Rom im Netz: Das antike Rom

dies martis ante diem XIV Kalendas Apriles MMDCCLXXVII ab urbe condita
Marstag, 14. Tag vor den Kalenden des April, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Domus Aurea - das goldene Haus des Nero

Schon in den ersten Jahren seiner Regierungszeit hatte Nero die Domus Transitoria bauen lassen, einen Teil des kaiserlichen Palastes also, der das Areal auf dem Palatin mit den ebenfalls in kaiserlichem Besitz befindlichen Gärten des Maecenas auf dem Esquilin verbinden sollte. Nachdem die Domus Transitoria zusammen mit großen Teilen des Stadtzentrums in dem großen, neun Tage wütenden Brand von 64 v. Chr. zerstört worden war, ließ Nero die Domus Aurea, das "Goldene Haus", errichten. Sueton beschreibt in seiner Nero-Biographie den neuen Palast:

"In der Eingangshalle des Hauses hatte eine 120 Fuß hohe Kolossalstatue mit dem Porträt Neros Platz. Die ganze Anlage war so groß, dass sie drei Portiken von einer Meile Länge und einen künstlichen See umfasste, der fast ein Meer war, umgeben von Häusern, so groß wie Städte. Dazu kamen Villen mit Feldern, Weinbergen und Weiden, Wälder voller wilder und zahmer Tiere aller Arten. Einige Teile des Hauses waren vollständig vergoldet und mit Gemmen und Muscheln geschmückt. In den Speisesälen gab es bewegliche Decken aus Elfenbein, durch die Blumen herabgeworfen und Parfüm versprengt werden konnte. Der wichtigste von ihnen war kreisrund und bewegte sich bei Tag und bei Nacht ständig, wie die Erde. Die Bäder wurden mit Meer- und Schwefelwasser gespeist. Als Nero nach Abschluss der Bauarbeiten das Haus einweihte, zeigte er sich sehr zufrieden und sagte, dass er jetzt endlich in einem Haus wohne, das eines Menschen würdig sei." (Sueton, Nero, 31)

Sueton hat kaum übertrieben. In Rom kursierten Spottverse, deren berühmtester zweifellos die Aufforderung an die Römer war, in das nahegelegene Veji auszuwandern, da Rom zu einem einzigen Haus geworden sei - vorausgesetzt, Veji gehöre nicht auch schon dazu. (Roma domus fiet: Veios migrate Quirites - si non et Veios occupat ista domus). Die Domus Aurea umfaßte den Palastkomplex auf dem Palatin, das gesamte Tal des Kolosseum, und Teile der umliegenden Hügel. Auf der Velia befand sich an der Stelle des heutigen Tempels der Venus und Roma die Eingangshalle, in der eine 35 Meter hohe Kolossalstatue des Nero aufgestellt war. An der Stelle, die heute das Kolosseum einnimmt, befand sich ein künstlich angelegter See. Von der gewaltigen Anlage, die weniger einem Satdtpalast als vielmehr einem ausgedehnten Landgut glich, ist nur noch ein kleiner Gebäudekomplex auf dem Oppius erhalten. Dessen Grundfläche maß etwa 300 mal 190 Meter, und er war bis zu seiner Zerstörung durch Feuer im Jahr 104 n. Chr. bewohnt. Die Reste wurden in die Fundamente der Trajansthermen integriert und teilweise mit Füllmaterial aufgeschüttet - auf diese Weise blieben sie bis heute in relativ gutem Zustand erhalten. Der Rest der Domus Aurea wurde von Neros Nachfolger Vespasian dem Volk zurückgegeben, nicht zuletzt in Form des Aphitheatrum Flavium.

Heute gelangt man über einen Eingang im Park auf dem Colle Oppio in den Gebäudekomplex, der heute als Domus Aurea bezeichnet wird, aber eigentlich nur einen kleinen Teil davon darstellt. Die erhaltene Anlage wurde später, wie schon erwähnt, in die Fundamente der Trajansthermen integriert. Der größte Teil der Säulen, Marmorverkleidungen und Wandmalereien wurden vorher herausgeschafft, um anderweitig wiederverwendet zu werden. Ein Teil der Räume blieb als Kellergeschoß der neuen Thermenanlage zugänglich. Die heutige Besichtigung führt durch eine Reihe von dunklen Räumen und Gängen, und es fällt schwer, sich die ursprüngliche Wirkung des ehemals lichtdurchfluteten Gebäudes vorzustellen. Die Zimmer auf der Südseite des genau nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Gebäudes verfügten über großzügige Türen, und von der vorgelagerten Porticus genoß man den Blick auf das Tal mit den neuen, weitläufigen Parkanlagen und dem künstlich angelegten See.

Die Ausstattung muss üppig gewesen sein, läßt sich jedoch nur noch an wenigen Fragmenten erahnen. Besonders interessant ist der Umkehrpunkt der modernen Besichtigungstour: Der achteckige Saal (Aula Ottagonala). Der Raum ist mit einer Kuppel überdacht, und die Wände sind dank großzügiger Türöffnungen an den sechs nach allen Seiten kaum vorhanden, so dass die angrenzenden Räume den Saal strahlenförmig umkränzen. Die Südseite des Raumes öffnete sich ebenfalls zu der bereits beschriebenen Porticus und gab den Blick auf das Tal frei. Die Frage nach der Funktion des Raumes wurde verschieden beantwortet. Eine Interpretation besagt, es habe sich dabei um einen der Speiseräume gehandelt, die Sueton beschreibt; die Decke habe Tag und Nacht rotiert und bei festlichen festlichen Anlässen hätten Blütenblätter und wohlriechende Essenzen auf die Gäste geregnet. Archäologisch gibt es allerdings keine entsprechenden Hinweise.

Domus Aurea
Obwohl mittlerweile gänzlich unterirdisch, vermögen die Überreste der Domus Aurea noch immer zu beeindruchen: Sie sind Teil des von Nero nach dem großen Brand erbauten gewaltigen Palastkomplexes.
Adresse:
Via della Domus Aurea
00184 Roma
Giardini di Colle Oppio
Haltestelle:
Metro B "Colosseo", Tram 3 "Colosseo", Busse 60, 75, 85, 87, 117, 186, 571, 810, 850
Öffnungszeiten:
momentan geschlossen
  Behindertengerecht  Audioguides

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