Via Papalis: Auf dem Weg der Päpste vom Lateran zum Vatikan

Die Darstellung auf dem Apsismosaik von San Clemente bietet einige theologische Aussagen, die heute nur schwer verständlich sind. Aber damit beschäftige ich mich in einem anderen Kreis.

Lieber Ludovico,

vielleicht kannst Du uns aber einige Kenntnisse aus dem "anderen Kreis" weitergeben. Das würde sicherlich einige Foristi interessieren!

Viele Grüße
dentaria
 
Die Darstellung auf dem Apsismosaik von San Clemente bietet einige theologische Aussagen, die heute nur schwer verständlich sind. Aber damit beschäftige ich mich in einem anderen Kreis.

Lieber Ludovico,

vielleicht kannst Du uns aber einige Kenntnisse aus dem "anderen Kreis" weitergeben. Das würde sicherlich einige Foristi interessieren!

Viele Grüße
dentaria

Danke für die Anregung. Ich werde mich bei diesem Thema trotzdem zurückhalten, weil es leicht zu sehr hitzigen Debatten führen würde, die ich hier vermeiden will. Diese Thema bespricht man besser Aug in Auge.
 
Kein Problem Ludovico, diese Diskussion verschieben wir! ;)

Wobei das Thema Disput zu dieser Kirche sehr gut paßt!​

Am 21.April 1073 wurde Gregor VII. in San Pietro in Vincoli zum Papst gewählt. In Folge seiner Regentschaft kam es nicht nur zu Investiturstreit und dem berühmten Gang nach Canossa.
Der Papst rief auch die Normannen zu Hilfe, die in der Folge große Teile Roms niederbrannten - wie die Vorgängerkirchen von San Clemente und Santi Quattro Coronati.
San Pietro in Vincoli blieb verschont!
 
Hallo dentaria,

auch ich sage herzlichen Dank für die weiteren Stationen auf Deinem päpstlichen Weg und vor allem für die kenntnisreichen Erläuterungen!

Diese Kirchen kenne und schätze ich auch schon seit meinem ersten Rombesuch, wo mich eine Freundin und Romkennerin geführt hat und mir u.a. San Clemente und San Pietro in Vincoli besonders ans Herz gelegt hat! :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
San Pietro in Vincoli

Rundgang

Im Uhrzeigersinn sieht man in der Kirche zunächst:


Das Denkmal für die Brüder Antonio und Piero Pollaiuolo


Reste des Altars von Nikolaus von Kues.
Der Kardinal betet zu Petrus, welcher gerade die Ketten von einem Engel empfängt.


Das Grabmal von Kardinal Cinzio Aldobrandini,
ein Neffe von Papst Klemens VIII.


Der Altar des heiligen Sebastian aus dem 7. Jahrhundert.


Die Apsis-Fresken von Jacopo Coppi

Unter dem Hochaltar
Die Ketten des Petrus
Der Legende nach schenkte Kaiserin Eudoxia die Ketten, mit denen der Apostel Petrus in Jerusalem gefangen gehalten wurde Papst Leo dem Großen.
Als dieser die Ketten mit denen, die den Apostel in Rom gefesselt hatten, einander näherte, verschlossen sich die Glieder zu einer einzigen Kette.
Diese Kette wird in einem Schrein unter dem Hochaltar aufbewahrt und gab der Kirche ihren Namen (Ketten=vincoli).
Ein Glied der römischen Ketten verschenkte einst Papst Hadrian an Karl den Großen, dieses ist heute Teil des Aachener Domschatz.




Und dann das Highlight der Kirche ...​
 
Diese Kirchen kenne und schätze ich auch schon seit meinem ersten Rombesuch, wo mich eine Freundin und Romkennerin geführt hat und mir u.a. San Clemente und San Pietro in Vincoli besonders ans Herz gelegt hat! :nod:

Da hat sie doch ein richtig gutes Werk getan! ;)

Aber auch ich war bereits beim Erstbesuch in diesen beiden Kirchen - und meine Moses-Besuche kann ich längst nicht mehr zählen! :proud:​
 
Diese Kirchen kenne und schätze ich auch schon seit meinem ersten Rombesuch, wo mich eine Freundin und Romkennerin geführt hat und mir u.a. San Clemente und San Pietro in Vincoli besonders ans Herz gelegt hat! :nod:

Da hat sie doch ein richtig gutes Werk getan! ;)

