Rom im Netz: Das antike Rom

dies iovis ante diem XIV Kalendas Maias MMDCCLXXVII ab urbe condita
Iuppitertag, 14. Tag vor den Kalenden des Mai, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Caracalla-Thermen

216 n. Chr. eröffnete Kaiser Caracalla die neuen Thermen am Abhang des kleinen Aventin und damit den zweitgrößten Badekomplex Roms - nur die fast einhundert Jahre später von Diokletian gebauten Thermen, die heute der Stazione Termini ihren Namen geben, waren größer. Die Zahl der Badenden, die pro Tag bedient werden konnten, wird auf 6000-8000 geschätzt. Möglicherweise hatte sie noch sein Vater Septimius Severus geplant - begonnen worden war der Bau aber erst im Jahr 212, wie Ziegelstempel belegen. Die Bauzeit hatte damit fünf Jahre betragen, während der täglich im Schnitt rund 9.000 Arbeitskräfte beschäftigt gewesen sein dürften. Wirklich vollendet war die Anlage erst 235, viele der Dekorationen und die Umfassungsanlage wurden erst von Caracallas Nachfolgern fertiggestellt. Heute sind die Caracalla-Thermen die besterhaltene Thermenanlage dieser Größenordnung in Rom, wohl auf der Welt.

Insgesamt erstrecken sich die Caracalla-Thermen über eine Fläche von etwa 340 mal 330 Metern - ein Areal, das am Abhang des kleinen Aventin zunächst geebnet werden musste. Dies geschah mittels einer dreifachen Terrassierung, wobei zwischen der oberen und der unteren Terrasse immerhin ein Höhenunterschied von 14 Metern bestand. So entstand eine Plattform, auf der die Thermen gebaut wurden, während darunter, auf den Ebenen der Terrasierung, Servicetunnel, die Kanalisation und Diensträume entstanden.

Zur Wasserversorgung war extra eine neues Aquädukt gebaut worden. Es mündete an der Südseite der Thermen (der - vom heutigen Eingang aus gesehen - Rückseite) in einem gewaltigen castellum aquae (Zisternenanlage), die von einer flachen Exedra verdeckt wurden (16). Von der Zisterne aus wurde das Wasser unter Druck durch Bleileitungen zu den verschiedenen Becken und Brunnen geleitet, das Abwasser durch einen zentralen, 10 Meter unter der Anlage gelegenen Kanal abgeleitet. Unter dem Caldarium - dem Warmbad - befanden sich die Anlagen zur Heizung der Räume und des Wasser. Rund 50 praefurnia - Heizöfen - muss es gegeben haben, die pro Tag etwa 10 Tonnen Brennholz verfeuern konnten, das unterirdisch eingelagert wurde - Platz für rund 2.000 Tonnen war vorhanden.

Die Caracalla-Thermen entsprechen in ihrem Aufbau dem Typus der "großen kaiserlichen Thermen". Der Besucher betrat die Thermen durch den Eingang (1) und befand sich dann in einem Vorraum der Natatio (13), des großen Kalt-Schwimmbeckens. Von dort begab er sich ins Apodyterium, den Umkleideraum, dem sich ein 20 x 50 Meter großer Sportplatz (3) anschloss. Von hier aus erreichte er die anschließenden Räume (5, 6, 7), bei denen es sich um Laconica, um Schwitzbäder handelte. Über einen Durchgangsraum (8) kam man ins Caldarium (9), das Warmbad. Von dem runden Saal steht nur noch ein Teil: Er hatte ein Kuppeldach, das auf acht Pfeilern ruhte, und dessen Durchmesser 36 Meter betrug - nur wenig kleiner als die Kuppel des Pantheon.

Die gleiche Raumfolge konnte man auf dem spiegelbildlich gleichen linken Flügel der Thermen durchlaufen, die man durch einen zweiten Eingang betrat. Erst im Caldarium vereinigten sich die Besucherströme. Nach dem Heißbad folgte das Laubad im Tepidarium (10), einem kleinen Raum mit zwei seitlichen Becken. Dann beendete man das Baderitual, indem man in der großen Halle des Frigidarium (11) einem Sprung ins die Kaltwasserbecken wagte oder sich in die Natatio (13), das große, nicht überdachte Schwimmbecken, begab. Die große Halle des Frigidariums maß 58 mal 24 Meter und war von drei Kreuzgewölben überspannt - innovative Architektur, die viele spätere Bauwerke inspirierte (etwa die Maxentius-Basilica, aber auch die Pennsylvania Station in New York, die die Architektur genau imitiert). Abgesehen von den hohen Hallen waren das Gebäude zweistöckig, und an manchen Stellen sind die Zwischenböden und Treppenaufgänge noch zu erkennen. In den oberen Räumen wurde konnte man möglicherweise Massagen oder andere "Wellness"-Anwendungen genießen. Natürlich konnte der Besucher den Basezyklus jederzeit unterbrechen oder sich - etwa im Sommer - direkt ins Freibad (natatio) begeben.

