit standen hier Häuser mit Mosaikfußböden, gedeckte Wandelgänge und eine 34 Meter lange Aula ebenso wie eine Villa mit Gärten und Brunnen. Man fand die Überreste - die auf eine Zeit zwischen dem 3. Jh. v. Chr. und dem 3. Jh. n. Chr. datiert werden können - zufälligerweise bei Renovierungsarbeiten am Boden.
Der Vorgängerbau, die "Ecclesia Apostolarum" stand hier bereits im 4. Jahrhundert, wurde jedoch sehr bald zerstört und mit der Unterstützung von Kaiserin Eudoxia wieder aufgebaut.
Am 21. April wurde in dieser Kirche Gregor VII. zum Papst gewählt.
Ab 1448 befasste sich Nikolaus von Kues als Titular mit umfangreichen Renovierungsarbeiten. Er hinterließ der Kirche auch eine beträchtliche Summe für künftige Bedürfnisse. Die Familie della Rovere - mit den Päpsten Sixtus IV. und Julius II. erfüllte diese Aufgabe und ließ unter anderem den Dachstuhl erneuern, den Kreuzgang anlegen und den Portikus bauen.
Den Kreuzgang erreicht man allerdings nur über das Universitätsgebäude nebenan.​

Der Brunnen in der Mitte wird Antonio da Sangallo zugeschrieben.
Als die Kirche im vorigen 19. Jahrhundert an den Staat überging, trennte man den Kreuzgang von der Kirche ab. Daran erinnern die zugemauerten Bögen.​


Heute bietet die Kirche dem Besucher eine angenehm weiträumige Halle mit Elementen der Renaissance und des Barock.
Das hohe Alter der Kirche erkennt man am besten an der Eingangswand​



und an den wunderschönen antiken Säulen aus Hymettos-Marmor.
Diese sind im unteren Teil stark abgewetzt, als ob dort früher Tiere - oder Menschen? - angebunden gewesen wären!​



Rundgang

Im Uhrzeigersinn sieht man in der Kirche zunächst:​




Das Denkmal für die Brüder Antonio und Piero Pollaiuolo.
Antonio schuf die Grabmäler von Sixtus IV. - Onkel von Julius II. - und Innozenz VIII., beide im Petersdom.​




Reste des Altars von Nikolaus von Kues, ein Werk von Andrea Bregno.
Der Kardinal betet zu Petrus, welcher gerade die Ketten von einem Engel empfängt.​




Das Grabmal von Kardinal Cinzio Aldobrandini,
eines Neffen von Papst Klemens VIII.




Der Altar des heiligen Sebastian aus dem 7. Jahrhundert.​



Die Apsis-Fresken von Jacopo Coppi, vor allem Petrus als Gefangener​


Unter dem Hochaltar
Die Ketten des Petrus
Der Legende nach schenkte Kaiserin Eudoxia die Ketten, mit denen der Apostel Petrus in Jerusalem gefangen gehalten wurde Papst Leo dem Großen.
Als dieser die Ketten mit denen, die den Apostel in Rom gefesselt hatten, einander näherte, verschlossen sich die Glieder zu einer einzigen Kette.
Diese Kette wird in einem Schrein unter dem Hochaltar aufbewahrt und gab der Kirche ihren Namen (Ketten=vincoli).
Ein Glied der römischen Ketten verschenkte einst Papst Hadrian an Karl den Großen, dieses ist heute Teil des Aachener Domschatz.



Mein Moses bekommt natürlich ein eigenes Kapitel! ;)
 
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