Aber auch ich war bereits beim Erstbesuch in diesen beiden Kirchen - und meine Moses-Besuche kann ich längst nicht mehr zählen! :proud:​

Ja, das hat sie und wahrscheinlich war sie schon fast so oft da wie Du
(zumindest hat sie auch dort geheiratet! ;))
 


Die Tragödie im Lebens des Michelangelo






Im März 1505 beauftragt Julius II. den dreißigjährigen Michelangelo ein gigantisches Grabmal für ihn
im neuen Petersdom zu erschaffen.
Julius II. ist ein kriegerischer Papst, ein Eroberuns- und Machtmensch.
Es verwundert daher nicht, daß er sich sein Grabmal vom Schöpfer der Pieta und des David als das großartigste aller Zeiten errichten lassen will.
Michelangelo schreibt dazu in einem Brief
anfuehrung.gif

Zitat:​
Wenn es schon gemacht werden soll, so soll es das schönste der Welt werden.




Den Zeichnungen kann man entnehmen, wie das Grabmal hätte aussehen sollen:
Ein wuchtiges Monument mit einem Grundriss von 11x7m und 3 Etagen.
:arrow:Die unterste Stufe mit der diesseitigen Welt,
mit den Sklaven und den Gefangenen.
:arrow:Die mittlere mit dem Moses, dem hl. Paulus
und anderen Propheten.
:arrow:Die oberste mit dem Kenothap des Papstes.
Auf jeder Seite sollten Marmorstatuen stehen, insgesamt 40 Figuren.
Im Inneren des weißen Marmorblocks ein Hohlraum mit dem eigentlichen Sarg von Julius II.


In den Augen des größenwahnsinnigen Papstes ein ihm würdiges Denkmal in dem bedeutendsten Kirchenbau der Christenheit.


Für dieses Monumentalwerk sollte natürlich auch nur der beste Marmor verwendet werden.
Daher begab Michelangelo sich persönlich nach Carrara um die Blöcke auszusuchen
und für deren Transport nach Rom zu sorgen-
diese Arbeit nahm 8 Monate in Anspruch.
Der Künstler hatte eine Werkstatt unweit des Petersplatzes und machte sich umgehend ans Werk.
Man vermutet, daß die Mosesstatue eine der ersten war, an der er arbeitete.
Dies vor allem, weil die hochmütige Attitüde und die zornige Energie, welche der Prophet ausstrahlt wohl auch die herausragenden Charaktereigenschaften des Auftraggebers waren.


Das Interesse des Papstes am Grabmal ließ allerdings nach (eventuell bedingt durch den Konkurrenzkampf der Renaissancekünstler in Rom), er gab Michelangelo keine Geldmittel mehr, verweigerte wohl sogar Gespräche mit dem Künstler.
Michelangelo floh und blieb Rom für 2 Jahre fern.
Als Michelangelo schließlich nach Rom zurückkehrte, hatte der Papst bereits eine andere Aufgabe für den Bildhauer-
er sollte die Decke der Sixinischen Kapelle ausmalen.
Für den Künstler eine Enttäuschung und Demütigung-
für die Menschheit eines der bedeutendsten Kunstwerke der Welt.
Vier Monate nach Enthüllung der Sixtina starb JuliusII..
Die nachfolgenden Päpste hatten immer wieder neue Aufgaben für Michelangelo, aber er hätte sehr gerne das Grabmal vollendet,
auch hatte er stets die Drohungen der Erben des Julius im Nacken.


Vierzig Jahre nach Erteilung des Auftrags wird das Grabmal aufgestellt.
-Nicht im Peterdom, sondern in San Pietro in Vincoli.
-Nicht in der Form eines freistehenden Bauwerks, sondern als Fassade.
-Nicht mit 40 Statuen, sondern nur mit 6 Figuren.



 
Vielen Dank, Ute,

für Deine Erläuterungen zum Moses, die mir zwar schon bekannt waren, im Moment durch die Lektüre des Romans von Irving Stone jedoch wieder mehr in mein Bewusstsein gerückt werden.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang (ich habe es selber nur zum Teil gelesen), dass Forcellino in seiner Biografie offenbar (das hat mir mein BEVA so erzählt) ein ganz anderes Bild der finanziellen Verhältnisse Michelangelos zeichnet als es im Roman dargestellt ist, der wohl wie viele andere Veröffentlichungen sich hauptsächlich auf Vasari stützt.