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Mosaikfußboden mit geometrischem Muster
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Quelle: Roma Antiqua

Wie üblich war das eigentliche Badegebäude von einer parkähnlichen Anlage umgeben, in deren Umfassungsmauer sich ebenfalls Räume befanden, etwa in den beiden Exedren an den Schmalseiten (15). Besonders bemerkenswert ist die Bibliothek (16), die eine Größe von 38 mal 22 Metern. In den Wänden befinden sich 32 Nischen, in denen die Schriftrollen aufbewahrt wurden. Vor den Wänden verlief eine gemauerte Bank, auf der es sich diejenigen bequem machen konnten, die eine der Schriftrollen aus den Regalen genommen hatten, um sie zu lesen. Nebend er Bibliothek führte eine monumentale Treppe den Abhang des kleinen Aventin hinauf, durch die man - vom Hügel kommend - die Thermen betreten konnte.

Das Treiben in einem öffentlichen Bad hat sehr eindrucksvoll Seneca an seinen Freund Lucilius beschrieben - zwar nicht aus den Caracallathermen, aber aus Baiae, dem bevorzugten Badeort der römischen Haute-Volé am Golf von Neapel:

Und nun ertönt von allen Seiten Lärm jeder Art: ich wohne direkt über einem öffentlichen Bad. Stell Dir all die Geräusche vor, die uns unsere Ohren hassen machen: Wenn die starken Männer mit Gewichten in den Händen Übungen machen und sich anstrengen, oder doch so tun, als würden sie sich anstrengen, höre ich jedes Mal ihr Ächzen und das furchtbar unangenehme Zischen und Pfeifen ihres Atems. Kommt ein Fauler daher, der damit zufrieden ist, gewöhnlich gesalbt zu werden, höre ich die verschiedenen Geräusche der Hand, die auf die Schultern klatscht [...]. Wenn schließlich der Ballspieler ankommt und beginnt, die Punkte zu zählen, dann ist Schluss. Jetzt stell Dir noch einen vor, der auf Streit aus ist, einen auf frischer Tat ertappten Dieb und einen, der sich im Bade gern selbst reden hört. Dazu noch die, die mit lautem Platschen ins Becken springen [...] Dann gibt es noch die hohe Fistelstimme, die der Kerl unentwegt beim Depilieren seiner Kunden gebraucht, weil er so leichter zu verstehen ist. Er hält nur den Mund, wenn er Achselhaare ausreist und damit den Klienten schreien lässt. Stell Dir die mannigfaltigen Rufe der Getränke-, Wurst- und Gebäckverkäufer vor, und in welchem Ton die Ladenbesitzer ihre Waren anpreisen. (Seneca, epist., 56)

Rund drei Jahrhunderte nach ihrer Eröffnung wurden die Thermen aufgegeben, als Vitigis, König der Goten, während einer Belagerung die Aquädukte abschnitt und damit die Wasserversorgung lahm legte. Zudem befanden sie sich weit außerhalb des Zentrums und gerieten in Vergessenheit. Während des frühen Mittelalters wurden sie möglicherweise als Pilgerfriedhof verwendet. Ab dem 12. Jahrhundert diente das verlassene Gemäuer als Steinbruch.

Caracallathermen

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216 n. Chr. eröffnete Kaiser Caracalla seine Thermen am Abhang des kleinen Aventin. Sie waren der zweitgrößte jemals gebaute Badekomplex Roms - nur die fast einhundert Jahre später von Diokletian gebauten Thermen, die heute der Stazione Termini ihren Namen geben, waren größer.
Adresse:
Via delle Terme di Caracalla 52
00184
Tel. 06 39967700
Haltestelle:
Metro B "Circo Massimo", Tram 3 "Circo Massimo", Busse 118, 628, 671, 714
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Öffnungszeiten:
9 Uhr-1 Stunde vor Sonnenuntergang, montags 9-14 Uhr
Eintritt:
7 EUR, zusammen mit dem Grabmal der Caecilia Metella, dem Circus des Maxentius und der Villa dei Quintili (Appia Antica Card), gültig 7 Tage, reduziert 4 EUR
  Behindertengerecht  Audioguides  Hier gilt der Roma Pass  Hier gilt die Roma Archeologia Card

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