Cara dentaria, caro Padre,
ich erlaube mir, mich in die aktuelle Fortsetzung der 'Spuren von Michelangelo und Raffael' einzuschalten, auch wenn mein Beitrag besser vorherigen Thema gepaßt hätte.
"... Du hättest mir die Unterkirche von S. Clemente näher bringen können", so, lieber Padre, lautet Dein offen ausgesprochener Wunsch. Auch wir hatten bei unserem Aufenthalt vor drei Jahren diese außergewöhnliche, mit kaum einer anderen Kirche Roms zu vergleichende Stätte aus der Zeit der ersten christlichen Gemeinden besucht. Die Unterkirche von S. Clemente ist wirklich ein mystischer Ort, der bis heute seine Geheimnisse nicht preisgeben will. Für viele ein Erlebnis von Einmaligkeit, weil man nirgendwo sonst als in dieser dämmrigen Unterwelt so eng mit der Vergangenheit der Aeterna in Berührung kommt. Ich persönlich fand dieses Labyrinth aus modrig riechenden, spärlich beleuchteten Räumen, engen Korridoren und ausgetretenen Stiegen unheimlich und war froh, als ich endlich wieder das Tageslicht erblicken durfte. Hier meine geschilderten Eindrücke:
San Clemente
Von außen wirkt S. Clemente eher unscheinbar, mehr eine Dorfkirche als eine Basilika. Und dass es sich um eine der ältesten Kirchen Roms handelt, sieht man ihr auf den ersten Blick auch nicht an. Merkwürdigerweise ist mir von der Innenausstattung nur wenig in Erinnerung geblieben – doch schon erste Zeichen mangelnder Konzentration. Das einzige, was mir im Gedächtnis geblieben ist, ist der hochgezogene Chor aus Marmor in der Mitte des Kirchenraums und das Mosaik in der Apsis, einen Lebensbaum darstellend? .
Das eigentliche Geheimnis dieses Ortes erschließt sich erst, wenn man in die Räume unterhalb der Kirche hinabsteigt – eine, wie wir empfanden, düstere, mystische Welt, deren Unheimlichkeit noch gesteigert wurde durch die stickig-feuchte Luft und das Rauschen eines Wasserlaufs tief unten in der Erde. Kein Ort zum Verweilen. Wenn wir nicht gewußt hätten, dass sich in den untersten Räumen ein Mithrasheiligtum befunden hatte – Mithras, auch ein Gott des Lichts, der mit dem Blut eines getöten Stiers die Voraussetzungen für neues Leben schafft - , dann hätte man meinen können, sich in einem der gräßlichen Verliese eines altrömischen Carcers zu befinden.
Deshalb waren wir froh, diese dunkle, wenig einladende Stätte zu verlassen und wieder ans Tageslicht zu kommen ganz im Geiste Goethes, der seinen Faust sagen läßt: „Die Erde hat mich wieder!“
Liebe Grüße
Seneca
ich erlaube mir, mich in die aktuelle Fortsetzung der 'Spuren von Michelangelo und Raffael' einzuschalten, auch wenn mein Beitrag besser vorherigen Thema gepaßt hätte.
"... Du hättest mir die Unterkirche von S. Clemente näher bringen können", so, lieber Padre, lautet Dein offen ausgesprochener Wunsch. Auch wir hatten bei unserem Aufenthalt vor drei Jahren diese außergewöhnliche, mit kaum einer anderen Kirche Roms zu vergleichende Stätte aus der Zeit der ersten christlichen Gemeinden besucht. Die Unterkirche von S. Clemente ist wirklich ein mystischer Ort, der bis heute seine Geheimnisse nicht preisgeben will. Für viele ein Erlebnis von Einmaligkeit, weil man nirgendwo sonst als in dieser dämmrigen Unterwelt so eng mit der Vergangenheit der Aeterna in Berührung kommt. Ich persönlich fand dieses Labyrinth aus modrig riechenden, spärlich beleuchteten Räumen, engen Korridoren und ausgetretenen Stiegen unheimlich und war froh, als ich endlich wieder das Tageslicht erblicken durfte. Hier meine geschilderten Eindrücke:
San Clemente
Von außen wirkt S. Clemente eher unscheinbar, mehr eine Dorfkirche als eine Basilika. Und dass es sich um eine der ältesten Kirchen Roms handelt, sieht man ihr auf den ersten Blick auch nicht an. Merkwürdigerweise ist mir von der Innenausstattung nur wenig in Erinnerung geblieben – doch schon erste Zeichen mangelnder Konzentration. Das einzige, was mir im Gedächtnis geblieben ist, ist der hochgezogene Chor aus Marmor in der Mitte des Kirchenraums und das Mosaik in der Apsis, einen Lebensbaum darstellend? .
Das eigentliche Geheimnis dieses Ortes erschließt sich erst, wenn man in die Räume unterhalb der Kirche hinabsteigt – eine, wie wir empfanden, düstere, mystische Welt, deren Unheimlichkeit noch gesteigert wurde durch die stickig-feuchte Luft und das Rauschen eines Wasserlaufs tief unten in der Erde. Kein Ort zum Verweilen. Wenn wir nicht gewußt hätten, dass sich in den untersten Räumen ein Mithrasheiligtum befunden hatte – Mithras, auch ein Gott des Lichts, der mit dem Blut eines getöten Stiers die Voraussetzungen für neues Leben schafft - , dann hätte man meinen können, sich in einem der gräßlichen Verliese eines altrömischen Carcers zu befinden.
Deshalb waren wir froh, diese dunkle, wenig einladende Stätte zu verlassen und wieder ans Tageslicht zu kommen ganz im Geiste Goethes, der seinen Faust sagen läßt: „Die Erde hat mich wieder!“
Liebe Grüße
Seneca
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