Liebe Grüße

Angela
 
Bei unserer ersten Romreise, vor nunmehr etwas mehr als zwei Jahren, haben wir Michelangelos Moses besucht, seitdem nicht mehr. Diesmal haben wir es uns allerdings wieder fest vorgenommen ...

lg und vielen Dank für den Bericht

Paganus
 
@ Angela
Antonio Forcellino hat viel Bewegung in die Michelangelo-Forschung gebracht. Er war auch Leiter der Restaurierungsarbeiten am Julius-Grab ab 1998. Laut ihm ist auch die Julius-Figur ein Werk Michelangelos.

@ Paganus
"Mein" Moses ist stets einen Besuch wert, aber mir gefällte die gesamte Kirche sehr gut.
Zum Julius-Grab werde ich noch einige Infos einstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bevor ich - vorbei an weiteren Geschlechtertürmen - zur Kirche Santi Dodici Apostoli gehe, noch Anmerkungen zu den letzten 3 Kirchen:

I. Silvester-Kapelle in Santi Quattro Coronati

tacitus schrieb:

Konstantin unterwirft sich Papst Silvester,
indem er ihm den sog. Stratordienst leistet,
d.h. als Knecht sein Pferd führt

Diesem Fresko kommt besondere Bedeutung zu, wenn man bedenkt, dass es in Bezug auf den Stratordienst Anfang Juni 1155 in Sutri zu einem Eklat kam.
Kaiser Friedrich I. Barbarossa verweigerte Papst Hadrian IV. zunächst den Dienst. Es ging immer noch um die Rangordnung von Kaiser und Papst - wer steht über wem?
Zur Zeit der Entstehung der Fresken lag Kaiser Friedrich II. im Streit mit
Papst Innozenz IV.
Die Kirchen-Fresken waren wunderbare Hilfsmittel, um Kaiser und Volk das richtige Verhalten "vorzumalen" - das Vorschreiben gelang ja erst durch die Erfindung des Buchdrucks.


II. Katharinenkapelle in San Clemente

Die Ausmalung der Kapelle überließ er dem Florentiner Masolino da Panicale, der hier das erste Werk der Frührenaissance in Rom schuf. Wahrscheinlich gemeinsam mit seinem Schüler Masaccio verwendete er hier die neue Technik der Zentralperspektive.


Zwar fand man schon in Pompeji Fresken mit Zentralperspektive, dennoch gelangte diese Technik in Vergessenheit.

Hier eines der ersten Werke der Frührenaissance in der wiederentdeckten Technik von Masaccio.







III. Der Moses in San Pietro in Vincoli

Hier ein Zitat des Kunsthistorikers Ernst Gombrich, an das man denken sollte, wenn man vor einer Skulptur Michelangelos steht:
"Eines der Geheimnisse seiner Kunst, das seit eh und je bewundert wurde, besteht darin, dass die Umrisse seiner Gestalten immer klar, einfach und ruhigbleiben, so sehr sich die Figuren auch in heftigen Bewegungen drehen und wenden. Vielleicht kommt es daher, dass Michelangelo von allem Anfang an seine Figuren so zu konzipieren versuchte, als lägen sie schon in dem Marmorblock, an dem er arbeitete, verborgen, und er hätte als Bildhauer nur die Aufgabe, den überflüssigen Stein zu entfernen, der sie bedeckte."

 
Zuletzt bearbeitet:
Cara dentaria,

Die Erwähnung des Namens Pallaiuolo bei Deinem Rundgang durch San Pietro in Vincoli hat mich sofort aufhorchen lassen, und das Bronzegrab Sixtus IV' war mir wieder so präsent als würde ich es direkt vor meinen Augen sehen. Ich halte es für eines der ausdruckstärksten Monumente des Vatikans, und seit gut einem Jahr wieder ist es wieder für die Allgemeinheit zugänglich.
Dieses Grabmal hat mich immer schon so fasziniert, daß ich mich veranlaßt sah, in meinem Bericht näher darauf einzugehen. Hier meine 'gesammelten' Gedanken:

"Das zweite Bild, das in meinem Bewußtsein präsent wird und dessen Konturen ich deutlich vor mir sehe, ist die bronzene Figur des toten Papstes auf seinem Prunkbett. Der Künstler Antonio Pollaiuolo aus Florenz hat zehn Jahre an diesem Grabmal gearbeitet, das zu den eindruckvollsten Zeugnissen der Schmiedekunst gehört, und das seit dem 1. Dez. 2009 nach zweijähriger Restaurierungsarbeit wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist und im alten Glanz eines braun-grünlich schimmernden Farbtons erstrahlt. Deshalb sollte für alle Forumsmitglieder die Besichtigung dieses einzigartigen Monuments – des monumento di Sisto IV – beim nächsten Rombesuch höchste Priorität haben. Aufgestellt ist der Sarkophag in der Schatzkammer von St. Peter (Öffnungszeiten: 9.00 – 17.30 Uhr; Entritt: 6 €)
Man muß sich das Bronzegrab Sixtus’ IV vorstellen als eine Art niedriger Pyramidenstumpf, so daß zwei Etagen entstehen – oben die kleinere, unten die größere. Beide sind eingeteilt in rechteckige Felder mit allegorischen Figuren, allesamt weiblich, deren gewagte Freizügigkeit den Besucher auch heute noch überrascht. Die obere Plattform wird ausgefüllt von der liegenden Gestalt des Papstes, von den Feldern der ‚Theologie’ und der ‚Kardinaltugenden’ sowie von seinen Insignien.
Da liegt er nun vor uns, dieser vom popolo romano verschmähte und für den beginnenden Verfall des Papsttums verantwortliche Pontifex der römisch-katholischen Kirche, dessen eigener körperlicher Verfall unter dem Gewicht der liturgischen Gewänder schon begonnen hat, oder wie R. Raffalt es in unnachahmlicher Weise beschreibt, daß ‚das unter schweren Paramenten ruhende Fleisch des kleinen und zierlichen Körpers schon auf das Knochengerüst zurückgesunken ist’. Um die Umrisse seines Gesichts noch deutlicher hervorzuheben, ruht sein Kopf mit der mächtigen Tiara auf zwei Kissen. Anders als auf dem Fresko des Raffael ist hier nichts mehr von der Entzückung übriggeblieben, die ihn noch beim Anblick des Allerheiligsten Altarssakraments ergriffen hatte; vor uns sehen wir das von den Strapazen, von der Zerrisenheit des Lebens gezeichnete Gesicht, das selbst im Tod noch nicht zur Ruhe gekommen ist: es ist durchbebt von innerer Anspannung und der Unruhe seines Geistes. Deutlich im Profil zu erkennen die langgezogene, leicht gewölbte Nase, deren Ansatz hoch oben in der Stirn entspringt und und sich an der Spitze zu einem markanten Flügelpaar auswächst, das den Willen eines machtbewußten, zum politischen Risiko neigenden Potentaten verdeutlicht, aber auch dessen Intelligenz, die einen Pakt mit den diabolischen Mächten geschlossen zu haben scheint. Auffallend auch die hochgezogenen Brauen, als ob es noch jede Menge unerledigter Probleme gäbe, darunter die tiefliegenden Augenhöhlen und die geschlossenen Lider, die sich gegen die pulsierende Bewegung der flackernden Augen wehren und es nur mit Mühe schaffen, in ihrem Zustand zu verharren, und schließlich der eingefallene Mund, der das Kinn weit vorstehen läßt – Zeichen dafür, daß der Zerfallsprozeß des Todes schon längst eingesetzt hat."

Tanti saluti

Seneca
 
.
@ dentaria:


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung



@ Seneca

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

auch Dir für den "Einschub"

... auch ich mag dieses wundervolle Grabmal sehr

 
Lieber Seneca,

ganz herzlichen Dank für Deine Ergänzungen zu Antonio Pollaiuolo.
Ich werde mir das Grabmal von Sixtus IV. beim nächsten Besuch genauer ansehen!

Zu Sixtus IV. kann ich - als kleine Vorschau - ein Bild von Melozzo da Forli beitragen, einem Künstler, mit dem ich mich bei den beiden nächsten Kirchen auf der Via Papalis näher beschäftigen werde.


Sixtus IV. ernennt Bartolomeo Palatina zum Präfekten der Apostolischen Bibliothek im Jahre 1475.​


Viele Grüße
dentaria​
 
Zuletzt bearbeitet:
Seneca,
danke für Deinen Einschub, der die Aufmerksamkeit mal wieder auf jene, für das Papsttum unselige Zeit lenkt. Das Grabmal werde ich mir wohl bei nächster Gelegenheit ansehen.
 
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